Ersatzsanitäter Kalajdzic
Kopfverletzung von Fabian Klos überschattet das Remis zwischen Bielefeld und Stuttgart
(SID) - Das heiß umkämpfte Kellerduell auf der Alm ging in die Schlussphase, als die Fans von Arminia Bielefeld dem gegnerischen Torschützen lautstark Beifall spendeten. Tief in der Nachspielzeit hatte Stuttgarts Sasa Kalajdzic menschliche Größe bewiesen, während die Ostwestfalen um die Gesundheit ihrer Vereins-Ikone Fabian Klos bangten. „Ich habe nur gesehen, dass er am Kopf angeschlagen war. Immer, wenn sowas passiert, geht es um sofortige Hilfe“, sagte Kalajdzic. Die 1:1 (0:1)-Punkteteilung zwischen der Arminia Bielefeld und dem VfB geriet zur Nebensache. Viel wichtiger als die tabellarischen Folgen war die Frage: Wie geht es Klos?
Der eingewechselte Arminia-Rekordtorschütze verbrachte die Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus. Eine Diagnose steht weiterhin aus, denn die Arminia gab in einer Pressemitteilung am Sonntag lediglich eine schwere Kopfverletzung bei Klos, der bis auf Weiteres ausfällt, bekannt. Trainer Frank Kramer sprach nach der Partie von „Hämatomen“und bestätigte, dass sein Angreifer „benommen“gewesen sei.
Klos und Teamkollege Alessandro Schöpf waren in der Nachspielzeit mit den Köpfen zusammengeprallt. Sofort deuteten die umstehenden Spieler an, dass Sanitäter benötigt werden. Weil die Mediziner eher langsam zum Unfallort joggten als hineilten, lief Kalajdzic ihnen entgegen, nahm die Trage an sich und sprintete in Richtung Klos.
„Dem Sasa ist es halt einfach zu langsam gegangen. Da er sich, was den Speed angeht, wahrscheinlich überlegen gefühlt hat gegenüber den Sanitätern, hat er das beschleunigt“, beschrieb Kramer die Szene und bedankte sich. Der Trainer war über die Maßen vom österreichischem Stürmer beeindruckt, der den VfB per Handelfmeter in Führung gebracht hatte. „Ich fand es außergewöhnlich. Das zeigt bei aller Rivalität, dass die Jungs ein gutes Miteinander haben. Das vergisst man oft“, sagte er: „Es ging dem Sasa um nichts anderes als um Fabian Klos.“
Dem droht nun ein bitterer Abschied nach elf Jahren bei den Ostwestfalen. Mitte Februar hatte Klos angekündigt, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, womöglich war der Zusammenprall also seine letzte Aktion im Arminia-Trikot.
Kramer wollte daran noch keinen Gedanken verschwenden. „Momentan geht es nur um seine Gesundheit, alles andere spielt keine Rolle.“
Trotz aller Sorgen um Klos gab es auch Positives – zumindest aus Arminia-Sicht: Florian Krüger beendete durch seinen ersten Bundesligatreffer
die mit 455 erfolglosen Minuten längste Flaute der Bielefelder Vereinsgeschichte – und brachte seinem Team nach vier Pleiten wieder Zählbares ein, auch wenn die Stuttgarter generell mehr vom Spiel hatten.
Der VfB Stuttgart kann nur hoffen, dass die zwei liegengelassenen Punkte am Ende der Saison nicht schwerer wiegen, als es nach dem Schlusspfiff zunächst aussah. Zwar setzte sich der VfB mit dem 1:1 (1:0) beim direkten Konkurrenten Arminia Bielefeld einen Punkt von der Abstiegszone der Bundesliga ab. Bei mehr Ruhe und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor hätten es aber auch drei auf den Relegationsplatz sein können. An den verbleibenden sechs Spieltagen könnte das noch eine Rolle spielen, ist der Abstiegskampf doch nach wie vor sehr eng. „Es fühlt sich wie zwei Punkte zu wenig an für die Leistung, die wir abgerufen haben beziehungsweise die Chancen, die wir hatten“, erklärte Trainer Pellegrino Matarazzo. Sven Mislintat aber sah zunächst einmal vor allem das Positive. „Wir haben es in der eigenen Hand“, sagte der Stuttgarter Sportdirektor. Das Restprogramm habe es zwar in sich. Doch mit Ausnahme vielleicht des Duells am vorletzten Spieltag bei Rekordmeister FC Bayern München bemacht „Die Jungs haben ihr Herz auf dem Platz gelassen“, sagte Kramer.
Krüger bestrafte den Stuttgarter Chancenwucher und sorgte dafür, dass die Arminia auf Relegationsplatz 16 vorrückte – nur einen Punkt sitze der VfB in jeder Partie eine Siegchance – auch am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) zu Hause gegen den Tabellenzweiten Borussia Dortmund. Dabei war auch Mislintat klar, dass die Stuttgarter vor den 26 011 Zuschauern „drei Punkte klar verdient gehabt hätten“. Die Mannschaft habe es sehr gut gehinter dem VfB. „Wenn wir keine Chancen hätten, würde mich das noch mehr ärgern“, sagte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo. Seine Genesungswünsche in Richtung Klos hatte er da längst ausgesprochen.