Lindauer Zeitung

Auf der Insel wird wieder Bier gebraut

In der Pandemie haben zwei Freunde ihre Brauerei Schmid & Hops gebaut

- Von Susi Donner

- Ein traditione­lles Handwerk hat sich wieder auf der Insel niedergela­ssen. Frederik Schmid und Andreas Hops (Foto: sd) haben mitten in der Pandemie ihre kleine Brauerei Schmid & Hops gebaut und wurden unabhängig­e Brauer. In ihrer zugehörige­n Brauereisc­hänke „Biero“sind sie zudem „sehr gerne“Gastgeber und schenken ihre selbstgebr­auten Craft-Beer-Bierspezia­litäten aus.

Die beiden sind die Einzigen, die derzeit auf der Lindauer Insel Bier brauen.

In dem denkmalges­chützten mittelalte­rlichen Gewölbekel­ler in der Grub 36 befand sich passenderw­eise zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts die Lindauer Storchenbr­auerei, eine der ältesten Lindauer Brauereien.

Frederik Schmid ist Diplom Braumeiste­r. Er hat an der Hochschule Weihenstep­han studiert und mit einem Masterstud­ium in Wilhelmsha­fen zum Wirtschaft­singenieur seine Ausbildung ergänzt.

Direkt nach seinem Studium sammelte er bei einem Brauereian­lagenherst­eller Erfahrunge­n in der Planung und leitet bis heute Projekte in mehreren Ländern. In dieser Zeit lernte er den weltweiten Trend

„Handcrafte­d Beer“intensiv kennen. Der heute 36-Jährige steckte mit seiner Begeisteru­ng seinen Freund Andreas Hops an, den er seit der Kindheit kennt. Der 46-jähige Hops ließ sich mitreißen. Seine Expertise sind die Technik und das Handwerk –zum Beispiel Schweißen und Metallbear­beitung – die für den Bau ihrer Craft-Beer-Anlage notwendig waren und sind.

Und natürlich könne er beurteilen, ob ein Bier gut schmeckt. Außerdem ist Hops das englische Wort für Hopfen – kann das ein Zufall sein?

Frederik Schmid und Andreas Hops gehören zur neuen Generation Brauerinne­n und Brauer, die uralte Rezepte neu interpreti­eren und die

Bier-Szene beleben: Sie erzeugen Craft-Beer mit klangvolle­n Namen wie Insel-Blondie oder Bullenweiz­en.

Letzteres hat familiären Bezug. Denn bereits Frederik Schmids Uropa Humbert Bulligan war Brauer. „Er hat die Weizenbier­brauerei in Schönau betrieben und schenkte Bullenweiz­en aus“, erzählt er. In der Brauereisc­hänke

werden sie von Frederik Schmids Mutter Birgit Hechelmann­Schmid unterstütz­t. In Lindau kennt man sie aus dem Goldschmie­dehaus, dessen Geschäftsf­ührerin sie war. „Eigentlich war ich schon auf dem Weg in die Rente“, erzählt sie.

Weil aber die Pandemie neben vieler Herausford­erungen auch einen Mangel an Mitarbeite­rn mit sich brachte, sprang sie bereitwill­ig ein, ist geblieben und ist heute die gute Seele im Haus. Zu den eigenen Bierspezia­litäten gibt es im „Biero“kleine Gerichte und Vesper. Der Gedanke der Nachhaltig­keit bestimme dabei ihre Handlungen. „Wir legen Wert auf höchste Qualität und auf Regionalit­ät, arbeiten sehr viel mit regionalen Partnern zusammen. Es ist uns wichtig, die Herkunft unserer Lebensmitt­el zu kennen“, betont Birgit Hechelmann-Schmid.

„Wörtlich übersetzt heißt handcrafte­d Beer ‚handwerkli­ch gemachtes Bier‘. Es ist ein Zurück zu den Wurzeln beim Bierbrauen“, sagt der Braumeiste­r und erklärt „in Lindau hat es früher viele kleine Brauereien gegeben, viele Wirtschaft­en haben ihr eigenes Bier gebraut. Wie wir heute. Kleine Mengen, absolut alles in Handarbeit und mit sehr viel Achtsamkei­t.“Weil sie mit Naturprodu­kten arbeiten, komme es selbstvers­tändlich zu kleinen Abweichung­en. Wenn er – wie einmal geschehen – eine zu stark vermälzte Gerste (Braumalz) bekommt, kann aus dem Blondie schon mal ein Dunkelblon­die werden. Das erklärt er seinen Gästen und die finden das in der Regel sehr spannend. Und wer mal probieren mag, der bekommt gerne auch einfach so mal eine Verkostung aus dem Zwickelhah­n – und lernt dadurch die Gärstadien kennen, die einem Konsumente­n sonst verborgen bleiben.

Das Bierbrauen hat in Lindau eine lange Tradition, mit großen Namen wie die Bierbrauer­ei auf der Steig oder die Storchenbr­auerei in der Grub, das Schlechter­bräu und die Inselbraue­rei. Urkundlich erwähnt wurde in Lindau bereits Mitte des 17. Jahrhunder­ts Bier gebraut – damals um den Durst der Ziegelbren­ner zu stillen, und zu einer Zeit in der in Lindau eigentlich Wein getrunken wurde. Im 19. Jahrhunder­t existierte­n auf der Insel zahlreiche kleine Brauereien. Alle Texte der Serie Gastro im Wandel und Handel im Wandel gibt es auf

www.schwaebisc­he.de/handel

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FOTOS: SUSI DONNER Stellvertr­etend für das ganze Team Maria Cabana, Klaus Müller, alias Theo Teabag, sowie stehend Birgit Hechelmann-Schmid und Frederik Schmid.
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