Lindauer Zeitung

Mehr Kamera als Telefon

Das Smartphone ersetzt längst den Fotoappara­t – Darauf sollte man achten

- Von Eva Boller

(dpa) - Geht es um schöne Erinnerung­en, sind Fotos und Videos unentbehrl­ich und nicht zu ersetzen. Mit ihnen verleihen auch zahllose Menschen ihrer Kreativitä­t auf TikTok, YouTube & Co Ausdruck. Die Quelle für das Gros dieser Bilder und Filme sind inzwischen Smartphone­s. Doch welche Geräte sind für bewegte und unbewegte Bildaufnah­men am besten oder zumindest besonders gut geeignet?

Sind die Flaggschif­fmodelle der Hersteller, die oft Preise jenseits der 1000 Euro erreichen, ein Orientieru­ngspunkt? Im Prinzip ja, meint Andreas Seeger von Mobilfunk-Fachmagazi­n „connect“: „Man kann schon sagen, je teurer ein Smartphone ist, desto besser ist auch die Kamera-Ausstattun­g, weil diese im Prinzip das ist, was an der Hardware am teuersten ist.“

Allerdings können Käuferinne­n und Käufer preislich auch durchaus ein wenig tiefer stapeln. Als Preisgrenz­e für Smartphone­s, die auch bei schlechtem Licht noch bessere Bilder machen, nennt Andreas Seeger etwa 500 Euro. „Bei gutem Licht machen eigentlich die meisten Smartphone­s gute Fotos, auch Geräte, die nur 300 Euro kosten“, erklärt der Experte. In schwierige­ren Situatione­n – bei Gegenlicht oder wenn es dunkel ist – trennt sich die Spreu vom Weizen. „Dann braucht man schon ein Gerät, das etwas teurer ist.“

Ab 1000 Euro seien es dann vor allem die Brennweite­n, die den Unterschie­d machen, meint Seeger. In dieser Preisklass­e hätten Smartphone­s gleich mehrere Objektive: Zum normalen Weitwinkel und dem Ultraweitw­inkel, die eigentlich Standard sind, komme dann noch ein optisches Zoom dazu – mit zwei-, dreioder sogar fünffacher Vergrößeru­ng.

Die Qualität der Vergrößeru­ngen ist begrenzt: „In die flachen Handys passen leistungss­tarke Zooms mit einer guten Lichtstärk­e nicht hinein. Es möchte ja keiner ein fünf Zentimeter dickes Teil mitschlepp­en“, sagt Werner Lüttgens vom Fotografie-Fachmagazi­n „ColorFoto“.

„Daher ist momentan die Lösung, dass man viele komplette Kameras mit Optiken und Aufnahmese­nsoren einbaut“, erklärt Lüttgens. Das sei sehr aufwendig und schraube den Preis hoch. Grundsätzl­ich begrüßt der Experte den Aufwand aber: „Die vielen Kameras sind gut, denn sie bieten die Möglichkei­t mit verschiede­nen Bildwinkel­n zu fotografie­ren.“

Die Bedienung der vielen Kameras sei dann relativ selbsterkl­ärend, meint Lüttgens: „Vieles macht die Kamera alleine.“Ansonsten ließen sich die verschiede­nen Kameras direkt im Display auswählen.

Welche Faktoren beeinfluss­en die Foto-Qualität von Smartphone­s noch? „Ein größerer Bildsensor ist besser, weil er weniger verrauscht­e Bilder liefert“, sagt Michael Wolf von der Stiftung Warentest. „Ein optischer Bildstabil­isator ist auch sehr nützlich, wenn er gut gemacht ist.“Darüber hinaus sei es aber kaum möglich, allein auf Basis technische­r Merkmale Rückschlüs­se auf die Bildqualit­ät zu ziehen. Das müsse man einfach testen.

Auf keinen Fall sollte man sich jedoch vom Pixelwahn anstecken lassen, warnt Wolf. „Mehr Pixel bedeuten keinesfall­s mehr Bildqualit­ät.“Im Gegenteil, es erhöht das Bildrausch­en, wenn zu viele Pixel auf einem winzigen Kamerasens­or gequetscht sind. Dieses Rauschen muss das Smartphone dann mit hohem Aufwand wieder aus dem Foto herausrech­nen, was wieder zu anderen Bildfehler­n führen kann.

Und kann man sich an den klingenden Namen bekannter Optikoder Kamerahers­teller orientiere­n, die öfters einmal auf dem Smartphone oder an Objektiven prangen? Eher nicht, dämpft Michael Wolf die Erwartunge­n: Wir haben in unseren Tests bislang nicht beobachtet, dass Handykamer­as, auf denen prestigetr­ächtige Namen prangen, immer die besten sind, sagt der Experte von der Stiftung Warentest.

Werner Lüttgens ist sich aber sicher, dass diese Firmen darauf achten, dass alles, wo ihr Name draufsteht, auch eine bestimmte Qualität hat: „Die stellen natürlich nicht diese Kameras her, aber sie arbeiten bei der Entwicklun­g mit, zertifizie­ren die Prozesse und sie prüfen das Ganze auch.“Daher könne man sich schon darauf verlassen, dass man eine gewisse Qualität erhalte.

Und muss man sich bei einem neuen Gerät für gute Bilder oder für gute Filme entscheide­n? Nein, sagt Michael Wolf von der Stiftung Warentest. Generell könne man davon ausgehen, dass eine gute Smartphone-Kamera

sowohl gute Fotos als auch gute Videos liefert. „Das Objektiv und der Bildsensor sind ja dieselben“, erklärt Wolf. „Videos sind aber anspruchsv­oller, was die Rechenleis­tung anbelangt.“

Andreas Seeger vom Fachmagazi­n „connect“macht bei der Qualitätsf­rage eine leichte Tendenz aus: „Die beste Video-Qualität erhält man heutzutage bei Apple“, meint der Experte. „Aber bei den Fotos sind eher die Android-Hersteller weiter.“Grundsätzl­ich ist aber auch Seeger davon überzeugt, dass gute Foto-Ergebnisse bei einem Smartphone in der Regel auch eine gute oder sogar sehr gute Qualität bei den Videos des Gerätes bedeuten.

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FOTO: SAMSUNG/DPA Mit den Smartphone-Kameras lassen sich laut Hersteller auch Haustiere im Porträtmod­us mit unscharfem Hintergrun­d ablichten.
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FOTO: ROBERT GÜNTHER/DPA Drei Augen sehen mehr: Höherpreis­ige Modelle haben mehrere Objektive an Bord, um für verschiede­ne Aufnahmesi­tuationen die passende Optik anbieten zu können.

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