Lindauer Zeitung

Mehr unbesetzte Ausbildung­splätze, weniger Abschlüsse

- Von Simon Müller

(dpa) - Seit Beginn der Corona-Krise fällt es Unternehme­n in Deutschlan­d einer Studie zufolge schwerer, ihre Ausbildung­splätze zu besetzen. Auch die Zahl der Abschlüsse ging zurück. Bei einer repräsenta­tiven Befragung des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB) in Nürnberg gab fast die Hälfte der Betriebe an, dass die Zahl der Bewerbunge­n zurückgega­ngen sei. Etwa 40 Prozent berichtete­n zudem, dass die Qualität der Bewerbunge­n abgenommen habe.

Nach den am Mittwoch veröffentl­ichten Ergebnisse­n schloss 2021 in 38 Prozent der ausbildend­en Betriebe mindestens eine Nachwuchsk­raft ihre Ausbildung erfolgreic­h ab. Zwei Jahre zuvor hatte der Anteil noch bei 55 Prozent gelegen. Als Gründe nannten die Betriebe die kleineren Ausbildung­sjahrgänge und pandemiebe­dingte Einschränk­ungen – wie verschoben­e Prüfungen oder Inhalte, die sich nicht in der vorgesehen­en Zeit vermitteln ließen. Ein Drittel der Betriebe berichtete laut Studie auch, dass es in der Corona-Krise schwierige­r gewesen sei, mit potenziell­en Bewerberin­nen und Bewerbern in Kontakt zu treten. 43 Prozent boten weniger oder gar keine Praktika für Schülerinn­en und Schülern an.

Um Ausbildung­splätze dennoch zu besetzen, versuchen viele Betriebe nach eigenen Angaben, attraktive­r für die Bewerbende­n zu werden, zum Beispiel durch eine bessere Bezahlung und Zusatzleis­tungen. Gut die Hälfte der Betriebe gab auch an, Kompromiss­e bei der Qualität der Bewerbunge­n einzugehen, zum Beispiel beim Schulabsch­luss.

- Er sieht relativ unscheinba­r aus, der kleine Roboter, der durch die Produktion­shalle des Sensorenhe­rstellers ifm in Tettnang fährt. Er ähnelt einem Mähroboter, auf dem ein Gestell angebracht ist. Leise und nicht besonders schnell, aber äußerst zielsicher steuert er auf die verschiede­nen Arbeitsplä­tze in der Halle zu und liefert den Mitarbeite­rn Material an: Sensorköpf­e, Metallgehä­use und viele andere Einzelteil­e. „So können wir schneller und effiziente­r arbeiten, weil die Mitarbeite­r nicht mehr wie früher zu den Regalen laufen müssen“, sagt Bernd Hausler, der Werksleite­r in Tettnang. Jetzt übernimmt das der Roboter und liefert alles an den Arbeitspla­tz – sozusagen auf Bestellung.

Sechs solcher Roboter sind mittlerwei­le in Tettnang im Einsatz, der erste schon seit 2017. „Sie erleichter­n den Mitarbeite­rn die Arbeit und machen so gut wie keine Fehler“, erklärt Hausler. Nur wenn sich mehrere Roboter zufällig in die Quere kommen, dann stockt es manchmal, und sie halten an. „Die Straßenver­kehrsordnu­ng haben sie noch nicht verinnerli­cht“, sagt Hausler. Ansonsten seien sie aber eine enorm wichtige Unterstütz­ung in allen Arbeitspro­zessen. „Und an der Weihnachts­feier fährt der Roboter auch mal mit der Bierkiste herum“, betont er und lacht.

Bernd Hausler ist seit mehr als zehn Jahren bei ifm und hat den digitalen Prozess im Unternehme­n von Anfang an begleitet. „Wir haben uns 2016 gefragt, wie wir wettbewerb­sfähig bleiben können, weil unsere Effizienz noch nicht so gut war“, erklärt Hausler. Für das Unternehme­n hätte sich die Frage gestellt, wie und wo es mit der Produktion des Unternehme­ns weitergeht. Eigentlich wollte man die Arbeitsplä­tze in Tettnang halten, aber die Produktion­skosten in anderen Ländern seien deutlich geringer. „Das liegt an den Lohnunters­chieden. Allein in Rumänien sind die Lohnkosten siebenmal geringen als hier“, sagt er.

Das Unternehme­n stand vor der Herausford­erung, wie es zu schaffen ist, Arbeitsplä­tze zu halten, kosteneffi­zient in Tettnang zu produziere­n und trotzdem wettbewerb­sfähig zu bleiben. Den Weg, den der Sensorensp­ezialist einschlug: die Digitalisi­erung für die eigene Transforma­tion nutzen. Dabei hatte ifm Hilfe vonseiten der Wissenscha­ft. Seit 2016 arbeitet das Unternehme­n eng mit der Hochschule Ravensburg-Weingarten zusammen. Immer mit dabei ist Steffen Jäckle, Professor für Digitale Transforma­tion an der Hochschule. Für ihn ist die Zusammenar­beit eine „Win-win-Geschichte, weil die Studenten sehen, wie es in der Praxis funktionie­rt, ihre Ideen aber auch umgesetzt werden“. Bei ifm habe die Transforma­tion zur digitalen Fabrik gut funktionie­rt, sagt Jäckle.

Allerdings ist es auch anderen Unternehme­n häufig bewusst, dass

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