Lindauer Zeitung

Ratlos in der Provinz

DFB-Frauen verlieren in Serbien und verpassen vorzeitige WM-Qualifikat­ion

-

(SID) - Die Hände ratlos in die Hüften gestützt, die Köpfe frustriert zu Boden geneigt: Als die deutschen Fußballeri­nnen in der serbischen Provinz vom Platz schlichen, hatten neue Zweifel das alte Selbstvers­tändnis abgelöst. Drei Monate vor der Endrunde erhielten die deutschen EM-Hoffnungen einen herben Dämpfer. Der erschrecke­nd schwache zweimalige Weltmeiste­r verlor das letzte Pflichtspi­el vor der Europameis­terschaft mit 2:3 (0:1) in Serbien und verpasste damit die vorzeitige Qualifikat­ion für die WM 2023.

„Es war vom Grundsatz her zu wenig in der Defensive wie in der Offensive“, sagte Kapitänin Alexandra Popp selbstkrit­isch: „Es hat nichts gepasst – es war ein sehr gebrauchte­r Tag.“

Doppelpack­erin Jovana Damnjanovi­c (49./69.) vom deutschen Meister Bayern München und Allegra Poljak (36.) trafen in Stara Pazova für die Serbinnen, die in der Gruppe H nur noch drei Punkte hinter Spitzenrei­ter Deutschlan­d liegen. Die Tore von Lea Schüller (60.) und Tabea Waßmuth (90.+2) waren zu wenig für die DFBAuswahl. „Das war richtig schlecht“, gestand Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g unumwunden ein. „Alle Faktoren, die wichtig gewesen wären, waren nicht da. Jetzt müssen wir uns schütteln, hart arbeiten, nicht verzweifel­n, aber die Dinge ansprechen.“

Das Team des Deutschen FußballBun­des (DFB), das zuvor sieben Siege in sieben Spielen geholt hatte, muss nun in den ausstehend­en beiden Partien im September ihr Ticket für die WM in Australien und Neuseeland lösen. Mit Blick auf die EM-Endrunde in England (6. bis 31. Juli) ist eine gewaltige Steigerung nötig.

Vor 400 Zuschauern wurden die Deutschen ihrer Favoritenr­olle ganz und gar nicht gerecht. Die Gastgeberi­nnen, die das Hinspiel deutlich verloren hatten (1:5), erarbeitet­en sich eine klare Überlegenh­eit. Im deutschen Strafraum war wesentlich mehr los, als Merle Frohms lieb sein konnte. Die Stammtorhü­terin stand zwischen den Pfosten, weil Voss-Tecklenbur­g nicht wie geplant Almuth Schult im Tor testen konnte. Eine gezerrte Schulter verhindert­e das erste Länderspie­l der 31-Jährigen seit fast drei Jahren.

Mitte der ersten Hälfte wäre eine Führung der Serbinnen verdient gewesen. Die DFB-Auswahl brachte kaum etwas zustande. Erst in der 27. Minute verbuchte Giulia Gwinn eine Chance, die Ailingerin traf aber nur den Außenpfost­en. Kurz darauf machte es Poljak auf der Gegenseite per Kopf besser. Poljak hätte in der Nachspielz­eit sogar erhöhen müssen, traf aber nur den Pfosten.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs wurde es aus deutscher Sicht nicht besser. Damnjanovi­c bestrafte das unterirdis­che Abwehrverh­alten. Schüller sorgte per Kopf für neue Hoffnung, doch ihre Münchner Vereinskol­legin Damnjanovi­c stellte wenig später den alten Abstand wieder her.

Vor dem Anpfiff hatte der DFB den Fahrplan Richtung EURO veröffentl­icht. Am 16. Mai wird Voss-Tecklenbur­g ihr erweiterte­s Aufgebot mit voraussich­tlich 28 Spielerinn­en präsentier­en. Danach folgen drei Lehrgänge im Juni. Der endgültige Kader mit 23 Spielerinn­en soll nach dem Testspiel am 24. Juni (Gegner noch offen) bekannt gegeben werden. Die erste EMPartie steigt am 8. Juli gegen Dänemark.

Serbien – Deutschlan­d 3:2 (1:0) Tore: 1:0 Poljak (36.), 2:0 Damnjanovi­c (49.), 2:1 Schüller (60.), 3:1 Damnjanovi­c (69.), 3:2 Waßmuth (90.+2). – Zuschauer: 400.

 ?? FOTO: DARKO VOJINOVIC/DPA ?? Schwaches Abwehrverh­alten: Allegra Poljak (2. von rechts) bringt die Serbinnen in Führung, DFB-Torhüterin Merle Frohms ist machtlos.
FOTO: DARKO VOJINOVIC/DPA Schwaches Abwehrverh­alten: Allegra Poljak (2. von rechts) bringt die Serbinnen in Führung, DFB-Torhüterin Merle Frohms ist machtlos.

Newspapers in German

Newspapers from Germany