Forschungsschiff soll klimaneutral werden
Laut Machbarkeitsstudie ist beim „Kormoran“E-Antrieb denkbar
- Das BodenseeForschungsschiff „Kormoran“soll klimaneutral werden. Dies geht aus einer Machbarkeitsstudie hervor. „Der Umstieg auf einen Elektrobetrieb ist mit derzeitiger Technik machbar“, sagten Experten des Vereins „HeurekaLago“bei der Übergabe der Studie an das Institut für Seenforschung. Hinter dem Projekt steht seitens der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, wobei zu den relevanten CO2-Emittenten im Fuhrpark auch die für die Beobachtung und Erforschung des Bodensees unverzichtbaren Forschungsschiffe „Kormoran“und „Kilch“des Instituts für Seenforschung (ISF) gehören.
Können Arbeits- und Forschungsschiffe wie der „Kormoran“oder die „Kilch“auf dem Bodensee ohne schädlichen CO2-Ausstoß betrieben werden, ohne dabei ihre Leistungsfähigkeit einbüßen zu müssen? Geht es nach einer Machbarkeitsstudie, die Experten des Vereins „HeurekaLago“jüngst erstellt haben, ist der Umstieg auf einen Elektroantrieb, zumindest für das Forschungsschiff „Kormoran“, zeitnah möglich. Laut Presseinformation benötigt das Schiff im Schnitt eine Batteriekapazität von rund 1300 kWh pro Tag, was in etwa der zwanzigfachen Leistung entspricht, die heutzutage in Elektroautos verbaut sind. Dabei sei bei längeren Fahrten ein sogenannter Range-Extender zum Aufladen der Batterien zwingend notwendig. Laut Aussage von Wolfram Klaar, Vorsitzender des Vereins, könne dieser mit synthetischem, grün erzeugtem Diesel oder alternativ mit Wasserstoffoder
Methanol-Brennstoffzellentechnik betrieben werden. „Ein Umbau kann modular erfolgen, um auf den rasanten Wandel bei den verfügbaren Energiespeichern reagieren zu können“, heißt es in der Studie.
Laut Wolfram Klaar ist der Ersatz der vorhandenen Dieselaggregate durch Elektroantrieb eine zentrale Komponente. So würden Getriebeverluste minimiert und der derzeit ungünstige Betrieb mit drei unabhängig laufenden Aggregaten für Vortrieb, Stromerzeugung und diverse Nebenaggregate wie Hydraulikpumpen auf eine moderne und nachhaltige Grundlage gestellt. „Wir sehen dieses Konzept auch als Modell für die Umrüstung älterer Passagierboote auf dem See. Ältere Dieselmotoren haben zwangsläufig schlechtere Wirkungsgrade als moderne Elektroantriebe – auch wenn der notwendige Strom übergangsweise von einem sauberen Generator bereitgestellt werden muss“, stellen Richard Leiner, ehemals Professor an der HTWG Konstanz, und Eric Hueber aus Überlingen fest.
Als gutes Beispiel nennt die Forschungsgruppe das zwischen Überlingen und Wallhausen verkehrende Schiff „Seegold“. „Jeder, der mit der Seegold fährt, staunt über die Ruhe auf dem Schiff und wie gut es manövrierbar ist. Ein großes Einsparpotenzial liegt zudem in der Fahrtgeschwindigkeit: Wird diese verdoppelt, muss viermal so viel Energie, im Extremfall sogar das Achtfache der benötigten Leistung für den Vortrieb bereitgestellt werden“, so Leiner. Die Untersuchungen hätten indes auch ergeben, dass für das Boot „Kilch“infolge seiner hauptsächlichen Verwendung als schnelles Transferboot und geringer Zuladungsmöglichkeit ein reiner Batteriebetrieb nicht möglich sei. Wegen der geringen Zuladungsmöglichkeit sei derzeit noch offen, ob für langsame Messfahrten ein elektrischer Zusatzantrieb realisierbar wäre.
Der „HeurekaLago, Verein zur Erneuerung der Bodensee-Schifffahrt“mit Sitz in Uhldingen-Mühlhofen ist eine Gründung von sachkundigen und in der Sache engagierten Bürgerinnen und Bürgern der drei Anliegerstaaten am Bodensee. Zum Projektteam gehören der Diplom-Ingeneur Eric Hueber aus Überlingen sowie Professor Richard Leiner, HTWG Konstanz. Beide verfügen über langjährige, einschlägige Erfahrung. Leiner hat in Konstanz über 20 Jahre auf dem Gebiet elektrische Bootsantriebe mit regenerativen Energiequellen geforscht und solche Boote selbst entwickelt. Eric Hueber ist langjähriger Entwicklungsdienstleister für innovative Antriebs- und Energiespeichersysteme.