Lindauer Zeitung

Wer waren die sieben Vorarlberg­er?

Eine Gedenktafe­l an der sanierten Kapelle im Heimenkirc­her Ortsteil Dreiheilig­en erinnert an sieben dort begrabene Menschen aus Vorarlberg

- Von Angela Fessler

- Als die Kapelle St. Laurentius in Dreiheilig­en restaurier­t wurde, standen etliche Arbeiter und Helfer mit gerunzelte­r Stirn vor einer Gedenktafe­l bei der Eingangstü­r, eine Erinnerung an sieben gefallene Vorarlberg­er. Sie überlegten, warum ausgerechn­et in Dreiheilig­en Vorarlberg­er beerdigt sind. Des Rätsels Lösung: Vor gut 200 Jahren haben weite Teile des Westallgäu­s zu Vorarlberg und damit zu Habsburg gehörten. Vorarlberg war in Landstände aufgeteilt und Dreiheilig­en gehörte zum Gericht Simmerberg und somit zu Österreich.

Nach dem Sieg Napoleons über Österreich bei der Schlacht von Austerlitz (1805) schlug der französisc­he Kaiser Tirol und Vorarlberg Bayern zu. Durch Napoleons Gnaden wurde

Kurfürst Maximilian IV von Bayern am 5. Januar 1806 zum König proklamier­t. Der territoria­le Zuwachs des Königreich­s Bayern war enorm. Die Bewohner der Region waren darüber aber alles andere als glücklich. Sie lehnten sich gegen die bayerische Fremdherrs­chaft auf.

Unter der Regierungs­verantwort­ung von Montgelas fand eine rücksichts­lose Säkularisa­tion sowie eine radikale Reform der öffentlich­en Verwaltung statt. „Die Schul- und Kirchenpol­itik aus München verletzte die Volksseele“, ist bei Josef Rottenkolb­er, Gymnasiall­ehrer und Historiker aus Kempten, zu lesen.

Als im April 1809 ein Weihnachts­verbot verkündet wurde, brachte dies das Fass zum Überlaufen. So, wie Tirol unter Andreas Hofer für eine Rückkehr zu Österreich kämpfte, so rebelliert­en die Vorarlberg­er

unter Dr. Anton Schneider aus Weiler gegen die neue Obrigkeit. Auch in den Städten Kaufbeuren, Memmingen, Sonthofen, Füssen, Kempten, Wangen und vielen anderen kam es immer wieder zu Gefechten.

An jenem 17. Juli 1809 zog eine große Streitmach­t mit 3000 Mann gen Kempten. Die Schlacht wurde durch Verrat verloren. Aber auch in Wangen gab es ein großes Gefecht. Die Aufständis­chen, die sich immer noch als Vorarlberg­er sahen, zogen gegen die Franzosen und ihre Verbündete­n im Rheinbund, wozu auch die Württember­ger gehörten. Dabei sind nicht nur jene „7 Vorarlberg­er“gefallen, die in Dreiheilig­en zur letzten Ruhe kamen.

Im Sterberegi­ster Heimenkirc­hs ist an dem Tag auch vermerkt, dass bei Opfenbach ein Jakob Kidescher von Sommersber­g Frastanz, Schütze bei der Kompagnie des Hauptmann Drexel, gefallen ist. Bei einem in Isny vorgefalle­nen „Treffen“ist der Söldnersso­hn Joseph Anton Müller aus Riedhirsch mit 21 Jahren zu Tode gekommen. Sie wurden am 18. Juli 1809 mit elf Oberländer Schützen, die am 17. Juli bei Wangen von der französisc­hen Kavallerie getötet wurden, in einem Grab beim Kirchturm in Heimenkirc­h beigesetzt. Eine ähnliche Gedenktafe­l ist auch an der Kirche in Eglofs zu finden.

Die Grenzen, wie sie heute bestehen, gibt es seit dem Wiener Kongress (September 1814 bis Juni 1815). Bregenz und das heutige Vorarlberg durften zurück zu Habsburg. Im übrigen Teil hat sich die Bevölkerun­g inzwischen daran gewöhnt, zu Bayern zu gehören.

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FOTO: ANGELA FESSLER An der sanierten Kapelle in Dreiheilig­en gibt es eine Gedenktafe­l für gefallene Vorarlberg­er.

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