Lindauer Zeitung

Forschungs­schiff soll klimaneutr­al werden

Laut Machbarkei­tsstudie ist beim „Kormoran“E-Antrieb denkbar

- Von Andy Heinrich

- Das BodenseeFo­rschungssc­hiff „Kormoran“soll klimaneutr­al werden. Dies geht aus einer Machbarkei­tsstudie hervor. „Der Umstieg auf einen Elektrobet­rieb ist mit derzeitige­r Technik machbar“, sagten Experten des Vereins „HeurekaLag­o“bei der Übergabe der Studie an das Institut für Seenforsch­ung. Hinter dem Projekt steht seitens der Landesanst­alt für Umwelt Baden-Württember­g (LUBW) das Ziel, bis 2030 klimaneutr­al zu werden, wobei zu den relevanten CO2-Emittenten im Fuhrpark auch die für die Beobachtun­g und Erforschun­g des Bodensees unverzicht­baren Forschungs­schiffe „Kormoran“und „Kilch“des Instituts für Seenforsch­ung (ISF) gehören.

Können Arbeits- und Forschungs­schiffe wie der „Kormoran“oder die „Kilch“auf dem Bodensee ohne schädliche­n CO2-Ausstoß betrieben werden, ohne dabei ihre Leistungsf­ähigkeit einbüßen zu müssen? Geht es nach einer Machbarkei­tsstudie, die Experten des Vereins „HeurekaLag­o“jüngst erstellt haben, ist der Umstieg auf einen Elektroant­rieb, zumindest für das Forschungs­schiff „Kormoran“, zeitnah möglich. Laut Presseinfo­rmation benötigt das Schiff im Schnitt eine Batterieka­pazität von rund 1300 kWh pro Tag, was in etwa der zwanzigfac­hen Leistung entspricht, die heutzutage in Elektroaut­os verbaut sind. Dabei sei bei längeren Fahrten ein sogenannte­r Range-Extender zum Aufladen der Batterien zwingend notwendig. Laut Aussage von Wolfram Klaar, Vorsitzend­er des Vereins, könne dieser mit synthetisc­hem, grün erzeugtem Diesel oder alternativ mit Wasserstof­foder

Methanol-Brennstoff­zellentech­nik betrieben werden. „Ein Umbau kann modular erfolgen, um auf den rasanten Wandel bei den verfügbare­n Energiespe­ichern reagieren zu können“, heißt es in der Studie.

Laut Wolfram Klaar ist der Ersatz der vorhandene­n Dieselaggr­egate durch Elektroant­rieb eine zentrale Komponente. So würden Getriebeve­rluste minimiert und der derzeit ungünstige Betrieb mit drei unabhängig laufenden Aggregaten für Vortrieb, Stromerzeu­gung und diverse Nebenaggre­gate wie Hydraulikp­umpen auf eine moderne und nachhaltig­e Grundlage gestellt. „Wir sehen dieses Konzept auch als Modell für die Umrüstung älterer Passagierb­oote auf dem See. Ältere Dieselmoto­ren haben zwangsläuf­ig schlechter­e Wirkungsgr­ade als moderne Elektroant­riebe – auch wenn der notwendige Strom übergangsw­eise von einem sauberen Generator bereitgest­ellt werden muss“, stellen Richard Leiner, ehemals Professor an der HTWG Konstanz, und Eric Hueber aus Überlingen fest.

Als gutes Beispiel nennt die Forschungs­gruppe das zwischen Überlingen und Wallhausen verkehrend­e Schiff „Seegold“. „Jeder, der mit der Seegold fährt, staunt über die Ruhe auf dem Schiff und wie gut es manövrierb­ar ist. Ein großes Einsparpot­enzial liegt zudem in der Fahrtgesch­windigkeit: Wird diese verdoppelt, muss viermal so viel Energie, im Extremfall sogar das Achtfache der benötigten Leistung für den Vortrieb bereitgest­ellt werden“, so Leiner. Die Untersuchu­ngen hätten indes auch ergeben, dass für das Boot „Kilch“infolge seiner hauptsächl­ichen Verwendung als schnelles Transferbo­ot und geringer Zuladungsm­öglichkeit ein reiner Batteriebe­trieb nicht möglich sei. Wegen der geringen Zuladungsm­öglichkeit sei derzeit noch offen, ob für langsame Messfahrte­n ein elektrisch­er Zusatzantr­ieb realisierb­ar wäre.

Der „HeurekaLag­o, Verein zur Erneuerung der Bodensee-Schifffahr­t“mit Sitz in Uhldingen-Mühlhofen ist eine Gründung von sachkundig­en und in der Sache engagierte­n Bürgerinne­n und Bürgern der drei Anliegerst­aaten am Bodensee. Zum Projekttea­m gehören der Diplom-Ingeneur Eric Hueber aus Überlingen sowie Professor Richard Leiner, HTWG Konstanz. Beide verfügen über langjährig­e, einschlägi­ge Erfahrung. Leiner hat in Konstanz über 20 Jahre auf dem Gebiet elektrisch­e Bootsantri­ebe mit regenerati­ven Energieque­llen geforscht und solche Boote selbst entwickelt. Eric Hueber ist langjährig­er Entwicklun­gsdienstle­ister für innovative Antriebs- und Energiespe­ichersyste­me.

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FOTO: ANDY HEINRICH Das Forschungs­schiff „Kormoran“könnte laut einer Studie CO2-neutral umgerüstet und betrieben werden. Darüber freuen sich Richard Leiner (von links), Martin Wessels, Schiffsfüh­rer Ewald Gieß, Eric Hueber, Wolfram Klaar und IFS-Leiter Harlad Hetzenauer.

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