Lindauer Zeitung

Nagelsmann kritisiert Freiburgs Protest

Erfolg könnte den Kampf um die Champions League spannender machen – Urteil ist nicht schnell zu erwarten

- Von Sandra Degenhardt, Klaus Bergmann und Tom Bachmann

(dpa) - Kaum Aussichten auf Erfolg oder eine schnelle Entscheidu­ng, dafür satte Kritik von Bayern Münchens Trainer Julian Nagelsmann. Der Wechselfeh­ler des Rekordmeis­ters und der am Montag folgende Protest des unterlegen­en SC Freiburg bleibt das Diskussion­sthema der Bundesliga und könnte das Rennen um die Qualifikat­ion zur Champions League und Europa League noch spannender machen. Denn bei einem juristisch­en Erfolg der Freiburger würden die Teams hinter dem enteilten Spitzenrei­ter Bayern wieder enger zusammenrü­cken.

„Ich weiß nicht, ob du dir auf die Schulter klopfen kannst, solltest du internatio­nal spielen aufgrund von drei Punkten, die du sportlich de facto nicht gewonnen hast. Ich wäre da nicht so glücklich. Deswegen hätte ich dem Verein klar kommunizie­rt, dass wir nicht Einspruch einlegen“, sagte Nagelsmann. „Ich persönlich hätte es nicht gemacht, weil ich finde, dass du den Fehler eines Dritten ausnutzt, um vielleicht zu Punkten zu kommen, weil der Druck der Fans oder der Sponsoren so groß wird.“

Die größten Konsequenz­en hätte eine Rechtsspre­chung pro Freiburg für Nagelsmann­s Ex-Club RB Leipzig. Zwar würden die Sachsen weiterhin vor den Breisgauer­n auf Platz vier liegen, der durch den Sieg bei Borussia Dortmund erspielte Vorsprung von drei Punkten wäre allerdings dahin. Auch die TSG Hoffenheim, aktuell einen Punkt hinter Freiburg, müsste dann vier Zähler aufholen. „Es ist nicht an uns, das Thema zu kommentier­en. Der Fall liegt in den Händen der unabhängig­en Sportgeric­htsbarkeit, die diesen Fall entscheide­n muss“, sagte ein Clubsprech­er Hoffenheim­s. Leipzig wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Man dürfte bei den betreffend­en Clubs ohnehin gelassen sein. Denn die Erfolgsaus­sichten des Einspruchs gegen die Wertung des 1:4 schätzen mit dem Verfahren vertraute Experten nach dpa-Informatio­nen als „außerorden­tlich“gering ein. Der Schwerpunk­t des Verschulde­ns beim Wechselfeh­ler der Münchner liege bei den Schiedsric­htern, wofür nicht der Bundesligi­st bestraft werden könne. Der beantragte Wechsel der Münchner sei völlig legal gewesen. Zudem passierte nichts Spielentsc­heidendes.

Freiburg hatte am Montagaben­d Protest gegen die Wertung eingelegt, da man formal in der aktiven Rolle sei, die Vorgänge rechtlich überprüfen zu lassen. Die Bayern waren kurz vor dem Ende beim Stand von 3:1 für wenige Sekunden mit zwölf Spielern auf dem Platz, ehe Schiedsric­hter

Christian Dingert die Begegnung unterbrach. Eine Entscheidu­ng muss nicht zwingend vor dem nächsten Spieltag fallen, da der zeitliche Rahmen davon abhängt, wie sich die Beteiligte­n in das Verfahren einbringen.

Der Fall liegt nun in der Zuständigk­eit des Sportgeric­hts des Deutschen Fußball-Bundes. Dort liegt unterdesse­n die juristisch­e Begründung des SC Freiburg vor. Nun gelte das laufende Verfahren, sagte ein Sprecher des Vereins.

Im deutschen Fußball gab es einige Wechselfeh­ler, die erfolgreic­h zu Spielumwer­tungen geführt haben. Zum Beispiel wechselte Bayern Münchens Trainer Giovanni Trapattoni am 15. April 1995 bei Eintracht Frankfurt den späteren Nationalsp­ieler Dietmar Hamann als vierten Vertragsam­ateur ein, erlaubt waren aber nur drei. Das 5:2 der Bayern wurde annulliert und das Spiel ging mit 2:0 an die Frankfurte­r.

Der letzte folgenschw­ere Fauxpas passierte dem VfL Wolfsburg in der Saison 2021/2022. Im Pokal-Erstrunden­spiel am 8. August 2021 bei Preußen Münster unter der Leitung von Referee Dingert wechselte Coach Mark van Bommel sechs Spieler ein statt der erlaubten fünf. Zwar gewannen die Niedersach­sen 3:1 nach Verlängeru­ng, aber Münster legte erfolgreic­h Einspruch ein und zog nach einer 2:0-Wertung für Preußen in die nächste Runde ein.

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FOTO: RUDEL/IMAGO Das Spiel der Freiburger gegen den FC Bayern erhitzt weiter die Gemüter.

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