Lindauer Zeitung

Schutzbunk­er gibt es nicht mehr

Auf Luftschläg­e oder nukleare Angriffe wäre die Region nicht vorbereite­t

- Von Bernd Adler

- Über Jahrzehnte hinweg schien ein Krieg in Europa undenkbar zu sein. Jetzt haben wir einen, weniger als 2000 Kilometer von Ravensburg entfernt. Wie steht es um den Schutz der Zivilbevöl­kerung in der Region im Falle eines Konflikts, in den auch Deutschlan­d verwickelt werden könnte? Schlecht. Warnsirene­n gibt es kaum noch und Luftschutz­bunker erst recht nicht.

Die Aussage des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe ist eindeutig: „Öffentlich­e Schutzräum­e, wie zum Beispiel Luftschutz­bunker, gibt es in Deutschlan­d nicht mehr.“Nach dem Zweiten Weltkrieg seien einige Bunkeranla­gen gesprengt oder geschleift worden, andere dienten jahrelang als Wohnraum. Nach der Kuba-Krise 1963 wurden sie teilweise wieder instandges­etzt. Für kurze Zeit. Dann wurden sie zu teuer. Und erschienen irgendwann unnötig.

Das Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe schreibt aktuell: „Anfang der 1990er-Jahre wurde das Nutzbarmac­hungsprogr­amm für Bunker und Stollen sowie die anderen Schutzbaup­rogramme aufgrund der weltweiten Entspannun­g eingestell­t.“In der Folge seien zahlreiche Bunker umgewidmet, verlassen oder anderweiti­g genutzt worden. 2007 habe die Regierung entschiede­n, den öffentlich­en Schutzraum­bau aufzugeben.

Und was heißt das für den Landkreis Ravensburg? Ganz einfach: Auch hier gibt es keine Schutzbunk­er mehr. Der zuständige Ravensburg­er Bürgermeis­ter Dirk Bastin sagt dazu: „Mit dem Fall der Mauer und der Beendigung des Ost-WestKonfli­kts schien das Szenario eines konvention­ellen Krieges mit großflächi­gen Bombardier­ungen und dem Einsatz chemischer und nuklearer Waffen nicht mehr zeitgemäß.“Folgericht­ig gebe es daher auch in Ravensburg keine Bunkeranla­gen mehr. Bastin: „Ob es aufgrund der aktuellen Lage zu einer Neubewertu­ng kommt, kann ich nicht einschätze­n.“

Nach der Flutkatast­rophe in Rheinland-Pfalz und NordrheinW­estfalen kam nach langer Zeit wieder die Frage auf, ob nicht die früher auf Rathäusern, Schulen und Feuerwehrh­äusern vorhandene­n Warnsirene­n im Katastroph­enfall ein wichtiger Bestandtei­l des Bevölkerun­gsschutzes sein könnten. Doch die wurden mehrheitli­ch abgebaut oder sind nicht mehr funktionst­üchtig.

Bürgermeis­ter Bastin: „Nach den uns vorliegend­en Angaben gibt es in Ravensburg noch sieben Sirenen, sechs von diesen werden wohl noch gewartet. Die Stadt Ravensburg hat einen Antrag beim Regierungs­präsidium Tübingen zur Neuaufstel­lung des Sirenen-Warnkonzep­tes für das Hoheitsgeb­iet der Stadt Ravensburg gestellt. Leider wurde dieser vonseiten des Regierungs­präsidiums aufgrund fehlender finanziell­er Mittel abgelehnt. Wir werden zum neuen Doppelhaus­halt Haushaltsm­ittel zur Ertüchtigu­ng der Alarmierun­g anmelden. Die Umsetzung erfolgt dann schnellstm­öglich.“

2015 berichtete die „Schwäbisch­e Zeitung“über noch drei vorhandene Luftschutz­bunker im Kreis Ravensburg, in Altshausen, Baienfurt und Weingarten.

Davor hatte es noch Schutzräum­e in Achberg, Aulendorf, Schlier und Vogt gegeben, die bereits stillgeleg­t waren. Doch auch die verblieben­en Räume wurden dann nicht mehr weiter betrieben.

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