Bayern kann aufatmen
DFB-Sportgericht weist Einspruch des SC Freiburg nach Wechselfehler ab – Meisterschaft dürfte entschieden sein
(dpa) - Christian Streich war ziemlich sauer – Julian Nagelsmann darum bemüht, die Wogen wieder etwas zu glätten. Der 4:1-Sieg des FC Bayern in der Bundesliga-Partie beim SC Freiburg bleibt trotz des Wechselfehlers des Tabellenführers bestehen. Diese Entscheidung seines Sportgerichts verkündete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitag. Dass der Protest des SC gegen die Spielwertung zurückgewiesen worden war, ärgerte Streich nicht wirklich. Sehr wohl aber die Begleitumstände. Gegen die Kritik an den Badenern für ihr Vorgehen wehrte sich der 56-Jährige vehement. Auch Nagelsmann durfte sich davon angesprochen fühlen. Weitere Rechtsmittel gegen das Urteil wird der SC nicht einlegen.
„Der einzige Weg, den man einschlagen musste, weil es uns sozusagen aufgrund dieser Rechtsunsicherheit zugeschoben wurde, war Einspruch zu erheben“, sagte Streich. Die Bayern hatten bei der Partie vergangenen Samstag infolge eines Wechselfehlers für wenige Sekunden zu zwölft gespielt. Die Freiburger hatten am Montag Protest gegen die Spielwertung eingelegt, da der Club formal in der aktiven Rolle sei, die Vorgänge rechtlich überprüfen zu lassen. Münchens Trainer Nagelsmann hatte dieses Vorgehen der Breisgauer kritisiert.
Nach Ansicht des Sportgerichts war den Bayern „der schuldhafte Einsatz eines nicht einsatzberechtigten Spielers“nicht anzulasten. Damit liege kein Grund für eine Aberkennung des Sieges vor. Vielmehr sei ein gravierendes Fehlverhalten von Schiedsrichter
Christian Dingert und seinem Team Ursache des Wechselfehlers. Die Beteiligung der Bayern an dem Wechselchaos reiche „auch unter Gesichtspunkten der Verhältnismäßigkeit nicht aus, um die gravierende Rechtsfolge einer Spielumwertung zu rechtfertigen“, sagte Stephan Oberholz, der Vorsitzende des Sportgerichts. Das SchiedsrichterTeam sei seinen Pflichten „in mehrfacher Hinsicht schuldhaft nicht nachgekommen“, fügte Oberholz hinzu.
Die Bayern reagierten erfreut auf das Urteil. „Wir freuen uns über diese Entscheidung, die unsere Auffassung bestätigt hat“, sagte Vorstandschef Oliver Kahn. Die Freiburger akzeptierten es. „Weil wir Sportsleute sind“, wie Streich betonte. Der SC-Coach wünschte sich aber ausdrücklich, dass es künftig „andere Verfahrensregelungen gibt“. Dann habe „es doch noch was Gutes gehabt“.
Die Rechtsordnung des DFB habe die Breisgauer in eine aktive Rolle gezwungen, die ihnen „äußerst unangenehm“gewesen sei. „Es kann nicht sein, dass es drei Parteien sind. Zwei machen einen Fehler, keinen unerheblichen Fehler. Was überhaupt nicht schlimm ist. Jeder macht Fehler. Ich mache auch Fehler. Und nachher ist der Dritte derjenige, der dann noch von gewissen Leuten, teilweise von denen, die die Fehler gemacht haben, an den Pranger gestellt wird. Das ist ein absolutes Unding. Das haben wir sehr genau vernommen“, so Streich. Die Treuepflicht und die persönliche Haftung habe die SC-Vorstände zum Handeln
Christian Streich
gezwungen, betonte Freiburgs Trainer. „All diese Punkte wurden offensichtlich von einigen nicht berücksichtigt oder sie haben nicht verstanden, um was es da allumfassend geht.“
Bayern-Coach Nagelsmann hatte aus seinem persönlichen Empfinden zunächst Kritik am SC geübt. Am Freitag bemerkte er dazu: „Mir ist schon wichtig in diesem ganzen Thema, dass ich in keinster Weise enttäuscht vom SC Freiburg oder von Christian Streich bin. Ich bin Christian Streich keinen Meter böse, dass sie das gemacht haben.“Bis er von jemandem enttäuscht sei, „müssen schon andere Dinge passieren, die weit über das Berufliche hinausgehen und nicht ein Anfechten eines Spiels“, sagte der 34Jährige. „Ich finde Christian Streich immer noch herausragend als Typ und als Trainer.“
Durch das Urteil dürfte der zehnten Meisterschaft der Bayern in Serie nichts mehr im Weg stehen. Sechs Spieltage vor Schluss ist der Vorsprung auf Verfolger Borussia Dortmund so beruhigend, dass das Derby am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Augsburg vor allem als Vorbereitung für die erhoffte Aufholjagd im Viertelfinalrückspiel der Champions League gegen den FC Villarreal am kommenden Dienstag dienen sollte. „Wenn wir am Dienstag weiterkommen, sind wir immer noch in einer sehr guten Saison“, sagte Nagelsmann. „Wenn wir nicht weiterkommen, muss man das ein bisschen anders bewerten.“Zugleich stellte der BayernCoach vor dem Duell mit dem FCA aber klar: „Das ist ein Bundesligaspiel. Es ist nicht so, dass wir ein Testspiel ausgemacht haben. Es geht um Punkte, die wollen wir zwingend holen.“