Ein Desaster
Raus im Viertelfinale. Gegen Villarreal. Das 1:1 sahen in der Allianz Arena 20 000 Zuschauer mehr als das Städtchen nahe Valencia Einwohner hat. Für die Ansprüche eines Vereins wie Bayern, der zum Establishment der Großclubs in Europa gehören will, ein derber Rückschlag, ein Desaster. Die Saison ist im Grunde gelaufen. Die zehnte Meisterschaft in Serie ist bei neun Punkten Vorsprung auf den BVB nur noch Routine. Es gibt also nichts mehr zu gewinnen für die Bayern – doch! Ein paar Unterschriften. Manuel Neuer und Thomas Müller wollen und werden ihre Karrieren in München beenden, Robert Lewandowski hingegen sondiert letzte Karriereausfahrten. Sollten die Bayern es dennoch schaffen, den Vertrag mit dem Fifa-Weltfußballer zu verlängern, wäre dies ein Ausrufezeichen: Wir greifen wieder an! Verabschiedet sich der Pole aber und findet sich kein adäquater Ersatz, hieße das für die Henkelpott-Ambitionen in der kommenden Saison: Ansprüche runter.
„Taktik-Genie“gepriesene Nagelsmann erhielt von Trainer-Fuchs Unai Emery eine Lehrstunde – ob man nun den defensiven Spielstil von Villarreal gut findet oder nicht.
Nagelsmanns Kader, auf etwa 13 Positionen sehr stark besetzt, aber in der Breite qualitativ zu dünn, braucht nun eine Auffrischung. Ob dafür die angestrebten Transfers der beiden AjaxProfis Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui ausreichend sind? Beide sollen Nagelsmanns Wunschspieler sein. Entscheidend für dessen München-Ära wird sein, was er aus diesen Transfers macht und welche Lehren er aus all den Erfahrungen seines Gesellenjahres zieht.