„Verlängerung der Laufzeiten nicht verantwortbar“
Die Mehrheit der Befragten, die sich bei der Meinungsumfrage der Tageszeitungen in Baden-Württemberg für eine angedachte Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks Neckarwestheim ausgesprochen hat, scheint nicht umfassend informiert zu sein.
Denn es gibt gewichtige Gründe, die dagegensprechen.
Allein aus Sicherheitsgründen wäre die Laufzeitverlängerung für eine Hochsicherheitstechnologie nicht verantwortbar. Das haben die Atomkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima hinlänglich bewiesen. Klimaschutzminister Habeck sagte in diesem Zusammenhang: „Für den nächsten Winter würden längere Laufzeiten nicht helfen. Und für den langfristigen Bereich nur dann, wenn wir bereit sind, massive Sicherheitsabstriche zu machen.“
Zusätzlich besteht ein Problem mit den Brennstäben. Bundesumweltministerin Lemke zufolge würde eine Verlängerung der Laufzeiten im Winter 2022/2023 keine zusätzlichen Strommengen bringen, sondern frühestens ab Herbst 2023 nach erneuter Befüllung mit neu hergestellten Brennstäben. Auf dieses Problem wiesen auch die Betreiber hin. Eine Sprecherin von PreussenElektra, Betreiberin des Atomkraftwerks Isar 2, sagte, frische Brennelemente könnten erst in gut 1,5 Jahren zur Verfügung stehen. Zudem müssten sich die Konzerne wohl neue Uran-Lieferanten suchen. „In den letzten Betriebsjahren unserer Kraftwerke haben wir das für die Brennelemente benötigte Uran aus Kasachstan und Russland sowie in geringen Mengen aus Kanada bezogen.“
Hinzu kommt, dass jede im AKW erzeugte Kilowattstunde Strom wesentlich teurer ist, als wenn sie regenerativ erzeugt wird. Und schließlich würde ein Festhalten an der Stromerzeugung aus AKW den dringend benötigten Ausbau der regenerativen Energien ausbremsen.
Zu „Ein Bewahrer des jüdischen Erbes in Laupheim“(5. April):
In der Würdigung des kürzlich verstorbenen Yitzhak Heinrich Steiner ist mir eine Aussage sehr merkwürdig aufgefallen. Dort stand, er habe sich für die „Versöhnung zwischen Juden und Deutschen“eingesetzt. Ich frage mich, ist das nur Gedankenlosigkeit oder zeigt das auch eine innere Haltung, die auch in der jetzigen Generation noch verankert ist? Nämlich dass das Gegensätze sein sollen: Juden und Deutsche.
Im Artikel wurde ja erwähnt, dass Herr Steiner aus einer alteingesessenen jüdischen Familie in Laupheim stammte. Er emigrierte als Kind, natürlich nicht freiwillig, und wurde aus seinem Heimatland Deutschland vertrieben. Er war also selbst Deutscher jüdischen Glaubens. Würde man sagen, dass sich jemand für die
Versöhnung von Katholiken und Deutschen einsetzt? Sicherlich nicht. Aber Juden werden immer noch so angesehen, als ob sie nicht zu Deutschland gehörten, sonst würde man das so nicht ausdrücken. Dies ist eine neuerliche Ausgrenzung, die nicht hinzunehmen ist. Ich wünsche mir da mehr Bewusstsein und Sensibilität von der Redaktion.
Susanne Klingel, Biberach
Der Weltklimarat verkündete nichts Neues, was den interessierten Laien vom Hocker gehauen hätte. Im Wesentlichen geht es um den CO2-Ausstoß, der jedoch beim regionalen, europäischen und internationalen Wachstum nicht unter die Lupe genommen wird. Wohlstand wird versprochen, indem man das wachstumsbedingte CO2 „versenkt“. Wer sich jedoch den Aufwand der Eingriffe in die Landschaft für die Bahnstrecke Ulm-Stuttgart vergegenwärtigt („Schwäbische Zeitung“, 29. März) und mit einem lächerlichen Zeitgewinn von 15 Minuten konfrontiert, kann sich nicht freuen. Millionen Tonnen CO2 wurden in die Luft geblasen – und dann wird über die „Erderhitzung“gejammert? „Mit Tempo 250 über die Alb“ist etwas Schönes und Notwendiges? Wie angenehm ist die Reise mit dem ICE die Alb hinauf, wo man die Natur noch genießen kann im Gegensatz zum „Shuttle“von Stuttgart nach Heidelberg oder über die Kasseler Berge! Die Interessenlagen für die Bevölkerung und die Steuerzahler sind verquer zu den CO2-Vorstellungen. Die Politik hat den Bezug zur Realität verloren.
Zu „Geschäfte in Zeiten des Krieges“(5. April):
Die Firma Liebherr argumentiert: „Wir haben unseren russischen Kunden ein Leistungsversprechen gegeben und sind auch unseren Mitarbeitenden im Land verpflichtet. Weder unsere Kunden noch unsere Beschäftigten tragen eine persönliche Verantwortung am Krieg in der Ukraine.“Diese Argumentation ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Ukrainers und der Demokratie. Glauben die Damen und Herren bei Liebherr, dass die 140 Kinder, die gestorben sind, die vielen Zivilisten, die getötet wurden oder die Menschen in Butscha, die eiskalt hingerichtet wurden, dass diese Leute eine persönliche Verantwortung für den Krieg haben? Diese Heuchelei der Verantwortlichen bei Liebherr ist einfach unfassbar.
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