Roboter als Lieferservice
Beim Sensorenhersteller ifm steigern automatisierte Helfer die Effizienz – Digitale Prozesse sichern so Arbeitsplätze am Stammsitz in Tettnang
sie sich weiterentwickeln müssen. Nur wissen sie nicht, wie sie die digitale Transformation in ihrem Betrieb angehen sollen. Dafür hat Jäckle gemeinsam mit seinem Kollegen Andreas Pufall versucht, digitale Transformationsprozesse für Betriebe systematisch zu analysieren und messbar zu machen. „Unternehmen müssen die digitale Transformation erst einmal verstehen“, sagt Jäckle. Dafür seien zwei Aspekte wichtig. „Zum einen der Kundennutzen. Ein Unternehmen muss in der Lage sein, Vorteile für den Kunden zu erzeugen“, betont Jäckle. Die EMail sei beispielsweise schneller als der Brief. Das nützt dem Konsumenten mehr. „Wann immer ich einen höheren Kundennutzen habe, wird die alte Technologie abgelöst“, erklärt Jäckle. Zum anderen müssen sich Unternehmen fragen, wie sie mit digitalen Technologien ihre Prozesse schneller, günstiger und einfach machen können. „Wir nennen das Effizienz der Leistungssteigerung“, betont Steffen Jäckle.
Dafür hat er mit seinem Kollegen Pufall eine Matrix entworfen. Jeder Betrieb könne sich in dieser Matrix verorten und so feststellen, wie digital das Unternehmen schon aufgestellt ist und wie zukunftsfähig seine
Produkte sind. Dann könne der Betrieb sehen, was er verändern muss. „Die digitale Transformation müssen fast alle Unternehmen in den nächsten Jahren schaffen, sonst sind sie schlichtweg nicht wettbewerbsfähig“, betont Jäckle. Digitale Technologien würden dafür auch passende Lösungen anbieten. „Die Frage ist nur, wie man es umsetzt.“
Als Beispiel nennt Jäckle das Projekt einer Studentin der Hochschule. „Es ging um die Kontaktaufnahme eines Sanitärbetriebs mit zehn Mitarbeitern“, erklärt Jäckle. Ständig habe bei den Arbeitern auf der Baustelle das Handy geklingelt, weil jemand einen Termin ausmachen wollte. „Das hat die Handwerker während der Arbeit genervt“, sagt Jäckle. Die Studentin habe die Website des Unternehmens so programmiert, dass auch online Termine ausgemacht werden konnten. „Erst hieß es, das braucht man nicht. Aber jetzt gibt es auf der Baustelle 95 Prozent weniger Anrufe“, erzählt Jäckle. Man könne wirklich bei jedem Unternehmen durch digitale Hilfe die Effizienz steigern. Jäckles Appell: „Einfach anfangen, einfach machen. Das ist das Motto.“
Der Sensorenhersteller ifm hat die Effizienz durch digitale Transformation deutlich verbessert „Wir haben eine hohe Flexibilität und konnten unseren Umsatz steigern“, erklärt Hausler. Dem Unternehmen sei durch die digitale Transformation ein Durchbruch gelungen, betont Hausler. „Der Standort Tettnang wird jetzt sogar erweitert.“Aber man habe auch investiert: Ein Roboter kostet etwa 25 000 Euro – für Hausler eine Investition, die sich mehr als gelohnt hat.
Doch nicht nur die Roboter helfen, die Effizienz bei ifm zu steigern. Mittlerweile sind im Werk zehn Arbeitsplätze mit 2D-3D-Kameras ausgestattet. Die Kamera überprüft, ob die vorher programmierten Arbeitsschritte beim Zusammenbauen oder beim Verpacken eines Sensors in der richtigen Reihenfolge ausgeführt werden. Wenn nicht, blinkt ein rotes Licht und es kann nicht weitergearbeitet werden. „Man kann keine Fehler mehr machen“, sagt Hausler.
Seine Belegschaft ist von der Hilfe der Roboter und Kameras überzeugt. Interne Schulungen und Trainings hätten den Mitarbeitern verdeutlicht, wie die digitale Technik ihnen hilft. „Und zwar jedem. Es ist ein Vorurteil, dass die Älteren da nicht mitziehen“, sagt Hausler. Für ihn ist es aber wichtig, dass „Digitalisierung nur zur Unterstützung eines Mitarbeiters dient. Wenn ich Digitalisierung als Leistungskontrolle einsetze, dann gehen die Mitarbeiter nicht mit“, erklärt er.
Dass ifm ein Paradebeispiel dafür ist, wie digitale Transformation bei Unternehmen funktionieren kann, zeigt ein besonderer Preis. Das Unternehmen hat als „Fabrik des Jahres“einen der renommiertesten Industriewettbewerbe Europas gewonnen. Doch darauf will Bernd Hausler sich nicht ausruhen. „Der digitale Prozess hört nie auf. Man muss immer versuchen, etwas zu optimieren“, betont er. Bis die sechs kleinen Roboter durch effizientere Technik abgelöst werden, dürfte es aber noch eine Weile dauern. So lange können sie weiter fleißig in der Produktionshalle in Tettnang herumfahren und ihre Arbeit verrichten.
Ein Video von den Lieferrobotern bei ifm finden Sie im Netz unter www.schwäbische.de/roboter