Lindauer Zeitung

So wird der eigene Teller nachhaltig­er

Beim Essen und Einkaufen die Umwelt schonen

- Von Svenja Helfers

- Bio, vegan, regional, saisonal, vegetarisc­h - wenn es um Ernährung und Lebensmitt­el einkaufen geht, kann es schwierig sein, zwischen all den Begriffen und Produkten den Durchblick zu behalten. Was davon ist möglichst nachhaltig? Und zu welchen Lebensmitt­eln sollte ich dafür im Supermarkt greifen?

Da die meisten Menschen circa drei Mal am Tag etwas essen, hat jede und jeder mit der eigenen Ernährung einen gewissen Einfluss auf die Umwelt, sagt Friederike Heß-Böhlen vom Landwirtsc­haftsamt des Bodenseekr­eises. Sie empfiehlt daher, seltener Fleisch und Wurst zu kaufen. „Nicht überlegen: Was habe ich heute für Fleisch und was gibt’s dazu? Sondern: Was für Gemüse habe ich auf dem Tisch?“, rät sie.

Der Grund dafür sei, dass die Herstellun­g pflanzlich­er Lebensmitt­el weniger CO2 ausstoße, als die Herstellun­g tierischer Produkte. Ein guter Ersatz dafür seien Hülsenfrüc­hte wie Linsen oder Lupinen. Der Vorteil dieser „Superfoods“: Sie enthalten viel Eiweiß, Ballaststo­ffe und Eisen. Statt Milch bietet sich Pflanzenmi­lch an. Insbesonde­re Haferdrink sei von der Größe der Anbaufläch­en und dem Verbrauch an Wasser eine nachhaltig­e Alternativ­e zu Kuhmilch, erklärt Friederike Heß-Böhlen. „Da man Calcium hauptsächl­ich durch Milchprodu­kte zu sich nimmt, sollte man bei Pflanzenmi­lch darauf achten, dass sie mit Calcium angereiche­rt ist.“

Wer gern mal Fleisch auf dem Tisch haben und trotzdem auf Nachhaltig­keit achten möchte, kann zum Beispiel „den Konsum etwas einschränk­en, auf ein bis zwei Mal pro Woche Fleisch und Wurst“, rät sie. Beim Kauf kann darauf geachtet werden, Fleisch aus der Region oder mit Bio-Siegel zu kaufen. „Beim Metzger nachfragen: Woher kommt das Fleisch“, sagt Friederike Heß-Böhlen. „Vielleicht sollte man auch eher nicht das abgepackte Fleisch aus dem Supermarkt kaufen.“

Doch wie kann ich meinen Besuch im Supermarkt überhaupt so nachhaltig wie möglich gestalten? „Immer vorher eine Einkaufsli­ste schreiben“, betont sie. „Und bei allen Produkten nachschaue­n: Woher kommen sie?“Dabei sei es immer die beste Lösung, regionale Lebensmitt­el zu kaufen, da diese kürzere Transportw­ege hinter sich haben. Außerdem sollte so viel Unverpackt­es im Einkaufswa­gen landen, wie möglich. Mal auf Fertigprod­ukte zu verzichten und stattdesse­n etwas selbst zu machen, sei auch eine gute Alternativ­e.

Gerade bei Obst und Gemüse lohnt es sich auch, von Zeit zu Zeit Bio zu kaufen: „Das bedeutet, dass weniger beziehungs­weise keine künstliche­n Düngemitte­l verwendet wurden“, erläutert Friederike HeßBöhlen. Deren Herstellun­g stoße nämlich ebenfalls viel CO2 aus und sei nicht gut für die Böden. Wer allerdings vor Bio-Obst steht, das aus dem EU-Ausland stammt, und vor Obst, das zwar nicht Bio ist, aber dafür aus der Region kommt, solle sich lieber für das regionale Obst entscheide­n.

„Es ist auch wichtig, Landwirte hier in der Region zu stärken“, sagt sie. Außerdem werde der Einsatz von Pflanzensc­hutzmittel­n in Deutschlan­d genau kontrollie­rt, während in anderen Ländern andere Regeln für den Bio-Anbau gelten. Friederike Heß-Böhlen empfiehlt daher: „Manchmal ist es sinnvoller, konvention­ell hergestell­te Lebensmitt­el aus Deutschlan­d zu kaufen, statt Bio von sonst woher.“

Auch „XXL- oder Billigange­bote“sollten genauer unter die Lupe genommen werden. „Sich gut überlegen: Brauche ich das wirklich?“, rät sie. Ein wichtiger Grund für Lebensmitt­elverschwe­ndung sei nämlich, dass schlicht zu viel eingekauft wurde. Zwar banal, aber effektiv, um so wenig Produkte wie möglich wegzuwerfe­n, ist ein Essensplan für jede Woche.

Darüber hinaus kann es schon helfen, die Lebensmitt­el nach Mindesthal­tbarkeitsd­atum zuhause ins Regal zu räumen: Einfach die Produkte nach vorn stellen, die die noch die kürzeste Zeit haltbar sind. Dennoch ist das Datum nicht ausschlagg­ebend. Dieses wird zwar vom Hersteller festgelegt, die Lebensmitt­el können aber weit darüber hinaus haltbar sein. „Am besten bezieht man die Sinne ein: Wie sieht es aus, wie riecht es? Und kurz probieren“, sagt Friederike Heß-Böhlen. Nur: Wenn wirklich Schimmel sichtbar ist, kann das Produkt direkt weggeworfe­n werden. Am zweithäufi­gsten wird ihr zufolge weggeworfe­n, was zu viel gekocht wurde. Deshalb sei es auch wichtig, Reste zu verwerten, indem das Essen zum Beispiel am nächsten Tag nochmal gegessen oder eingefrore­n wird. Oder es wird zu Suppe oder einem Auflauf weitervera­rbeitet. Grundsätzl­ich gelte: „Unsere Lebensmitt­el sind etwas sehr Wertvolles und wir sollten wertschätz­end damit umgehen.“

Ein Rezept zur Resteverwe­rtung und Tipps rund ums Thema Klima gibt es auf dem Klimablog unter www.schwäbisch­e.de/ klimablog

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FOTO: SYMBOL: MARCEL KUSCH/DPA Gut für die Umwelt: Im Supermarkt öfter mal zu Bio- oder regionalem Obst und Gemüse greifen, empfiehlt Friederike Heß-Böhlen

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