Mehr unbesetzte Ausbildungsplätze, weniger Abschlüsse
(dpa) - Seit Beginn der Corona-Krise fällt es Unternehmen in Deutschland einer Studie zufolge schwerer, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Auch die Zahl der Abschlüsse ging zurück. Bei einer repräsentativen Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg gab fast die Hälfte der Betriebe an, dass die Zahl der Bewerbungen zurückgegangen sei. Etwa 40 Prozent berichteten zudem, dass die Qualität der Bewerbungen abgenommen habe.
Nach den am Mittwoch veröffentlichten Ergebnissen schloss 2021 in 38 Prozent der ausbildenden Betriebe mindestens eine Nachwuchskraft ihre Ausbildung erfolgreich ab. Zwei Jahre zuvor hatte der Anteil noch bei 55 Prozent gelegen. Als Gründe nannten die Betriebe die kleineren Ausbildungsjahrgänge und pandemiebedingte Einschränkungen – wie verschobene Prüfungen oder Inhalte, die sich nicht in der vorgesehenen Zeit vermitteln ließen. Ein Drittel der Betriebe berichtete laut Studie auch, dass es in der Corona-Krise schwieriger gewesen sei, mit potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern in Kontakt zu treten. 43 Prozent boten weniger oder gar keine Praktika für Schülerinnen und Schülern an.
Um Ausbildungsplätze dennoch zu besetzen, versuchen viele Betriebe nach eigenen Angaben, attraktiver für die Bewerbenden zu werden, zum Beispiel durch eine bessere Bezahlung und Zusatzleistungen. Gut die Hälfte der Betriebe gab auch an, Kompromisse bei der Qualität der Bewerbungen einzugehen, zum Beispiel beim Schulabschluss.
- Er sieht relativ unscheinbar aus, der kleine Roboter, der durch die Produktionshalle des Sensorenherstellers ifm in Tettnang fährt. Er ähnelt einem Mähroboter, auf dem ein Gestell angebracht ist. Leise und nicht besonders schnell, aber äußerst zielsicher steuert er auf die verschiedenen Arbeitsplätze in der Halle zu und liefert den Mitarbeitern Material an: Sensorköpfe, Metallgehäuse und viele andere Einzelteile. „So können wir schneller und effizienter arbeiten, weil die Mitarbeiter nicht mehr wie früher zu den Regalen laufen müssen“, sagt Bernd Hausler, der Werksleiter in Tettnang. Jetzt übernimmt das der Roboter und liefert alles an den Arbeitsplatz – sozusagen auf Bestellung.
Sechs solcher Roboter sind mittlerweile in Tettnang im Einsatz, der erste schon seit 2017. „Sie erleichtern den Mitarbeitern die Arbeit und machen so gut wie keine Fehler“, erklärt Hausler. Nur wenn sich mehrere Roboter zufällig in die Quere kommen, dann stockt es manchmal, und sie halten an. „Die Straßenverkehrsordnung haben sie noch nicht verinnerlicht“, sagt Hausler. Ansonsten seien sie aber eine enorm wichtige Unterstützung in allen Arbeitsprozessen. „Und an der Weihnachtsfeier fährt der Roboter auch mal mit der Bierkiste herum“, betont er und lacht.
Bernd Hausler ist seit mehr als zehn Jahren bei ifm und hat den digitalen Prozess im Unternehmen von Anfang an begleitet. „Wir haben uns 2016 gefragt, wie wir wettbewerbsfähig bleiben können, weil unsere Effizienz noch nicht so gut war“, erklärt Hausler. Für das Unternehmen hätte sich die Frage gestellt, wie und wo es mit der Produktion des Unternehmens weitergeht. Eigentlich wollte man die Arbeitsplätze in Tettnang halten, aber die Produktionskosten in anderen Ländern seien deutlich geringer. „Das liegt an den Lohnunterschieden. Allein in Rumänien sind die Lohnkosten siebenmal geringen als hier“, sagt er.
Das Unternehmen stand vor der Herausforderung, wie es zu schaffen ist, Arbeitsplätze zu halten, kosteneffizient in Tettnang zu produzieren und trotzdem wettbewerbsfähig zu bleiben. Den Weg, den der Sensorenspezialist einschlug: die Digitalisierung für die eigene Transformation nutzen. Dabei hatte ifm Hilfe vonseiten der Wissenschaft. Seit 2016 arbeitet das Unternehmen eng mit der Hochschule Ravensburg-Weingarten zusammen. Immer mit dabei ist Steffen Jäckle, Professor für Digitale Transformation an der Hochschule. Für ihn ist die Zusammenarbeit eine „Win-win-Geschichte, weil die Studenten sehen, wie es in der Praxis funktioniert, ihre Ideen aber auch umgesetzt werden“. Bei ifm habe die Transformation zur digitalen Fabrik gut funktioniert, sagt Jäckle.
Allerdings ist es auch anderen Unternehmen häufig bewusst, dass