Schüler zeigen Gefahr durch Mobbing
Wie Handys und das Internet das Problem verstärken
- Beleidigungen, Ausgrenzung und Zurückweisung – Mobbing spielt für viele Kinder und Jugendliche eine Rolle. In der Anonymität des Internets wird es den Mobbern noch einfacher gemacht, ihre Opfer zu erreichen. Das wissen auch Schülerinnen und Schüler der Freien Schule in Lindau. Wie sie sich gegen Mobbing und Hass im Netz stellen.
Madlena Bömi, Emily Gold und Johanna Köhle sind sich sicher: Mobbing kommt im schulischen Alltag immer wieder vor. Weil sie darauf aufmerksam machen wollen, haben die Schülerinnen der Freien Schule in Lindau ein Drehbuch zu dem Thema Cyber-Mobbing geschrieben.
Ihr Theaterstück „Weißt du das?“erzählt von Tara, die in der Schule immer wieder beleidigt wird und von anderen übers Handy HassNachrichten zugeschickt bekommt. Normalerweise gehört es zu ihren Hobbys, sich online mit ihren Freunden zusammenzuschalten und virtuelle Treffen zu veranstalten – aber schon bald verliert sie die Lust daran. Sie ist oft traurig und fühlt sich alleine.
Die Anonymität auf den Plattformen mache es oft einfacher, andere zu mobben, sagt die zwölfjährige Madlena Bömi, die selbst auch in dem Theater mitspielt. Wenn über private Nachrichten Gerüchte verbreitet werden, könne man nicht eingreifen. Das mache das Ganze gefährlicher. „Wenn Leute cyber-gemobbt werden und man spricht denjenigen, der es gemacht hat, darauf an, dann sind sie plötzlich ganz klein“, sagt die Schülerin. Laut aussprechen würden diejenigen die Beleidigungen nicht und sich stattdessen hinter ihren Handys verstecken.
Ob es an den Schulen häufiger zu Mobbing kommt als früher, das kann
Francesca Motta, die mit den Schülerinnen und Schülern das Theaterstück einstudiert, schlecht einschätzen. Aber die Theaterpädagogin weiß, dass die Möglichkeiten sich mit Internet und Smartphone vermehrt haben. Oft bekommt sie mit, wie jemand unerlaubt ein Foto eines Mitschülers oder einer Mitschülerin weiterschickt. Auch wenn der Inhalt nicht gravierend sei, sei das dennoch ein erster Schritt. Denn mit anderen Inhalten funktioniere es genau so.
In ihrem Theaterstück thematisieren die Schülerinnen auch die Leben der Jugendlichen, die Probleme zu Hause haben: einen trinkenden Vater, eine Mutter, die sich nicht kümmert. Eltern, die wegschauen. „Erwachsene achten oft nicht darauf, was wir im Internet machen“, sagt die Schülerin Emily Gold.
Weil „jeder sein Päckchen zu tragen hat“, haben die jungen Drehbuchautorinnen in ihrem Stück Steine
als Metapher für die Erfahrungen jedes Einzelnen eingebaut. Die tragen die Charaktere in einem Rucksack. Man müsse aufeinander aufpassen, sagt die 13-jährige Emily Gold und ihre Mitschülerinnen. Eine Lehrerin habe ihnen mal gesagt: „Wir tragen einen Rucksack mit, gefüllt mit all unsere Erfahrungen.“Und der sei mal leichter und mal schwerer. „Wir wollen zeigen, dass man über seine Probleme reden muss“, sagt Emily Gold – das sei auch ihre Aussage in dem Theaterstück.
Das scheint in diesen Zeiten wichtiger denn je. Denn in der Corona-Pandemie waren Schülerinnen und Schüler viele Monate nicht in der Schule. „Sie haben verlernt, wie man miteinander umgeht“, sagt Francesca Motta. Die Schülerinnen und Schüler hatten zwar Kontakt – aber nur digital, sagt sie. Die Sprache und der Umgangston habe nsich verändert. Er sei grober und unmittelbarer geworden. Damit habe der Schulkontext – der vor allem Sozialisierung bedeutet – an Kraft verloren. „Wir bleiben sehr wach, einen guten Umgang zu finden“, sagt sie. Das Theater sei da eine gute Übung. „Auch in der Gesellschaft spielt jeder eine Rolle“, sagt Motta. Und im Theater könne man sie üben – und merken, dass sie nicht zwingend etwas mit einem selbst zu tun hat.
Das Theaterstück für Jugendliche ab zwölf Jahren wird am Mittwoch, 27. April, und Donnerstag, 28. April, jeweils um 18 Uhr im Club Vaudeville aufgeführt. Karten können im Sekretariat der Freien Schule von Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 Uhr oder per Mail an office@freieschulelindau.de reserviert werden. Der Eintritt kostet für Erwachsene 7 und für Schüler 3 Euro.