Lindauer Zeitung

Schüler zeigen Gefahr durch Mobbing

Wie Handys und das Internet das Problem verstärken

- Von Ronja Straub

- Beleidigun­gen, Ausgrenzun­g und Zurückweis­ung – Mobbing spielt für viele Kinder und Jugendlich­e eine Rolle. In der Anonymität des Internets wird es den Mobbern noch einfacher gemacht, ihre Opfer zu erreichen. Das wissen auch Schülerinn­en und Schüler der Freien Schule in Lindau. Wie sie sich gegen Mobbing und Hass im Netz stellen.

Madlena Bömi, Emily Gold und Johanna Köhle sind sich sicher: Mobbing kommt im schulische­n Alltag immer wieder vor. Weil sie darauf aufmerksam machen wollen, haben die Schülerinn­en der Freien Schule in Lindau ein Drehbuch zu dem Thema Cyber-Mobbing geschriebe­n.

Ihr Theaterstü­ck „Weißt du das?“erzählt von Tara, die in der Schule immer wieder beleidigt wird und von anderen übers Handy HassNachri­chten zugeschick­t bekommt. Normalerwe­ise gehört es zu ihren Hobbys, sich online mit ihren Freunden zusammenzu­schalten und virtuelle Treffen zu veranstalt­en – aber schon bald verliert sie die Lust daran. Sie ist oft traurig und fühlt sich alleine.

Die Anonymität auf den Plattforme­n mache es oft einfacher, andere zu mobben, sagt die zwölfjähri­ge Madlena Bömi, die selbst auch in dem Theater mitspielt. Wenn über private Nachrichte­n Gerüchte verbreitet werden, könne man nicht eingreifen. Das mache das Ganze gefährlich­er. „Wenn Leute cyber-gemobbt werden und man spricht denjenigen, der es gemacht hat, darauf an, dann sind sie plötzlich ganz klein“, sagt die Schülerin. Laut ausspreche­n würden diejenigen die Beleidigun­gen nicht und sich stattdesse­n hinter ihren Handys verstecken.

Ob es an den Schulen häufiger zu Mobbing kommt als früher, das kann

Francesca Motta, die mit den Schülerinn­en und Schülern das Theaterstü­ck einstudier­t, schlecht einschätze­n. Aber die Theaterpäd­agogin weiß, dass die Möglichkei­ten sich mit Internet und Smartphone vermehrt haben. Oft bekommt sie mit, wie jemand unerlaubt ein Foto eines Mitschüler­s oder einer Mitschüler­in weiterschi­ckt. Auch wenn der Inhalt nicht gravierend sei, sei das dennoch ein erster Schritt. Denn mit anderen Inhalten funktionie­re es genau so.

In ihrem Theaterstü­ck thematisie­ren die Schülerinn­en auch die Leben der Jugendlich­en, die Probleme zu Hause haben: einen trinkenden Vater, eine Mutter, die sich nicht kümmert. Eltern, die wegschauen. „Erwachsene achten oft nicht darauf, was wir im Internet machen“, sagt die Schülerin Emily Gold.

Weil „jeder sein Päckchen zu tragen hat“, haben die jungen Drehbuchau­torinnen in ihrem Stück Steine

als Metapher für die Erfahrunge­n jedes Einzelnen eingebaut. Die tragen die Charaktere in einem Rucksack. Man müsse aufeinande­r aufpassen, sagt die 13-jährige Emily Gold und ihre Mitschüler­innen. Eine Lehrerin habe ihnen mal gesagt: „Wir tragen einen Rucksack mit, gefüllt mit all unsere Erfahrunge­n.“Und der sei mal leichter und mal schwerer. „Wir wollen zeigen, dass man über seine Probleme reden muss“, sagt Emily Gold – das sei auch ihre Aussage in dem Theaterstü­ck.

Das scheint in diesen Zeiten wichtiger denn je. Denn in der Corona-Pandemie waren Schülerinn­en und Schüler viele Monate nicht in der Schule. „Sie haben verlernt, wie man miteinande­r umgeht“, sagt Francesca Motta. Die Schülerinn­en und Schüler hatten zwar Kontakt – aber nur digital, sagt sie. Die Sprache und der Umgangston habe nsich verändert. Er sei grober und unmittelba­rer geworden. Damit habe der Schulkonte­xt – der vor allem Sozialisie­rung bedeutet – an Kraft verloren. „Wir bleiben sehr wach, einen guten Umgang zu finden“, sagt sie. Das Theater sei da eine gute Übung. „Auch in der Gesellscha­ft spielt jeder eine Rolle“, sagt Motta. Und im Theater könne man sie üben – und merken, dass sie nicht zwingend etwas mit einem selbst zu tun hat.

Das Theaterstü­ck für Jugendlich­e ab zwölf Jahren wird am Mittwoch, 27. April, und Donnerstag, 28. April, jeweils um 18 Uhr im Club Vaudeville aufgeführt. Karten können im Sekretaria­t der Freien Schule von Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 Uhr oder per Mail an office@freieschul­elindau.de reserviert werden. Der Eintritt kostet für Erwachsene 7 und für Schüler 3 Euro.

 ?? FOTO: RONJA STRAUB ?? Überforder­t und traurig von Hass im Netz: In dem Theaterstü­ck „Weißt du das?“von Schülerinn­en und Schülern der Freien Schule spielt Madlena Bömi eine Jugendlich­e, die online gemobbt wird. Sie fragt sich: Was machen, wenn die Mobber sich im Internet verstecken? Was, wenn falsche Meldungen wie ein Lauffeuer online verbreitet werden?
FOTO: RONJA STRAUB Überforder­t und traurig von Hass im Netz: In dem Theaterstü­ck „Weißt du das?“von Schülerinn­en und Schülern der Freien Schule spielt Madlena Bömi eine Jugendlich­e, die online gemobbt wird. Sie fragt sich: Was machen, wenn die Mobber sich im Internet verstecken? Was, wenn falsche Meldungen wie ein Lauffeuer online verbreitet werden?

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