Leonie Leichert hat den Bogen raus
Zwölfjährige Schülerin gewinnt Deutsche Meisterschaft im Blankbogen
- Mit neun Jahren hat sie ihren ersten Pfeil abgeschossen, drei Jahre später baumelt bereits eine Goldmedaille um ihren Hals: Leonie Leichert vom Schützenverein Brochenzell hat Anfang März in Berlin die Deutsche Meisterschaft in der Blankbogen Schülerklasse gewonnen.
Ein sensationeller Erfolg, den die Schützin selbst, aber vor allem ihre Eltern erstmal richtig realisieren müssen. „Wir sind mega, mega stolz! Damit hätten wir niemals gerechnet. Sie macht das so toll. Sie ist immer voll auf das Ziel fokussiert“, strahlt ihre Mutter Yvonne Leichert beim Pressegespräch auf dem weitläufigen, idyllisch an der Schussen gelegenen Gelände des SV Brochenzell. Sie und ihr Mann hätten keinen Druck auf die Tochter ausüben wollen und seien daher nach dem Motto „Dabei sein ist alles“nach Berlin gefahren, ohne große Erwartungen. Dass dann am Ende sogar ein Meistertitel an den Bodensee geholt wird, hätten sie nie zu träumen gewagt, berichtet die Mutter.
„Ich habe schon ein bisschen auf eine Platzierung gehofft“, ergänzt dann aber die junge Nachwuchsschützin, die bei der Meisterschaft zudem mit 510 Gesamtringen noch ihre persönliche Bestleistung erreichte. Leonie Leicherts Erfolgsgeschichte beginnt vor drei Jahren, beim „Tag der offenen Tür“des SV Brochenzell. Gemeinsam mit ihren Eltern, die zwischenzeitlich ebenfalls in den Verein eingetreten sind, besucht sie die Veranstaltung und nimmt erstmals Pfeil und Bogen in die Hand. „Mein erster Schuss ging zwar in die Scheibe, aber nicht dahin, wo ich hingezielt habe“, erinnert sich die Schülerin aus Friedrichshafen lachend. Auch wenn jener Schuss noch nicht ins Schwarze beziehungsweise in diesem Fall ins Gelbe ging, so merkt die damals neunjährige Leonie recht schnell, dass sie „ganz gut schießen kann“. Nach einem Schnupperkurs bei den Brochenzeller Schützen sind die Weichen für ihre
TRAUERANZEIGEN sportliche Zukunft endgültig gestellt. „Das hat mir richtig viel Spaß gemacht. Ich war damals eh auf der Suche nach einem Hobby und bin dann halt drangeblieben und in den Verein eingetreten“, erzählt die fröhliche Siebtklässlerin.
Neben dem wöchentlichen Training mit Jugendtrainer Jürgen Offermann („den nennen wir alle nur Offi“) besucht sie mit ihren Eltern regelmäßig an den Wochenenden Bogenparcours in der Region. „Es beruhigt dich, es lenkt dich ab, vom Stress in der Schule oder vor Klassenarbeiten. Du bist frei, weil du in der Natur und an der frischen Luft bist“, schwärmt die Nachwuchsschützin von den Streifzügen durch Wiesen und Wälder, oder, wie auf dem heimischen Platz in Brochenzell, entlang der Schussen. Dennoch favorisiert Leonie das Schießen im Schießkeller des Vereins, „weil es immer die gleiche Entfernung ist. Da muss man sich nicht ganz so stark konzentrieren“. Denn Konzentrationsvermögen, ganz viel Ruhe und auch Kraft sind ganz wichtige Voraussetzungen für einen gelungenen Schuss. Wie gut Leonies Nerven sind und dass sie auch unter extremen Stressbedingungen eine ruhige Hand behält, hat sie in Berlin eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Auch wenn sie auf Kreis-, Bezirksund Landesmeisterschaften bereits neben den Erfolgen auch Wettkampferfahrungen sammeln konnte, so waren die Bedingungen in der Bundeshauptstadt doch noch mal etwas anderes. Die vielen Zuschauer waren für die Zwölfjährige ein ungewohnter Stressfaktor, den sie allerdings souverän ausblenden konnte. „Ich fand das schon gruselig, wenn die alle zugucken. Das war ein bisschen stressig. Ich war schon etwas nervös, aber es ging. Ich blende das hinter mir alles aus, wenn ich schieße“, berichtet die junge Schützin.
Von ihrem ersten Besuch an der Spree ist sie restlos begeistert: „Berlin ist richtig cool. Die Berliner waren alle voll nett“, und, ganz wichtig natürlich: „Die Currywurst war lecker!“