Freiburger Gretchenfrage
Der 12. Mann – wenn es um die Fans geht, so wertvoll für jede Mannschaft. Für den FC Bayern München aktuell aber ein massives Ärgernis. Für knapp 20 Sekunden waren zwölf Spieler auf dem Platz. Nur ein Lapsus? Klar und verständlich, dass die Bayern die Angelegenheit herunterspielen. Es sei „nichts Spielentscheidendes“gewesen, betonte Trainer Julian Nagelsmann. Richtig, die wenigen Sekunden Überzahl führten nicht zu einem Tor. Andererseits muss nun der DFB und sein Sportgericht entscheiden, was die Wechselpanne für Konsequenzen hat. Die Gretchenfrage zuvor aber lautet: Legen die Freiburger offiziell Einspruch ein gegen die Spielwertung? Von Seiten der SC-Verantwortlichen hielt man sich bedeckt. Nun befinden sie sich nach dem 1:4 in einem moralischen Dilemma. Verständlich und nachvollziehbar, dass der SC, der ach so sympathische und landesweit beliebte Ganz-Andere-Club, nun nicht den Spielverderber geben möchte. Ein schlechter Verlierer? Nein, rein rechtlich wäre der Einspruch erstmal legitim und berechtigt, aber angesichts des Spielstandes und der wenigen Sekunden Überzahl der Bayern total übertrieben. Ein sauberes Verfahren könnte jedoch Transparenz in den Fall bringen.
Die Freiburger überlegen nun: Sammeln sie Fairnesspreise, weil sie darauf verzichten, Protest einzulegen? Oder erreichen sie am Ende womöglich erst dank der drei sportlich ungerechtfertigten, aber am grünen Tisch zugesprochenen Zusatzpunkte die millionenschwere Champions League? Also unterm Strich: Geld oder Moral?