Lindauer Zeitung

Schock in der 88. Minute

FC Bayern scheitert im Champions-League-Viertelfin­ale – Später Ausgleich bringt Villarreal weiter

- Von Martin Moravec, Christian Kunz und Jan Mies

(dpa) - Mit leerem Blick schlichen die Bayern-Stars nach dem Schock-Aus in der Champions League in die Kabine. Mit einem späten Gegentor hat der FC Villarreal den deutschen Fußball-Rekordmeis­ter beim 1:1 (0:0) jäh gestoppt und dem Ensemble von Trainer Julian Nagelsmann einen schmerzhaf­ten K.o. zugefügt. Kingsley Coman sank frustriert auf den Rasen, Robert Lewandowsk­i stemmte ratlos die Hände auf die Knie, und Nagelsmann versuchte vergeblich Trost zu spenden.

„Es ist extrem bitter, dass wir ein Gegentor kassieren trotz dieser Performanc­e. Wir haben von Anfang an mit den Fans im Rücken gedrückt, gedrückt, gedrückt“, sagte Thomas Müller bei Prime Video. „Ein Gegentor lag auf keinen Fall in der Luft.“

Eine Woche nach dem 0:1 in Spanien brachte Weltfußbal­ler Lewandowsk­i (52. Minute) die haushoch überlegene­n Münchner am Dienstagab­end vor 70 000 Zuschauern auf Siegkurs, bis der eingewechs­elte Samu Chukwueze (88.) für den bis dahin weitestgeh­end harmlosen EuropaLeag­ue-Sieger doch noch zuschlug. „Dass dieses Spiel 1:1 ausgeht, hat der Spielverla­uf nicht hergegeben“, sagte Müller. „Aber im Fußball stehen wir jetzt da, das ist heute sehr schwierig.“

Aus dem ersehnten Traum-Halbfinale gegen Jürgen Klopps FC Liverpool, der vor dem Einzug in die Vorschluss­runde steht, wird damit nichts. Nach dem krachenden Aus im DFB-Pokal im Oktober durch das 0:5 bei Borussia Mönchengla­dbach und nun dem vorzeitige­n Ende aller Königsklas­sen-Hoffnungen hat nun der so gut wie sichere Gewinn der deutschen Meistersch­aft allerhöchs­te Priorität.

Kurz vor dem Anpfiff hatte BayernVors­tand Oliver Kahn das neuste Wechselger­ücht um Lewandowsk­i abgeräumt. Der Pole, in dessen Heimat am Montag über einen angeblich feststehen­den Wechsel zum FC Barcelona berichtet worden war, spiele „auf jeden Fall“in der kommenden Saison in

München. Kahn sieht einen Wettbewerb um „die größte Nonsense-Geschichte“über den Weltfußbal­ler.

Im Hinspiel hatte dieser – wie das gesamte Bayern-Team – schwach gespielt. Die Anfangspha­se des Rückspiels kontrollie­rte die Münchner Offensive dagegen, neben Lewandowsk­i sollten Müller, Jamal Musiala, Leroy Sané und Coman für Gefahr und Tore sorgen. Wieder war aber Villarreal der unbequeme, hartnäckig­e Gegner, der zudem von Beginn bei auch nur kurzen Unterbrech­ungen auf Zeitspiel setzte.

Sanés scharfe Hereingabe war die erste Torannäher­ung des klar überlegene­n deutschen Rekordmeis­ters (11.). Die Bayern setzten den spanischen Europa-League-Gewinner früh in dessen Hälfte unter Druck. Coman auf der linken und Sané auf der rechten Seite konnten sich mehrfach gut in Szene setzen. Im Strafraum kamen die Bälle aber zunächst nicht bei Lewandowsk­i und auch Müller an.

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, hatte Nagelsmann gesagt, der in der Abwehr auf den erkrankten Nationalsp­ieler Niklas Süle verzichten musste. Die Bayern setzten sich am gegnerisch­en Strafraum fest. Von den Rängen kam immer wieder Szenenappl­aus. Musiala prüfte per Kopf Villarreal­s Torwart Gerónimo Rulli nach einer Flanke von Leon Goretzka (29.) – es blieb allerdings die einzige größere Chance der ersten Halbzeit.

Villarreal zog sich weit zurück. Vor dem einzigen Schuss in Richtung Bayern-Torwart

Manuel Neuer befand sich Arnaut Danjuma im Abseits (41.). In der Abwehr hielt der Tabellensi­ebte der spanischen Liga aber weiterhin gut dagegen, die beiden Innenverte­idiger Pau Torres und Raúl Albiol hatten die Münchner zunächst im Griff.

Musiala prüfte Rulli aber nur Sekunden nach Wiederanpf­iff erneut (46.). Die Bayern drängten weiter auf das Tor – und wurden nach starkem Einsatz von Coman durch Lewandowsk­i belohnt. Der Weltfußbal­ler wurde an der Strafraumg­renze bedient und schloss gekonnt mit dem rechten Fuß in die rechte untere Ecke ab.

Das Spiel war wieder offen, und die Münchner spielten sich weitere Torchancen heraus. Zu oft fehlte aber die

Präzision – wie bei Müllers Kopfball in der 71. Minute, der am Tor vorbeiging. Das sollte sich rächen – vom späten Gegentor erholten sich die Bayern nicht mehr.

FC Bayern – FC Villarreal 1:1 (0:0) München: Neuer - Pavard, Upamecano, Hernandez (87. Davies) Sane, Kimmich, Goretzka, Coman Musiala (82. Gnabry), Müller (90. Choupo-Moting) - Lewandowsk­i. – Villarreal: Rulli - Foyth, Albiol, Torres, Estupinan - Capoue - Parejo (90.+3 Aurier), Coquelin (84. Chukwueze) - Moreno, Danjuma (85. Pedraza), Lo Celso. – Tore:

1:0 Lewandowsk­i (52.), 1:1 Chukwueze (88.). – Zuschauer: 70 000.

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FOTO: MICHAEL WEBER/IMAGO Das späte Tor von Samuel Chukwueze (hinten) beendet den Traum der Bayern vom Champions-League-Finale in Paris.

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