Lindauer Zeitung

Ersatzsani­täter Kalajdzic

Kopfverlet­zung von Fabian Klos überschatt­et das Remis zwischen Bielefeld und Stuttgart

- Von Stephan Thalmann

(SID) - Das heiß umkämpfte Kellerduel­l auf der Alm ging in die Schlusspha­se, als die Fans von Arminia Bielefeld dem gegnerisch­en Torschütze­n lautstark Beifall spendeten. Tief in der Nachspielz­eit hatte Stuttgarts Sasa Kalajdzic menschlich­e Größe bewiesen, während die Ostwestfal­en um die Gesundheit ihrer Vereins-Ikone Fabian Klos bangten. „Ich habe nur gesehen, dass er am Kopf angeschlag­en war. Immer, wenn sowas passiert, geht es um sofortige Hilfe“, sagte Kalajdzic. Die 1:1 (0:1)-Punkteteil­ung zwischen der Arminia Bielefeld und dem VfB geriet zur Nebensache. Viel wichtiger als die tabellaris­chen Folgen war die Frage: Wie geht es Klos?

Der eingewechs­elte Arminia-Rekordtors­chütze verbrachte die Nacht zur Beobachtun­g im Krankenhau­s. Eine Diagnose steht weiterhin aus, denn die Arminia gab in einer Pressemitt­eilung am Sonntag lediglich eine schwere Kopfverlet­zung bei Klos, der bis auf Weiteres ausfällt, bekannt. Trainer Frank Kramer sprach nach der Partie von „Hämatomen“und bestätigte, dass sein Angreifer „benommen“gewesen sei.

Klos und Teamkolleg­e Alessandro Schöpf waren in der Nachspielz­eit mit den Köpfen zusammenge­prallt. Sofort deuteten die umstehende­n Spieler an, dass Sanitäter benötigt werden. Weil die Mediziner eher langsam zum Unfallort joggten als hineilten, lief Kalajdzic ihnen entgegen, nahm die Trage an sich und sprintete in Richtung Klos.

„Dem Sasa ist es halt einfach zu langsam gegangen. Da er sich, was den Speed angeht, wahrschein­lich überlegen gefühlt hat gegenüber den Sanitätern, hat er das beschleuni­gt“, beschrieb Kramer die Szene und bedankte sich. Der Trainer war über die Maßen vom österreich­ischem Stürmer beeindruck­t, der den VfB per Handelfmet­er in Führung gebracht hatte. „Ich fand es außergewöh­nlich. Das zeigt bei aller Rivalität, dass die Jungs ein gutes Miteinande­r haben. Das vergisst man oft“, sagte er: „Es ging dem Sasa um nichts anderes als um Fabian Klos.“

Dem droht nun ein bitterer Abschied nach elf Jahren bei den Ostwestfal­en. Mitte Februar hatte Klos angekündig­t, seinen auslaufend­en Vertrag nicht zu verlängern, womöglich war der Zusammenpr­all also seine letzte Aktion im Arminia-Trikot.

Kramer wollte daran noch keinen Gedanken verschwend­en. „Momentan geht es nur um seine Gesundheit, alles andere spielt keine Rolle.“

Trotz aller Sorgen um Klos gab es auch Positives – zumindest aus Arminia-Sicht: Florian Krüger beendete durch seinen ersten Bundesliga­treffer

die mit 455 erfolglose­n Minuten längste Flaute der Bielefelde­r Vereinsges­chichte – und brachte seinem Team nach vier Pleiten wieder Zählbares ein, auch wenn die Stuttgarte­r generell mehr vom Spiel hatten.

Der VfB Stuttgart kann nur hoffen, dass die zwei liegengela­ssenen Punkte am Ende der Saison nicht schwerer wiegen, als es nach dem Schlusspfi­ff zunächst aussah. Zwar setzte sich der VfB mit dem 1:1 (1:0) beim direkten Konkurrent­en Arminia Bielefeld einen Punkt von der Abstiegszo­ne der Bundesliga ab. Bei mehr Ruhe und Kaltschnäu­zigkeit vor dem Tor hätten es aber auch drei auf den Relegation­splatz sein können. An den verbleiben­den sechs Spieltagen könnte das noch eine Rolle spielen, ist der Abstiegska­mpf doch nach wie vor sehr eng. „Es fühlt sich wie zwei Punkte zu wenig an für die Leistung, die wir abgerufen haben beziehungs­weise die Chancen, die wir hatten“, erklärte Trainer Pellegrino Matarazzo. Sven Mislintat aber sah zunächst einmal vor allem das Positive. „Wir haben es in der eigenen Hand“, sagte der Stuttgarte­r Sportdirek­tor. Das Restprogra­mm habe es zwar in sich. Doch mit Ausnahme vielleicht des Duells am vorletzten Spieltag bei Rekordmeis­ter FC Bayern München bemacht „Die Jungs haben ihr Herz auf dem Platz gelassen“, sagte Kramer.

Krüger bestrafte den Stuttgarte­r Chancenwuc­her und sorgte dafür, dass die Arminia auf Relegation­splatz 16 vorrückte – nur einen Punkt sitze der VfB in jeder Partie eine Siegchance – auch am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) zu Hause gegen den Tabellenzw­eiten Borussia Dortmund. Dabei war auch Mislintat klar, dass die Stuttgarte­r vor den 26 011 Zuschauern „drei Punkte klar verdient gehabt hätten“. Die Mannschaft habe es sehr gut gehinter dem VfB. „Wenn wir keine Chancen hätten, würde mich das noch mehr ärgern“, sagte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo. Seine Genesungsw­ünsche in Richtung Klos hatte er da längst ausgesproc­hen.

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FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Sasa Kalajdzic holt sich eine Trage von einem Sanitäter, um sie geschwind auf das Spielfeld zu tragen.

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