Eigene Energie lohnt sich mehr denn je
Bei Baumesse „Hausplus“dreht sich viel um Strom und Wärme aus regenerativen Quellen
(sz) - Gas ist durch den Ukraine-Krieg ein weltpolitisches Thema. Und die Strompreise gehen durch die Decke. Viele würden jetzt gern unabhängiger werden in ihrer Energieversorgung – und am liebsten langfristig Geld sparen. Wie das gelingen kann, erfahren Besucherinnen und Besucher der Baumesse „Hausplus“am zweiten April-Wochenende in Ravensburg. Wie die Veranstalter mitteilen, befassen sich etwa ein Viertel der Aussteller und die Hälfte der 22 Fachvorträge mit Energiethemen.
Viele Stromversorger erhöhen gerade die Preise. Das bringt Hausbesitzer ins Grübeln: Wäre unter den neuen Bedingungen vielleicht doch Photovoltaik (PV) sinnvoll? HansPeter GrossBosch (Foto: Veranstalter/Stefan Lind) von Enerix in Ravensburg rechnet das mit Kunden konkret durch. „Man braucht längst kein großes, unverschattetes Süd-Dach mehr, um eine Lösung hinzubekommen, die sich rechnet. Moderne Anlagen sind viel öfter rentabel, als die meisten denken. Da hat sich technologisch einiges getan“, wird er in der Pressemitteilung zitiert.
Allerdings sei es derzeit gar nicht einfach, so eine Rentabilität durchzurechnen und exakte Prognosen zu machen: Man könne ja nur aktuelle Preise zugrundelegen. Die stiegen stetig und unkalkulierbar. Auch Experten wüssten nicht, wie das weitergeht. Der Trend sei allerdings klar: Günstiger werde Strom auf absehbare Zeit nicht.
Auch deswegen stehen Energiethemen mehr denn je im Fokus der Ravensburger Baumesse „Hausplus“. Messeleiter Stephan Drescher von der Ravensburger Veranstaltungsgesellschaft sagt: „Es hat sich in den vergangenen Jahren schon abgezeichnet. Das liegt an Klimaschutz, Energiewende und den einhergehenden Gesetzen und Förderungen. Wer baut oder saniert, muss sich darüber einfach Gedanken machen. Natürlich spiegelt sich das auch auf der Messe und an den Ständen unserer Aussteller – dieses Jahr deutlicher denn je. Zumal die Leute sich inzwischen ernsthaft Sorgen machen, ob ihre Versorgung überhaupt sicher ist und ob sie sich das noch lange leisten können.“Was helfen könne: finanzielle Unterstützung vom Staat. Digibt
es beispielsweise, wenn man eine alte Ölheizung austauscht. Günter Eisele (Foto: Veranstalter), Geschäftsführer des Sanitär- und Heizungsbetriebs Huhn in Weingarten, macht klar: „In der Förderpolitik haben wir aktuell Bedingungen, wie es sie in Deutschland noch nie gab. Bis zu 55 Prozent der Kosten für eine neue Heizung übernimmt der Staat. Also über 30 000 Euro bei einer Anlage für 60 000 Euro. Das hätte einem vor ein paar Jahren keiner geglaubt. Aber inzwischen ist die WärmeWende für die Klimaziele in Deutschland so wichtig, dass der Staat sehr viel Geld in die Hand nimmt.“Er empfiehlt Holz plus Sonne: Pelletheizung, Solaranlage und einen Pufferspeicher – ein hybrides Heizkonzept. „Das kann man im Neubau ebenso einsetzen wie bei einer Sanierung. Der Mix aus Holz und Sonne ist aktuell wirklich klug und lukrativ.“
Erklärtes politisches Ziel sei ja schon vor dem Ukraine-Krieg gewesen, dass fossile Brennstoffe möglichst bald ersetzt werden durch solche regenerativen Wärmequellen – und zwar flächendeckend in den Wohnungen und Häusern überall im Land. „Ökologisch ist das sinnvoll“, sagt Eisele. „Jetzt in diesen Wochen bekommt das nochmal ganz neue Dimensionen. Leider sind wir Deutschen
aktuell noch extrem abhängig von importiertem Gas. Umso wichtiger, dass wir etwas verändern.“Seine Kunden machten sich Sorgen, berichtet er. „Wir hören gerade oft: Wir sind so froh, dass wir mit Holz heizen. Wir werden es wenigstens warm haben, egal was kommt.“
Lieber unabhängig werden gelte auch beim Strom: Als PhotovoltaikExperte ist Hans-Peter Gross-Bosch begeistert von der Sonne als GratisEnergiequelle. „Man muss sich klar machen, die Sonne hat ein unvorstellbares, gigantisches Potenzial. Sie liefert Tag für Tag 10 000 Mal mehr Energie auf die Erde, als alle Menschen weltweit verbrauchen. Und wir werden immer besser darin, diese Energie nutzbar zu machen. Auch dann, wenn die Sonne nicht scheint, bei Nacht und im Winter. Dafür kombinieren wir Photovoltaik mit modernen Stromspeichern.“
Tatsächlich machen Speicher inzwischen einen großen Unterschied. Wer eine Photovoltaikanlage ohne Speicher hat, wird übers Jahr den größeren Teil seines Sonnenstroms einspeisen, einfach weil die Erträge vom Timing her nicht gut zum Bedarf passen. „Eine normale Familie mit PV auf dem Hausdach kann etwa 75 Prozent ihres Stroms nicht selbst nutzen“, erklärt Gross-Bosch.
Ein Speicher drehe dieses Verhältnis um: „Damit kann die Familie bis zu 80 Prozent ihres Stroms selbst verbrauchen – ökologisch und wirtschaftlich viel besser.“Es gäbe auch kleine Lösungen. Im Bereich Photovoltaik könnten Mieter oder Wohnungsbesitzer spezielle PV-Module für den Balkon oder die Hauswand verwenden. Die reichten nicht, um autark zu werden, aber immerhin, um die Stromrechnung spürbar zu reduzieren.
Und wer nicht auf einen Schlag eine neue Heizung stemmen kann, könnte schrittweise vorgehen und die bestehende Heizung mit einer Solarthermie-Anlage erweitern, sagt Günter Eisele: „Die Solaranlage arbeitet dann wie ein zweiter Heizkessel. Das entlastet die Heizung und die Umwelt.“
Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag, 8. bis 10. April, jeweils 10 bis 18 Uhr.
Preise: Der Eintritt beträgt sieben Euro. Mit der SZ-Abokarte zahlt man sechs Euro für maximal zwei Personen.
Auch der ermäßigte Eintritt für Studierende, Rentner und Behinderte liegt bei sechs Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.
Parken: Kostenlose Stellplätze findet man direkt an der Oberschwabenhalle.
Internet: Mehr Informationen gibt’s im Internet unter www.hausplus-rv.de (sz)