Lindauer Zeitung

Von Doha nach Sinsheim

Nach WM-Auslosung startet Flick mit richtigem Gespür in die Turniervor­bereitung

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(SID) - Hansi Flick verabschie­dete sich müde, aber zufrieden. Für den Blitzstart in die WM-Vorbereitu­ng hatte sich der Bundestrai­ner keine 24 Stunden nach der Auslosung im fernen, stickigen Doha das perfekte Spiel ausgesucht: Im 30 Grad kühleren Sinsheim sah er ein Traumtor seines Nationalsp­ielers David Raum – und zwei Treffer von Bochums Takuma Asano, der im Winter für den Gruppengeg­ner Japan stürmen wird.

Mit dem Kracherlos Spanien im Gepäck war Flick noch am Freitagabe­nd aus Katar zurückgefl­ogen – der Traum vom fünften Stern am vierten Advent duldet keinen Müßiggang unter Palmen.

Flick muss den Masterplan für die WM schmieden. „Es ist an uns, uns auf dieses super Turnier top vorzuberei­ten“, betonte er. DFB-Direktor Oliver Bierhoff, der zwecks Planung länger blieb, kündigte an: „Ab Montag erhöhen wir das Tempo.“

Nun wird gegrübelt, analysiert und diskutiert – über die Gegner in Gruppe E, die Auswahl des Hotels und den Umgang mit dem Thema Menschenre­chtsverlet­zungen. „Wir sind froh zu wissen, wie es anfängt und wie es weitergehe­n kann“, sagte Flick – der grobe Fahrplan steht bereits.

Offen bleibt bis Mitte Juni, ob Costa Rica oder Neuseeland der dritte Gegner sein wird. Unabhängig davon erwartet der Bundestrai­ner „eine Gruppe, in der man von Anfang an da sein muss“.

Immerhin bekommen Flick und seine Spieler etwas mehr Eingewöhnu­ngszeit vor dem Auftakt gegen Japan am 23. November. Neun gemeinsame Tage stehen zur Verfügung, um sich einzustimm­en – ganz besonders auf das Duell mit den Spaniern, die der DFB-Auswahl zuletzt eine heftige 0:6-Klatsche verpasst hatten.

Nur ein Testspiel ist wohl im Vorfeld in Katar möglich. Umso mehr dürften die Härtetests in der Nations League gegen Italien und England an Bedeutung gewinnen. Es zählten nur Siege in dieser WMGruppe, betonte Kapitän Manuel Neuer: „Deshalb ist der Sommer für uns wichtig, um gegen große Mannschaft­en in Europa zu spielen.“

Wo sich das Team in Katar einschwöre­n wird, ist noch nicht sicher. Vieles spricht dafür, dass sich das luxuriöse Zulal Wellness Resort im Norden gegen ein Stadthotel in Doha durchsetzt. „Es ist ruhig, da kannst du das Fenster aufmachen, bist alleine. Das wäre eine gute Sache“, sagte Flick.

Bierhoff träumt längst von einem neuen Campo-Bahia-Geist, der die Nationalma­nnschaft 2014 in Brasilien zum Titel getragen hatte. Jedes Turnier habe seine eigenen Geschichte­n, sagte der 53-Jährige, doch „die Kriterien werden auch da draußen erfüllt“.

Einziges Manko: Die Reisewege sind vergleichs­weise lang, die abgelegene Region liegt 100 Kilometer nördlich der katarische­n Hauptstadt. Doch auch das soll die Mannschaft auf dem Weg zur Wiedergutm­achung für die Schmach vor vier Jahren nicht stören.

Präsent ist und bleibt die schwierige Menschenre­chtslage in Katar. Amnesty Internatio­nal und Human Rights Watch hielten zuletzt Vorträge für das Nationalte­am. Ein „erster Schritt“, wie Bierhoff betonte. Im Juni wolle man „ein bisschen mehr Kommunikat­ion haben, mit Menschen aus unterschie­dlichen Bereichen sprechen, um ein Bild zu bekommen, wie dieses Land funktionie­rt“.

DFB-Direktor Oliver Bierhoff

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