Frauen im Ausnahmezustand
Im neuen Roman „Die Sommerschwestern“setzt Monika Peetz auf altbewährte Muster
Als Mutter der „Dienstagsfrauen“machte Monika Peetz sich einen Namen. In den drei Büchern der Bestsellerreihe schickte sie fünf ungleiche Freundinnen auf den Jakobsweg, zum Heilfasten und in die Beete nach Mecklenburg-Vorpommern, um dort ein Bed & Breakfast zu eröffnen. Die Romane verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum mehr als eine Million Mal, wurden in 25 Sprachen übersetzt und fürs Fernsehen verfilmt.
Jetzt hat Peetz den fünf Damen erst mal eine Auszeit verordnet, weil sie das spannender fand, um in ein paar Jahren dann wieder zu schauen, was aus ihnen geworden ist. Fans aber müssen sich keine Sorgen machen, greift die Autorin doch auch im neuen Roman auf Altbewährtes zurück.
„Sommerschwestern“heißt das Buch, und wieder befinden sich fünf Frauen im Ausnahmezustand. Diesmal
keine Freundinnen, sondern vier Schwestern, die durch eine seltsame Einladung ihrer Mutter aus dem Alltag gerissen werden. Ausgerechnet im holländischen Ferienort Bergen trommelt Henriette Thalberg ihre Kinder zusammen. Dort wo die Familie immer ihre Ferien verbrachte und wo vor 20 Jahren ihr Ehemann nach einem Autounfall ums Leben kam. Was es mit dem Treffen auf sich hat, will sie nicht verraten. Es gibt also reichlich Raum für Spekulationen. Ist die Mutter krank und will Abschied nehmen? Geht es um die Erbschaft? Kaum angekommen, ziehen Bilder aus der Vergangenheit auf und die vier Schwestern sind wieder lange überholt geglaubten Handlungs- und Abhängigkeitsmustern unterworfen.
Die Sprache des Romanes ist normal. Anschaulich, wenn auch ein bisschen zu sehr wie Archetypen, zeichnet die 1963 geborene Monika Peetz die Charaktere der Schwestern. Im Zentrum steht Yella, die nach der Geburt ihrer Söhne alles der Familie untergeordnet hat und sich nicht mehr so ganz sicher ist, ob das richtig war, wenn sie sich mit ihrer selbstbewussten älteren Schwester Doro vergleicht, die als Kostümbildnerin beim Theater Karriere gemacht hat. Und dann sind da noch die kühle Naturwissenschaftlerin Helen, die kein Wort zu viel spricht, und ihre blauäugige Zwillingsschwester Amelie, die so viele Liebhaber wie Jobs im Leben ausprobiert hat und jetzt als Bloggerin am Existenzminimum krebst. Sie alle haben so ihre Problemchen, über die sie lieber schweigen. Wie das eben so ist, auch in den besten Familien.
Leser von Rosamunde Pilcher werden ihre Freude haben mit diesem Buch, das alles hat, was ein Frauenroman braucht: eine Bilderbuchlandschaft als Schauplatz, große und kleine Intrigen und natürlich einen undurchsichtigen Galan. Der will die Mutter heiraten. Was den Schwestern überhaupt nicht passt. Handelt es sich am Ende gar um einen Heiratsschwindler? Routiniert nimmt Monika Peetz, die früher Dramaturgin beim Bayerischen Rundfunk war und heute als Autorin von Büchern und Drehbüchern zwischen Deutschland und den Niederlanden pendelt, die Leser an der Hand. Es wimmelt nur so von küchenpsychologischen Tipps und Lebensweisheiten in dieser Geschichte, die in einer kitschigen Familienszene endet. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann das Buch verfilmt wird. Fürs Fernsehen, versteht sich.
Monika Peetz: Sommerschwestern, Kiepenheuer & Witsch Verlag, 296 Seiten, 16 Euro.