Naturbeobachtungssteg hält Partyvolk nicht ab
Eigentlich sollte ein Steg in der Reutiner Bucht die Natur schützen – Trotzdem hinterlassen Feiernde dort Müll
- Um die Natur zu schützen und seltenen Vogelarten ruhige Brutzeiten zu ermöglichen, wurde im vergangenen Jahr ein Steg in der Reutiner Bucht gebaut. Trotzdem übersteigen Leute die Absperrungen, machen Grillpartys und hinterlassen ihren Müll. Allein in diesem Jahr hat es schon zwei Anzeigen gegeben. Die Stadt sieht die Maßnahme dennoch nicht als gescheitert. Naturschützer finden, dass die Wirkung noch nicht ausreichend ist.
Besucherlenkung – das war die Idee hinten dem Bau eines Steges in der Reutiner Bucht. Er soll verhindern, dass Menschen weiterhin in dem Naturschutzgebiet für Verschmutzung und Lärm sorgen. Als er vor einem Jahr im Rahmen der Gartenschau gebaut wurde, passierte das aber auch nicht ohne Kritik: Der Steg wurde als Bauwerk im Naturschutzgebiet bemängelt, der vielleicht eher noch mehr Menschen anzieht.
Nach wie vor finden Grillpartys auf der Galgeninsel statt: Leute hinterlassen Grillschalen, Glasflaschen oder Kronkorken und lassen auf oder unter dem Steg Chipstüten, Weinkartons und Glasscherben liegen. Auf dem Naturbeobachtungssteg sind immer wieder Hinterlassenschaften von Feiern zu finden.
Das stört Naturschützer. „Das ist eine Gefahr für Natur und Vögel“, sagt Isolde Miller vom BN. „Es handelt sich um ein Naturschutzgebiet und nicht um ein Naturschmutzgebiet.“
Die Reutiner Bucht ist vor einigen Jahren zu einem solchen ausgewiesen worden. Der Uferbereich ist wichtiger Rast- und Nistplatz für Vögel, in den Schilfgebieten brüten Vogelarten
wie die vom Aussterben bedrohte Zwergdommel, der seltene Teichrohrsänger und am Schilfrand der Haubentaucher und die Kolbenente. Die flachen Uferzonen und die Wasserflächen sind Rastgebiete für Zugvögel. Schon in den 90er Jahren wurde dort ein Absperrzaun aufgestellt. Viele hielt das aber nicht davon ab, das Gebiet dennoch zu betreten.
Der Naturbeobachtungssteg wurde als eine Art Kompromiss gebaut. Der Standort ist so ausgewählt, dass die Vögel so wenig wie möglich gestört werden – die Menschen schöne Ausblicke und Natur genießen können.
Ganz aufgegangen ist die Rechnung bisher aber nicht. „Es hat zwar seine Wirkung – aber noch nicht genug“, findet Miller. Immer wieder würden die Leute gegen die Regeln verstoßen, die Absperrungen übersteigen und die Natur stören. „Die Menge der Leute, die Müll hinterlassen, ist groß“, sagt die Gebietsbetreuerin, die im April eine Exkursion in der Reutiner Bucht zur Aufklärung und Sensibilisierung veranstaltet hat. Man müsse die Menschen noch mehr auf das Thema hinweisen, sagt sie.
Allein in diesem Jahr kam es zu zwei Ordnungswidrigkeiten. Ende März machten junge Frauen und Männer verbotenerweise ein Feuer auf der Galgeninsel. Sie grillten laut Polizei mit einem Einweggrill auf dem Sandboden. Nur einen Tag später machten junge Männer zwischen 22 und 27 Jahren eine Party auf der Galgeninsel. Sie hörten laut Musik und tranken Alkohol „zum Leidwesen
der ansässigen Vögel, die sich in der Brutzeit“befanden, wie es im Polizeibericht heißt.
Die Polizei verwies in beiden Fällen die Gruppen von dem Ort. Sie müssen mit einer Anzeige wegen Verstoß gegen das bayerische Naturschutzgesetz rechnen. Wie viel die jungen Leute im Fall einer Anzeige zahlen müssen, hängt vom Einzelfall ab und müsse individuell geprüft werden, wie Sibylle Ehreiser, Sprecherin beim Landratsamt, auf Anfrage schreibt. Grundsätzlich könnten es aber bis zu mehreren Tausend Euro sein. Geplant wurde der Naturbeobachtungssteg von der Stadtgärtnerei, die zur GTL gehört, und gebaut im Rahmen der Gartenschau. Auf Anfrage bei der Stadt heißt es, dass die Wirkungsweise des Steges mittelfristig angelegt sei und werde in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und örtlichen Naturschutzverbänden beobachtet und bewertet. Es habe deutlich weniger Verstöße gegen die Vorschriften im Naturschutzgebiet Reutiner Bucht gegeben, schreibt die Pressesprecherin der Stadt, Patricia Herpich auf Anfrage. Außerdem gebe es schon mehr brütende und rastende Vogelarten in der Bucht. Die GTL werte das als Beleg dafür, dass der Steg und die Infoschilder akzeptiert würden – und rechnet damit, dass die Verstöße mit der Zeit weniger werden. „Somit rücken die vorgesehenen Schutzziele in greifbare Nähe“, heißt es. Trotzdem: Um Besucher besser lenken zu können, sollen weitere Schilder aufgestellt und Trampelpfade durch gezielte Pflanzungen verhindert werden. Die GTL plane auch eine Durchfahrtsperre, damit Fahrräder nicht mehr hinkommen.
Dass zusätzliche Beschilderung etwas bringen könnte, das kann sich auch Isolde Miller vorstellen. Aber es gebe immer Leute, die sich nicht an so etwas halten – bei manchen würden eben nur Strafen etwas helfen. „Wer 100 Euro zahlt, dem tut es gleich mehr weh.“
Isolde Miller vom BN