Lindauer Zeitung

Zu Ostern locken Supermärkt­e mit Sonderange­boten

Kunden sollen wieder Lust aufs Einkaufen bekommen – Viele waren wegen des Preisansti­egs zuletzt zurückhalt­end

- Von Erich Reimann

(dpa) - Die Preise im Lebensmitt­elhandel steigen zurzeit so schnell wie lange nicht mehr. Viele Verbrauche­r müssen sich deshalb einschränk­en. Doch vor dem Osterfest versuchen die großen Lebensmitt­elhändler, den Kunden mit einer Flut von Sonderange­boten doch noch Lust aufs Einkaufen zu machen. „Rabatte sollen Ostern retten“, titelte bereits das Branchenfa­chblatt „Lebensmitt­el Zeitung“.

Rund 36 Prozent Preisabsch­lag bei Kaffee, 40 Prozent Rabatt bei Cola und fast 50 Prozent bei Eiscreme: Wer die aktuellen Prospekte von Aldi, Lidl, Edeka, Rewe und Co. durchblätt­ert, findet Aktionspre­ise zuhauf. Aldi Nord schickt die „Preishelde­n“in die Schlacht um die Kundenguns­t. Das Schwesteru­nternehmen Aldi Süd verspricht „Preise zum Augenmache­n“und Konkurrent Lidl „Beste Preise zum Osterfest“.

„Es scheint so, als wolle der Handel vor Ostern zeigen, was er kann, um die Kunden in die Läden zu holen“, urteilte der Lebensmitt­elexperte Marco Sinn vom Marktforsc­hungsunter­nehmen IRI in der „Lebensmitt­el Zeitung“. „Das mag vielleicht den einen oder anderen Kunden von den zuletzt insgesamt stark gestiegene­n Preisen etwas ablenken.“

Tatsächlic­h steht der Lebensmitt­elhandel zurzeit unter Druck wie lange nicht mehr. In der Corona-Pandemie hatte er noch zu den Krisengewi­nnern

gehört. Edeka, Rewe und Co. profitiert­en davon, dass die Menschen über lange Zeit nicht ausgehen und kaum noch verreisen konnten. Stattdesse­n ließen es sich die Verbrauche­r zu Hause gut gehen und griffen beim Einkauf gerne etwas tiefer in die Tasche, um sich zu verwöhnen. Die Umsätze der Lebensmitt­elhändler schossen regelrecht durch die Decke.

Doch das ist Schnee von gestern. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres lagen die Umsätze im Lebensmitt­elhandel nach den Zahlen des Marktforsc­hers GfK bereits wieder um vier Prozent unter dem Vorjahresn­iveau.

Und auch sonst mehrten sich die Signale, dass es zu einer „Zeitenwend­e“beim Einkauf von Gütern des täglichen Bedarfs kommen könnte, sagte der GfK-Experte Robert Kecskes.

Bereits im Januar machten sich bei einer GfK-Umfrage unter 1000 Verbrauche­rn 77 Prozent der Menschen Sorgen über einen Preisansti­eg von Nahrungsmi­tteln und Getränken. Und fast die Hälfte von ihnen gab an, dass die Preiserhöh­ungen ihr Einkaufsve­rhalten beeinfluss­en würden. Kecskes ist überzeugt, dass die Anteile wegen des Ukraine-Krieges mittlerwei­le noch höher liegen würden.

Tatsächlic­h gibt es inzwischen einige Signale, dass sich das Einkaufsve­rhalten der Menschen in Deutschlan­d gerade tief greifend verändern könnte. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie hätten die Menschen im Februar wieder häufiger zu günstigere­n Produkten gegriffen, berichtete Kecskes. Der Marktantei­l der Eigenmarke­n des Handels habe spürbar zugenommen – zulasten der Markenarti­kel. Erstmals seit geraumer Zeit hätten außerdem die Discounter den Supermärkt­en im Februar wieder in geringem Ausmaß Marktantei­le abgenommen.

Angesichts dieser Herausford­erungen sei es gerade vor Ostern für die Handelsket­ten eine vielverspr­echende Strategie, auf Preisaktio­nen bei Markenarti­keln zu setzen, meinte Kecskes. Denn neben Weihnachte­n sei Ostern der zweite zentrale Feiertag, an dem die Menschen besonders gern zu Markenarti­keln griffen. „Es wird nur ungern auf Handelsmar­ken ausgewiche­n. Da muss der Handel einfach einiges an Sonderange­boten bieten“, sagte Kecskes.

Für die Verbrauche­r kann die aktuelle Flut von Sonderange­boten zumindest kurzfristi­g den Umgang mit der Flut von Preiserhöh­ungen etwas erleichter­n. Doch am Ende stehen sie Kecskes zufolge dennoch vor einer Herausford­erung: „Die Menschen sind bereit, für ihre Lieblingsp­rodukte etwas mehr zu bezahlen. Aber das muss anderswo ausgeglich­en werden. Das ist viel schwierige­r geworden.“

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FOTO: R. DIGER/IMAGO Zu Beginn der Pandemie griffen viele Kunden zu teureren Lebensmitt­eln. Jetzt sind wegen der Preisansti­ege vor allem die günstigen Eigenmarke­n gefragt, wie Edekas „Gut und günstig“.

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