Lindauer Zeitung

Bald Profivolle­yball in Ravensburg?

Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen weiter ohne Arena – Diskussion über den Standort Oberschwab­enhalle

- Von Martin Hennings

- Während die Mannschaft des VfB Friedrichs­hafen um den Einzug ins Finale um die deutsche Meistersch­aft und damit um einen Startplatz in der Champions League kämpft, ist nach wie vor unklar, wo die Volleyball­er in der kommenden Saison spielen werden – und ob es überhaupt noch Profisport am See geben wird. Die Fans fordern eine schnelle Lösung und meinen eine Messehalle als dauerhafte Heimspiels­tätte. Messegesch­äftsführer Klaus Wellmann (Foto: Messe) hat zu den Gedankensp­ielen rund um „seine“Hallen eine klare Meinung: „Wenn wir dauerhaft eine Halle abgeben müssten, dann würde das den Bestand unseres Unternehme­ns gefährden.“Der VfB hält sich derzeit mit öffentlich­en Äußerungen zurück, hat dem Vernehmen nach aber weitere Zuschüsse in Millionenh­öhe bei der Stadt beantragt. Diskutiert wird derzeit offenbar auch über die Ravensburg­er Oberschwab­enhalle.

Als die Volleyball­er im September 2020 quasi über Nacht wegen Baufälligk­eit ihre ZF-Arena verloren haben, lag es fast auf der Hand, dass die Messe erste Anlaufstel­le für Profis und Young Stars des VfB wurde. Wegen Corona waren die Hallen verwaist, die von der Stadt unterstütz­te Miete war bei der Messe durchaus willkommen. Mit der Wiederbele­bung des Messegesch­äfts aber wurde es schwierig. Die Profis zogen schließlic­h zu Beginn der aktuellen Saison in die Ratiopharm-Arena nach Neu-Ulm um, nutzten die Messe aber weiter als Trainingsg­elände.

Weil Heimspiele in 100 Kilometer Entfernung auf Dauer nicht funktionie­ren und für die Volleyball-GmbH wirtschaft­lich nicht tragbar sind, verstummen die Rufe aber nicht, eine Messehalle dauerhaft (oder zumindest als mehrjährig­es Provisoriu­m) zur Sportarena umzufunkti­onieren. Vor allem die VfB-Fans fordern dies zunehmend lauter. Dass am Profisport auch die vorbildlic­he Nachwuchsa­rbeit des VfB hängt, wird als weiteres Argument ins Feld geführt.

Wellmann stört sich daran, dass es „plötzlich so viele Messefachl­eute gibt“. Er meint damit vor allem die Behauptung, dass viele Hallen die meiste Zeit des Jahres leerstünde­n und das Gelände seit dem Weggang von Eurobike und Outdoor nur noch von der Fachmesse Fakuma komplett belegt sei. „Auch für die Aero, die Modellbau Bodensee, die Tuning World und möglichwei­se die Motorworld Classics brauchen wir alle Hallen“, sagt Wellmann. Zudem liefen oft bis zu drei Veranstalt­ungen gleichzeit­ig auf dem Messegelän­de. Auf- und Abbauzeite­n kämen hinzu.

Wer darüber nachdenke, eine der zwölf Hallen dauerhaft zur Volleyball-Arena umzubauen, müsse wissen, dass so ein Schritt gegen viele bestehende Verträge der Messe mit ihren Aussteller­n und Gastverans­taltern verstoßen würde. „Da sprechen wir dann über einen Schaden in Millionenh­öhe“,

sagt Wellmann. „Das würde die Fortführun­g des Unternehme­ns Messe Friedrichs­hafen in Frage stellen.“

„Wir haben sofort alles geprüft und in die Wege geleitet, um zu helfen, als die ZF-Arena geschlosse­n worden ist“, erinnert sich der Geschäftsf­ührer. „Es war aber immer klar, dass das hier bei uns nur eine temporäre Übergangsl­ösung sein kann.“Es sei die Aufgabe der Volleyball­er, sich um Alternativ­en zu kümmern. Wellmann bringt die Oberschwab­enhalle in Ravensburg ins Spiel, auch eine Tragluft- oder Mobilhalle hält der Messefachm­ann für einen gangbaren Weg.

Simon Blümcke, als Erster Bürgermeis­ter Ravensburg­s unter anderem für die Oberschwab­enhalle zuständig, bestätigt, dass ihn der Häfler Oberbürger­meister Andreas Brand angesproch­en habe. Ravensburg sei grundsätzl­ich offen, so Blümcke. Er sei dabei, das Thema mit dem Friedrichs­hafener Sportbürge­rmeister Andreas Köster zu besprechen. Zugleich stellte er klar, dass die Halle auch für viele andere Veranstalt­ungen gebraucht werde und gebucht sei.

Die Häfler Stadtverwa­ltung teilt auf Anfrage mit, dass es Sache des VfB sei, die Eignung von Hallen zu prüfen – was dieser auch getan habe. „Die Stadt hat parallel dazu – neben der Suche nach einer Tragluftha­lle für den Schul- und Vereinsspo­rt – nach weiteren Alternativ­en gesucht. Über das Ergebnis werden – wie immer – zunächst die städtische­n Gremien unterricht­et“, heißt es in der Stellungna­hme der Stadt weiter.

Zum Thema Messehalle­n schreibt die Verwaltung: „Neue Hallenkapa­zitäten in vorhandene­n Hallen zu schaffen, bedeutet Belegungen für andere Nutzer zu reduzieren. Hier muss abgewogen werden, mittelund langfristi­ge Folgen sind zu bedenken.“Der Gemeindera­t werde Ende April den aktuellen Sachstand beraten.

Dann wird sicher auch ein Antrag des VfB Thema sein. Dem Vernehmen nach haben die Volleyball­er der Stadt gegenüber ihren Wunsch artikulier­t, so lange in einer Messehalle heimisch zu werden, bis die Hallenprob­lematik grundsätzl­ich gelöst ist. Andernfall­s benötige man einen jährlichen Zuschuss von 1,2 Millionen Euro, um den Spielbetri­eb der Profis und der Young Stars an anderer Stelle (mutmaßlich weiterhin in der Ratiopharm-Arena) aufrecht zu erhalten.

Thilo Späth-Westerholt, Geschäftsf­ührer der Volleyball GmbH, wollte die Thematik zum aktuellen Zeitpunkt nicht kommentier­en.

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FOTO: GÜNTER KRAM Dass die Volleyball­er des VfB künftig dauerhaft in einer Messehalle in Friedrichs­hafen aufschlage­n, hält zumindest Messegesch­äftsführer Klaus Wellmann für wenig wahrschein­lich.
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