Bald Profivolleyball in Ravensburg?
Volleyballer des VfB Friedrichshafen weiter ohne Arena – Diskussion über den Standort Oberschwabenhalle
- Während die Mannschaft des VfB Friedrichshafen um den Einzug ins Finale um die deutsche Meisterschaft und damit um einen Startplatz in der Champions League kämpft, ist nach wie vor unklar, wo die Volleyballer in der kommenden Saison spielen werden – und ob es überhaupt noch Profisport am See geben wird. Die Fans fordern eine schnelle Lösung und meinen eine Messehalle als dauerhafte Heimspielstätte. Messegeschäftsführer Klaus Wellmann (Foto: Messe) hat zu den Gedankenspielen rund um „seine“Hallen eine klare Meinung: „Wenn wir dauerhaft eine Halle abgeben müssten, dann würde das den Bestand unseres Unternehmens gefährden.“Der VfB hält sich derzeit mit öffentlichen Äußerungen zurück, hat dem Vernehmen nach aber weitere Zuschüsse in Millionenhöhe bei der Stadt beantragt. Diskutiert wird derzeit offenbar auch über die Ravensburger Oberschwabenhalle.
Als die Volleyballer im September 2020 quasi über Nacht wegen Baufälligkeit ihre ZF-Arena verloren haben, lag es fast auf der Hand, dass die Messe erste Anlaufstelle für Profis und Young Stars des VfB wurde. Wegen Corona waren die Hallen verwaist, die von der Stadt unterstützte Miete war bei der Messe durchaus willkommen. Mit der Wiederbelebung des Messegeschäfts aber wurde es schwierig. Die Profis zogen schließlich zu Beginn der aktuellen Saison in die Ratiopharm-Arena nach Neu-Ulm um, nutzten die Messe aber weiter als Trainingsgelände.
Weil Heimspiele in 100 Kilometer Entfernung auf Dauer nicht funktionieren und für die Volleyball-GmbH wirtschaftlich nicht tragbar sind, verstummen die Rufe aber nicht, eine Messehalle dauerhaft (oder zumindest als mehrjähriges Provisorium) zur Sportarena umzufunktionieren. Vor allem die VfB-Fans fordern dies zunehmend lauter. Dass am Profisport auch die vorbildliche Nachwuchsarbeit des VfB hängt, wird als weiteres Argument ins Feld geführt.
Wellmann stört sich daran, dass es „plötzlich so viele Messefachleute gibt“. Er meint damit vor allem die Behauptung, dass viele Hallen die meiste Zeit des Jahres leerstünden und das Gelände seit dem Weggang von Eurobike und Outdoor nur noch von der Fachmesse Fakuma komplett belegt sei. „Auch für die Aero, die Modellbau Bodensee, die Tuning World und möglichweise die Motorworld Classics brauchen wir alle Hallen“, sagt Wellmann. Zudem liefen oft bis zu drei Veranstaltungen gleichzeitig auf dem Messegelände. Auf- und Abbauzeiten kämen hinzu.
Wer darüber nachdenke, eine der zwölf Hallen dauerhaft zur Volleyball-Arena umzubauen, müsse wissen, dass so ein Schritt gegen viele bestehende Verträge der Messe mit ihren Ausstellern und Gastveranstaltern verstoßen würde. „Da sprechen wir dann über einen Schaden in Millionenhöhe“,
sagt Wellmann. „Das würde die Fortführung des Unternehmens Messe Friedrichshafen in Frage stellen.“
„Wir haben sofort alles geprüft und in die Wege geleitet, um zu helfen, als die ZF-Arena geschlossen worden ist“, erinnert sich der Geschäftsführer. „Es war aber immer klar, dass das hier bei uns nur eine temporäre Übergangslösung sein kann.“Es sei die Aufgabe der Volleyballer, sich um Alternativen zu kümmern. Wellmann bringt die Oberschwabenhalle in Ravensburg ins Spiel, auch eine Tragluft- oder Mobilhalle hält der Messefachmann für einen gangbaren Weg.
Simon Blümcke, als Erster Bürgermeister Ravensburgs unter anderem für die Oberschwabenhalle zuständig, bestätigt, dass ihn der Häfler Oberbürgermeister Andreas Brand angesprochen habe. Ravensburg sei grundsätzlich offen, so Blümcke. Er sei dabei, das Thema mit dem Friedrichshafener Sportbürgermeister Andreas Köster zu besprechen. Zugleich stellte er klar, dass die Halle auch für viele andere Veranstaltungen gebraucht werde und gebucht sei.
Die Häfler Stadtverwaltung teilt auf Anfrage mit, dass es Sache des VfB sei, die Eignung von Hallen zu prüfen – was dieser auch getan habe. „Die Stadt hat parallel dazu – neben der Suche nach einer Traglufthalle für den Schul- und Vereinssport – nach weiteren Alternativen gesucht. Über das Ergebnis werden – wie immer – zunächst die städtischen Gremien unterrichtet“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt weiter.
Zum Thema Messehallen schreibt die Verwaltung: „Neue Hallenkapazitäten in vorhandenen Hallen zu schaffen, bedeutet Belegungen für andere Nutzer zu reduzieren. Hier muss abgewogen werden, mittelund langfristige Folgen sind zu bedenken.“Der Gemeinderat werde Ende April den aktuellen Sachstand beraten.
Dann wird sicher auch ein Antrag des VfB Thema sein. Dem Vernehmen nach haben die Volleyballer der Stadt gegenüber ihren Wunsch artikuliert, so lange in einer Messehalle heimisch zu werden, bis die Hallenproblematik grundsätzlich gelöst ist. Andernfalls benötige man einen jährlichen Zuschuss von 1,2 Millionen Euro, um den Spielbetrieb der Profis und der Young Stars an anderer Stelle (mutmaßlich weiterhin in der Ratiopharm-Arena) aufrecht zu erhalten.
Thilo Späth-Westerholt, Geschäftsführer der Volleyball GmbH, wollte die Thematik zum aktuellen Zeitpunkt nicht kommentieren.