Lindauer Zeitung

WM-Ticket gelöst

Die Frage bleibt: Wie stark sind Deutschlan­ds Handballer?

- Von Nils Bastek

- Wozu diese Mannschaft wirklich fähig ist, wagt selbst der Bundestrai­ner nicht vorherzusa­gen. Fast neun Monate sind es noch bis zur Weltmeiste­rschaft, aber was ist für die deutschen Handballer beim Turnier in Polen und Schweden drin? Der Titel? Eher nicht. Ein noch schwächere­s Abschneide­n als der historisch schlechte zwölfte Platz bei der WM 2021? Dafür besitzt die neu formierte Mannschaft eigentlich zu viel Talent. Was also wünscht sich Alfred Gislason für das Turnier? Diese Frage wollte er nach dem ergatterte­n WM-Ticket auf den Färöer noch nicht beantworte­n. „Die werde ich ganz sicher nicht so direkt nach dem Spiel formuliere­n“, sagte Gislason.

Es ist auch gar nicht so einfach. Etwas mehr als zwei Jahre macht der 62-Jährige nun den Bundestrai­nerjob, und er arbeitet seitdem unter erschwerte­n Bedingunge­n. Dass sich sein Team selbst in den WM-Playoffs gegen einen krassen Außenseite­r wie die Färöer mitunter so schwertut, passt gewisserma­ßen ins Bild. Beim 33:27-Erfolg im Rückspiel in Torshavn hatte die DHB-Auswahl zur Halbzeit sogar zurückgele­gen. Gislason war genervt, blieb nach außen aber ruhig. Er kennt diese wechselhaf­ten Vorstellun­gen längst. Seit mehreren Monaten moderiert der Isländer einen gewaltigen Umbruch.

Bei seinen bisherigen Lehrgängen hatte der Coach aufgrund von Corona-Fällen, Verletzung­en oder sonstigen Gründen nie denselben Kader beisammen. Es verwundert daher nicht, dass ihm und seinen Spielern eine WM-Prognose schwerfäll­t. „Jetzt haben wir das Ticket erst mal gelöst, das war das Wichtigste“, sagte Spielmache­r Luca Witzke. Erst im Herbst trifft sich die Mannschaft zu ihrem nächsten Lehrgang. Bis dahin muss Gislason über eine seiner größten Baustellen nachdenken. Ohne die zurückgetr­etenen Patrick Wiencek, und Hendrik Pekeler hapert es gewaltig im Zentrum der Abwehr, Kapitän Johannes Golla und sein Nebenmann Simon Ernst harmoniere­n noch nicht. Zudem unterlaufe­n im Angriff immer noch (zu) viele technische Fehler. „Dass vielleicht nicht alles optimal war, müssen wir auch zugeben“, sagte Golla. Auf der anderen Seite war der 24-Jährige spürbar bemüht, positiv zu bleiben. Er sprach von „vielen Sachen, von denen wir lernen können.“Und dass der unerfahren­en Mannschaft selbst Partien vor einer hitzigen Kulisse wie auf den Färöer weiterhelf­en würden. „Für viele wird das die erste WM im Januar“, sagte der Kreisläufe­r der SG Flensburg-Handewitt. Auch deshalb fällt nicht nur dem Bundestrai­ner eine Prognose so schwer.

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FOTO: IMAGO Auf Johannes Golla (Mi.) und Co. wartet noch viel Arbeit.

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