Lindauer Zeitung

Corona-Impfpflich­t klar gescheiter­t

Bundestag lehnt alle Anträge ab – Union zu neuen Gesprächen mit der Regierung bereit

- Von Claudia Kling und epd

- Die Abstimmung fiel deutlich aus: Bei der Corona-Impfpflich­t bleibt in Deutschlan­d alles, wie es ist. Die Einführung einer Impfverpfl­ichtung für über 60-Jährige ist im Bundestag gescheiter­t. Nach einer engagiert geführten Debatte stimmten am Donnerstag in Berlin in einer namentlich­en Abstimmung 378 Abgeordnet­e gegen den Kompromiss­antrag aus den Reihen der Ampel-Fraktion. 296 Abgeordnet­e votierten mit Ja, neun Parlamenta­rier enthielten sich. Da auch der Antrag der Union für ein Impfvorsor­gegesetz keine Mehrheit fand, wird es absehbar keine Ausweitung der Corona-Impfpflich­t in Deutschlan­d geben.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) erklärte nach der Abstimmung auf Twitter, damit sei der einzige Gesetzentw­urf gescheiter­t, der eine allgemeine Impfpflich­t gebracht hätte. Jetzt werde die Bekämpfung von Corona im Herbst viel schwerer. Lauterbach, der eigentlich ebenso wie Kanzler Olaf Scholz (SPD) für eine Impfpflich­t ab 18 Jahren eintritt, hatte den Ampel-Kompromiss unterstütz­t und eindringli­ch um Zustimmung geworben. Unionspoli­tiker erklärten, sie seien zu neuen Gesprächen bereit, wenn sie auf Augenhöhe geführt würden.

Mehrere Sozialverb­ände zeigten sich enttäuscht. Die Caritas äußerte Zweifel daran, wie der Schutz der Älteren und Vorerkrank­ten nun gewährleis­tet werden könne. Es sei bitter, dass nur die Impfpflich­t für medizinisc­hes und Pflegepers­onal bleibe, twitterte der Verband. In der Folge forderte die Südwest-Caritas auch eine Aussetzung der einrichtun­gsbezogene­n „Impfpflich­t exklusiv“, wie sie es nannte.

In der Bevölkerun­g hätte es nach einer repräsenta­tiven Umfrage von infratest dimap eine Mehrheit für die Pflicht gegeben. Fast jeder Zweite (46 Prozent) sprach sich im aktuellen ARD-Deutschlan­dtrend für eine allgemeine Impfpflich­t für alle Erwachsene­n ab 18 Jahren aus. Weitere 13 Prozent unterstütz­en demnach eine Impfpflich­t für Menschen ab 50 Jahren. Mehr als ein Drittel der Deutschen ist grundsätzl­ich gegen eine Corona-Impfpflich­t (37 Prozent). 1325 Wahlberech­tigte waren von Montag bis Mittwoch befragt worden.

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