Lindauer Zeitung

Des Kaspers Zukunft liegt im Wangener Bahnhof

Vorerst gibt es aber Vorführung­en in Wangener Kulturstät­ten und der Gastronomi­e

- Von Susi Weber

- Zum Jahreswech­sel hat das Wangener Puppenthea­ter seine Räume an der Langen Gasse abgegeben. Doch die Zukunft ist inzwischen beschlosse­ne Sache: In Kooperatio­n mit dem Altstadt- und Museumsver­ein (AMV) wird es vorerst Aufführung­en in der Eselmühle und später in der Badstube geben. Anschließe­nd bezieht Sven von Falkowski, alias „Max Bundschuh“, mit dem „Puppenthea­ter am Gleis eins“im Spätherbst seine neuen Theaterräu­me im Wangener Bahnhof. Auch darüber hinaus hat der Wangener Puppenspie­ler so einiges zu erzählen. Zum Beispiel darüber, wie es den Kindern gerade geht und was sie aus der Corona-Zeit mitbringen.

„Mein diesjährig­es Weihnachts­stück plane ich im neuen Bahnhof“, erzählt Sven von Falkowski. Sein Figuren-Theater hat mit „Puppenthea­ter am Gleis eins“bereits einen Namen erhalten: „Ich blicke dann, im rückwärtig­en Teil des Gebäudes, direkt auf die Schienen.“

Mit Garderobe und Theatersaa­l wird das Theater zwar deutlich kleiner sein als bislang, dennoch freut sich von Falkowski bereits jetzt auf das derzeit noch im Umbau befindlich­e Gebäude: „Ich glaube, es gibt in ganz Deutschlan­d kein Theater, das so eng verschmolz­en ist mit der Bahn.“

Er will deshalb versuchen, die Spielzeite­n an den Fahrplan anzupassen, damit auch Kinder, Eltern, Großeltern oder andere von außerhalb Wangens problemlos an- und wieder abreisen können – und gegebenenf­alls das eine mit dem anderen Erlebnis verbinden.

Bis es so weit ist, wird Wangens Puppenspie­ler nicht untätig sein. Mit dem AMV ist er unter dem Motto „Wangen – eine Stadt voller Kasperaben­teuer“gerade eine Kooperatio­n eingegange­n, die in Kürze beginnen wird: „Wir wollen in die Eselmühle und in die Badstube. Meine Stücke habe ich an die historisch­en Gegebenhei­ten angepasst.“

Ab 7. August wird von Falkowski dann auch am Sonntagmor­gen, 11 Uhr, bei gutem Wetter immer wieder im Freibad Kasper, die Großmutter und Co. auspacken und sie in ungewöhnli­cher Atmosphäre zum Leben erwecken. Mit Stoffels Stadtbräu hat er zudem eine neue Stätte gefunden, in der er in der Lounge seine Erwachsene­nstücke spielen kann und wird.

Und wie ist es ihm sonst so in der Coronazeit ergangen? „Ich habe überlebt“, sagt von Falkowski – und betont die ungeheure Solidaritä­t, die er in Wangen erfahren hat: „Ich hatte staatliche Unterstütz­ung und eine ganze Stadt hinter mir. Das ist auch psychologi­sch eine ganz wichtige Sache gewesen.“

Er wisse, dass er damit auch viel Glück gehabt habe: „Kollegen von mir hat es reihenweis­e gekillt. Viele sind abgewander­t in andere Berufe.“Auch wenn er – erstmals nach 20 Jahren – seine Eintrittsp­reise erhöht habe, gelten die (gelben) Gutscheine weiter für jene, die ihn in nicht allzu guten Zeiten unterstütz­t haben.

Erschreckt sei er hingegen über den Zustand der Kinder: Aufmerksam­keit, Konzentrat­ion, Sprache – all’ diese Kompetenze­n seien „spürbar rückwärtsg­egangen“, sagt Sven von Falkowski, der schon seit längerem wieder regelmäßig in Kindergärt­en und Schulen sein Programm aufführt: „Man merkt, dass diese zwei Jahre bei den Kindern etwas angerichte­t haben. Und ich erlebe auch Erzieherin­nen an ihren Grenzen.“

Überzeugt ist der Puppenspie­ler hingegen, dass sämtliche inaktive Medien wie Ipad, Iphone oder auch das TV-Gerät nicht kindgerech­t seien und deren „Überstülpe­n“auf die junge Generation „vielleicht modern, aber einfach auch nur Quatsch“sei: „Ich erlebe gerade Viertkläss­ler, die das Puppenthea­ter einfach nur feiern. Man sieht jetzt anhand der Entwicklun­g, wie systemrele­vant Kultur, Bücher, Kino und Co. wirklich sind.“

Die gesellscha­ftliche Schere sei seiner Erfahrung und Meinung nach überdies weiter auseinande­rgedriftet: „Viele Erzieherin­nen und auch Lehrer melden mir zurück: Wir sind so froh, dass du wieder kommst.“Und endlich wieder Lachen in den Bildungsst­ätten zu hören sei.

Mit „Max Buntschuh“hat sich Sven von Falkowski oder auch „Max, der Puppenspie­ler“im Übrigen einen „neuen“Namen zugelegt: „Ich fand den Künstlerna­men Max, nach meinem großen Vorbild Max Jakob, schon immer passender für einen Puppenspie­ler als mein bürgerlich­er Name Sven“. Kein großes Geheimnis sei seine Vorliebe für bunte Schuhe: „Auf einem Bauernhof in der Nähe von Lindau nannten mich die Kinder lachend nur Direktor Buntschuh.“Kindermund und Dagewesene­s brachten dann die Mischung. Und: Bunt soll es ja nun schließlic­h auch weitergehe­n.

„Kasper und der Museumssch­atz“ist am 24. April, 15. Mai, 12. und 26. Juni, jeweils um 14 Uhr und in der Eselmühle zu sehen. Eine Reservieru­ng ist unbedingt erforderli­ch unter der Rufnummer 07522 / 91 43 53. Mehr zu Max Bundschuh lässt sich über www.wangener-puppenthea­ter.de erfahren.

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FOTO: SUSI WEBER Die Eselmühle wird Auftrittss­tätte des Wangener Puppenthea­ters, das eine Kooperatio­n mit dem Altstadt- und Museumsver­ein (AMV) eingegange­n ist. Unser Bild zeigt Marion Einhauser (links) und Katharina Blocher vom AMV sowie Sven von Falkowski.

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