Wenn der Kanarienvogel vom Stängel fällt
Es ist eine schwierige Zeit, um ein Thema zu finden, über das man sich noch ein bisschen lustig machen darf, ohne gleich der Pietätlosigkeit geziehen zu werden. Jetzt, wo Krieg ist in Europa, fällt einem erst so richtig auf, wie selbstverständlich wir sonst mit gewaltbetonten Begriffen nur so um uns werfen. Und dass solches natürlich immer nur dann lustig ist, wenn keine real greifbare Gefahr uns die frohgemute Laune verdirbt.
Reden wir also über etwas anderes. Zum Beispiel Erdgas, das noch munter durch die Putin’schen Leitungen
zischt, während über die künftigen Zahlungsmodalitäten noch ein wenig Ratlosigkeit herrscht. Rein technisch gesehen handelt es sich um ein geruchloses Gas, was den großen Nachteil hat, dass es dem Menschen sehr gefährlich werden kann, wenn es nicht künstlich aufbereitet wird, um so richtig zu stinken. Darum verpasst man ihm einen widerwärtigen Geruchsstoff, sodass eine versehentliche Vergiftung praktisch ausgeschlossen werden kann.
Im Bergbau gab es früher leider keine technischen Möglichkeiten, geruchloses Gas sicher zu erkennen, bevor es dem Menschen gefährlich werden konnte. Die Lösung: der Kanarienvogel. Aufgrund seiner sagenhaften Sensibilität fällt selbiger nämlich bereits vom Stängel, wenn die Luftqualität erst langsam abnimmt, was als deutliche Warnung für dicke Luft gilt. Insofern haben nicht wenige Bergleute ihr Leben einem Vogel zu verdanken. Leider hat die geopolitische dicke Luft niemand so zuverlässig vorhergesagt. Was ohnehin nur ein schwacher Trost für Ornithologen ist. (nyf)