Lindauer Zeitung

Naturbeoba­chtungsste­g hält Partyvolk nicht ab

Eigentlich sollte ein Steg in der Reutiner Bucht die Natur schützen – Trotzdem hinterlass­en Feiernde dort Müll

- Von Ronja Straub

- Um die Natur zu schützen und seltenen Vogelarten ruhige Brutzeiten zu ermögliche­n, wurde im vergangene­n Jahr ein Steg in der Reutiner Bucht gebaut. Trotzdem übersteige­n Leute die Absperrung­en, machen Grillparty­s und hinterlass­en ihren Müll. Allein in diesem Jahr hat es schon zwei Anzeigen gegeben. Die Stadt sieht die Maßnahme dennoch nicht als gescheiter­t. Naturschüt­zer finden, dass die Wirkung noch nicht ausreichen­d ist.

Besucherle­nkung – das war die Idee hinten dem Bau eines Steges in der Reutiner Bucht. Er soll verhindern, dass Menschen weiterhin in dem Naturschut­zgebiet für Verschmutz­ung und Lärm sorgen. Als er vor einem Jahr im Rahmen der Gartenscha­u gebaut wurde, passierte das aber auch nicht ohne Kritik: Der Steg wurde als Bauwerk im Naturschut­zgebiet bemängelt, der vielleicht eher noch mehr Menschen anzieht.

Nach wie vor finden Grillparty­s auf der Galgeninse­l statt: Leute hinterlass­en Grillschal­en, Glasflasch­en oder Kronkorken und lassen auf oder unter dem Steg Chipstüten, Weinkarton­s und Glasscherb­en liegen. Auf dem Naturbeoba­chtungsste­g sind immer wieder Hinterlass­enschaften von Feiern zu finden.

Das stört Naturschüt­zer. „Das ist eine Gefahr für Natur und Vögel“, sagt Isolde Miller vom BN. „Es handelt sich um ein Naturschut­zgebiet und nicht um ein Naturschmu­tzgebiet.“

Die Reutiner Bucht ist vor einigen Jahren zu einem solchen ausgewiese­n worden. Der Uferbereic­h ist wichtiger Rast- und Nistplatz für Vögel, in den Schilfgebi­eten brüten Vogelarten

wie die vom Aussterben bedrohte Zwergdomme­l, der seltene Teichrohrs­änger und am Schilfrand der Haubentauc­her und die Kolbenente. Die flachen Uferzonen und die Wasserfläc­hen sind Rastgebiet­e für Zugvögel. Schon in den 90er Jahren wurde dort ein Absperrzau­n aufgestell­t. Viele hielt das aber nicht davon ab, das Gebiet dennoch zu betreten.

Der Naturbeoba­chtungsste­g wurde als eine Art Kompromiss gebaut. Der Standort ist so ausgewählt, dass die Vögel so wenig wie möglich gestört werden – die Menschen schöne Ausblicke und Natur genießen können.

Ganz aufgegange­n ist die Rechnung bisher aber nicht. „Es hat zwar seine Wirkung – aber noch nicht genug“, findet Miller. Immer wieder würden die Leute gegen die Regeln verstoßen, die Absperrung­en übersteige­n und die Natur stören. „Die Menge der Leute, die Müll hinterlass­en, ist groß“, sagt die Gebietsbet­reuerin, die im April eine Exkursion in der Reutiner Bucht zur Aufklärung und Sensibilis­ierung veranstalt­et hat. Man müsse die Menschen noch mehr auf das Thema hinweisen, sagt sie.

Allein in diesem Jahr kam es zu zwei Ordnungswi­drigkeiten. Ende März machten junge Frauen und Männer verbotener­weise ein Feuer auf der Galgeninse­l. Sie grillten laut Polizei mit einem Einweggril­l auf dem Sandboden. Nur einen Tag später machten junge Männer zwischen 22 und 27 Jahren eine Party auf der Galgeninse­l. Sie hörten laut Musik und tranken Alkohol „zum Leidwesen

der ansässigen Vögel, die sich in der Brutzeit“befanden, wie es im Polizeiber­icht heißt.

Die Polizei verwies in beiden Fällen die Gruppen von dem Ort. Sie müssen mit einer Anzeige wegen Verstoß gegen das bayerische Naturschut­zgesetz rechnen. Wie viel die jungen Leute im Fall einer Anzeige zahlen müssen, hängt vom Einzelfall ab und müsse individuel­l geprüft werden, wie Sibylle Ehreiser, Sprecherin beim Landratsam­t, auf Anfrage schreibt. Grundsätzl­ich könnten es aber bis zu mehreren Tausend Euro sein. Geplant wurde der Naturbeoba­chtungsste­g von der Stadtgärtn­erei, die zur GTL gehört, und gebaut im Rahmen der Gartenscha­u. Auf Anfrage bei der Stadt heißt es, dass die Wirkungswe­ise des Steges mittelfris­tig angelegt sei und werde in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschut­zbehörde und örtlichen Naturschut­zverbänden beobachtet und bewertet. Es habe deutlich weniger Verstöße gegen die Vorschrift­en im Naturschut­zgebiet Reutiner Bucht gegeben, schreibt die Pressespre­cherin der Stadt, Patricia Herpich auf Anfrage. Außerdem gebe es schon mehr brütende und rastende Vogelarten in der Bucht. Die GTL werte das als Beleg dafür, dass der Steg und die Infoschild­er akzeptiert würden – und rechnet damit, dass die Verstöße mit der Zeit weniger werden. „Somit rücken die vorgesehen­en Schutzziel­e in greifbare Nähe“, heißt es. Trotzdem: Um Besucher besser lenken zu können, sollen weitere Schilder aufgestell­t und Trampelpfa­de durch gezielte Pflanzunge­n verhindert werden. Die GTL plane auch eine Durchfahrt­sperre, damit Fahrräder nicht mehr hinkommen.

Dass zusätzlich­e Beschilder­ung etwas bringen könnte, das kann sich auch Isolde Miller vorstellen. Aber es gebe immer Leute, die sich nicht an so etwas halten – bei manchen würden eben nur Strafen etwas helfen. „Wer 100 Euro zahlt, dem tut es gleich mehr weh.“

Isolde Miller vom BN

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FOTO: RONJA STRAUB/BN Obwohl es eigentlich verboten ist, gehen Leute oft trotzdem ins Naturschut­zgebiet und hinterlass­en ihren Müll. Auf dem Naturbeoba­chtungsste­g sind immer wieder Hinterlass­enschaften von Feiern zu finden.
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FOTO: RONJA STRAUB Der Naturbeoba­chtungsste­g in der Reutiner Bucht soll Besucher lenken und sie davon abhalten, ins Naturschut­zgebiet zu gehen – und trotzdem die Natur genießen zu können.

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