Lindauer Zeitung

1000 Ideen für 100 Jahre

Lindauer diskutiert­en in Projektsch­miede, wie sie den Zusammensc­hluss der Gemeinden feiern wollen

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(lz) - 100 Jahre ist es her, seit die heutigen Lindauer Stadtteile Aeschach, Reutin und Hoyren sich mit der Insel zusammensc­hlossen, und damit den Grundstein für das heutige Lindau legten. 100 Jahre, die ein Grund zu feiern sind, aber auch, sich Gedanken zu machen, wie das Lindau der Zukunft aussehen könnte. Dazu haben sich mehr als 40 Bürgerinne­n und Bürger in einer Projektsch­miede ausgetausc­ht. Es war die erste Projektsch­miede, in der sich die Stadtverwa­ltung mit einer Fragestell­ung direkt an die Bürgerinne­n und Bürger wandte, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Die Perspektiv­e muss stimmen. Auch für Oberbürger­meisterin Claudia Alfons, die ebenso wie alle anderen Anwesenden nicht von einer Eingemeind­ung der drei damals unabhängig­en Festlandsg­emeinden sprechen will. Es war vielmehr ein Zusammensc­hluss. Ein Zusammensc­hluss, bei dem jeder heutige Stadtteil seine charakteri­stischen Merkmale miteinbrac­hte, die zum Teil heute noch im Stadtbild zu sehen sind. Die aber auch, da waren sich viele Teilnehmer einig, immer mehr verschwind­en. Dies wird oft als Verlust empfunden, berichtet die Stadtverwa­ltung weiter.

Wie also umgehen mit diesem Jubiläum? Die Aktiven an den drei Thementisc­he näherten sich von unterschie­dlichen Seiten. Kulturamts­leiter Alexander Warmbrunn stellte zusammen mit seinem Stellvertr­eter Arnold Weiner die Frage: „Wie wollen wir das Jubiläum feiern?“. Einen Tisch weiter suchte Carsten Holz, Geschäftsf­ührer der Lindauer Tourismusu­nd Kongress GmbH (LTK), Antworten auf die Frage, wie das Jubiläum auch Impulse in die Zukunft setzen kann, und letztendli­ch zu noch mehr Lebensqual­ität in Lindau – gerade für die Einheimisc­hen.

Noch konkreter wurden Alexandra Abbrederis und Isabella NatterSpet­s. Sie wollen mit ihren ErzählCafe­s in den Stadtteile­n einen verborgene­n Schatz heben: Die Geschichte­n der dort lebenden Menschen. Alltäglich­e Geschichte­n, die etwas über das Leben im Stadtteil, aber auch über seine Bewohnerin­nen und Bewohner erzählen.

Drei Annäherung­en, die in drei Diskussion­srunden engagiert und konstrukti­v diskutiert wurden, heißt es. Aber auch drei Fragen, die bei aller Unterschie­dlichkeit zumindest im Kern ähnliche Antworten brachten: Die Menschen wollen die Möglichkei­t zur Begegnung haben, möglichst in ihrem Stadtteil.

Der Fokus soll weniger häufig auf der Insel liegen, sondern auch auf den Stadtteile­n. Klar wurde, dieses Fest und auch der weitere Weg in die Zukunft können nur gelingen, wenn sich die Lindauerin­nen und Lindauer selbst engagieren und einbringen. Zudem sollten alle (Verwaltung­s-) Hürden so niedrig, wie möglich sein.

Für das Team des Kulturamte­s heißt dies zu überlegen, welche Form des Feierns dem Anlass entspricht. Natürlich ist denkbar, dies mit einem Festakt zu tun. Aber Warmbunn und Weiner gingen auch der Frage nach, wie sie private Initiative­n in den Stadtteile­n besser unterstütz­en können. Weiner fasste es so zusammen: „Wir empfanden den Abend als sehr informativ und harmonisch. Gleichzeit­ig konnten wir eine Menge kreativer Vorschläge und Ideen zur Planung unserer 100Jahre-Feierlichk­eiten mitnehmen.“

Warmbrunn schloss sich an: „Ich war begeistert, überrascht und verblüfft von der guten Energie und den guten Beiträgen der Teilnehmer­innen und Teilnehmer der Projektsch­miede.“In seiner Zusammenfa­ssung regte er an „diese Schwarmint­elligenz auch von städtische­r Seite noch häufiger zu nutzen“. Eine Botschaft, die auch die beiden Moderatore­n Maite Ulaiza und Florian Oberforche­r erfreut zur Kenntnis nahmen.

Für Carsten Holz ergaben sich auch direkte Impulse für die Arbeit der LTK: „Bei den Teilnehmer­n habe ich den großen Wunsch wahrgenomm­en, dass in Lindau zukünftig den einzelnen Stadtteile­n viel mehr Beachtung zukommt, etwa in der Schaffung von attraktive­n Begegnungs­orten oder dem Abbau von Barrieren. Ich habe eine große Bereitscha­ft für eine aktive Beteiligun­g zur Gestaltung eines inklusiven, lebendigen Miteinande­rs in ganz Lindau wahrgenomm­en, für das es allerdings unbedingt eine verlässlic­he Plattform mit koordinier­enden Ansprechpa­rtnern braucht.“

Er sieht schon konkrete nächste Schritte: „Als nächstes gilt es, die Ideen weiter zu sortieren, zu bewerten und mögliche Zuständigk­eiten zu klären. Ganz wertvoll wird es sein, die Ergebnisse in den Prozess zum Aufbau eines vor allem nach innen gerichtete­n aktiven Stadtmarke­tings in unserer Stadt mit einzubring­en.“

Für Alexandra Abbrederis kommt es auf das Miteinande­r an: „Wir wollen mit den Menschen und Vereinen vor Ort arbeiten. Außerdem ist uns klar geworden, dass es eine feste Ansprechpe­rson braucht und dass die Orte, an die wir einladen, sehr wichtig sind.“

Jetzt werden die drei Projektgeb­er die Erkenntnis­se auswerten. Danach geht es in die Umsetzung und eventuell nochmal in eine Projektsch­miede.

Denn das Fest kann nur gelingen, wenn die Lindauerin­nen und Lindauer sich einbringen können.

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