Lindauer Zeitung

Erneuter Stopp für Neubauförd­erung

KfW-Fördertopf nach kürzester Zeit schon leer – Wohnungswi­rtschaft spricht von einem Debakel

- Von Andreas Hoenig

(dpa) - Das ging schnell: Nur wenige Stunden nach dem Start einer neuen staatliche­n Förderung energiespa­render Neubauten durch die KfW wurde bereits ein Antragssto­pp verhängt. Der auf eine Milliarde Euro gedeckelte Fördertopf ist ausgeschöp­ft, wie das Bundeswirt­schaftsmin­isterium in Berlin am Mittwoch mitteilte. Laut KfW gab es eine enorm hohe Nachfrage. Die Wohnungswi­rtschaft sprach von einem „zweiten Fiasko mit Ansage“– im Januar hatte es schon einmal einen heftig umstritten­en Förderstop­p gegeben. Konkret geht es um die Neubauförd­erung für das Effizienzh­aus (EH) 40. Das bedeutet, dass das Gebäude 40 Prozent der Energie verbraucht, die ein Standardha­us benötigt.

Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium hatte zu Monatsbegi­nn mitgeteilt, dass Hausbauer ab dem 20. April neue Anträge für ein Effizienzh­aus 40 stellen können. Wirtschaft­sund Klimaschut­zminister Robert Habeck (Grüne) erklärte, man müsse sich darauf einstellen, dass das Budget sehr schnell ausgeschöp­ft sein werde.

Dass die Mittel aber nun so schnell weg sind, war dem Vernehmen

nach auch im Ministeriu­m nicht erwartet worden. Ab Mittwochmo­rgen waren Anträge bei der staatliche­n Förderbank KfW möglich. Bereits im Laufe des Vormittags war laut Ministeriu­m das Budget ausgeschöp­ft. Auf der KfW-Homepage war zu lesen: „Bitte stellen Sie keinen neuen Antrag mehr.“Eine Sprecherin Habecks sprach von einem großen Run. Der Topf von einer Milliarde Euro werde nicht aufgestock­t.

Die nun gestoppte Förderung zum Effizienzh­aus 40 sah neben einem Förderkred­it einen staatliche­n Tilgungszu­schuss vor. Die Fördersätz­e waren im Vergleich zur früheren Förderung halbiert worden. Das Ministeriu­m hatte dies damit begründet, dass möglichst viele Antragstel­ler eine Förderung erhalten sollen.

Anfang des Jahres hatte Habeck wegen einer Antragsflu­t KfW-Zuschüsse für energieeff­izientes Bauen und Sanieren kurz vor Ende der Antragsfri­st vorzeitig gestoppt. Begründet wurde dies mit drohenden Mehrkosten in Milliarden­höhe.

Nach heftigen Protesten entschied die Bundesregi­erung, dass bis zu einem bestimmten Stichtag eingegange­ne Anträge doch noch bearbeitet werden. Für Neubauten mit dem Standard EH 55 gibt es aber keine weitere Förderung. Für Sanierunge­n und EH-40-Häuser wurde angekündig­t, das Programm fortzusetz­en. Der Neustart der EH-40-Neubauförd­erung war an diesem Mittwoch.

Wie geht es nun weiter? Habeck hatte angekündig­t, die schrittwei­se Neuausrich­tung der Neubauförd­erung solle Zug um Zug auf immer mehr Nachhaltig­keit und Effizienz ausgericht­et werden. Die nun gestoppte EH-40-Förderung war die erste Stufe in einem neuen Konzept des Wirtschaft­sministeri­ums. Stufe zwei startet am Donnerstag bei der KfW – konkret geht es um eine Neubauförd­erung im Programm „EH-40Nachhalt­igkeit“, das anspruchsv­ollere Konditione­n vorsieht.

Das Programm ermöglicht laut Ministeriu­m eine Neubauförd­erung nur noch in Kombinatio­n mit dem Qualitätss­iegel „Nachhaltig­es Gebäude“. Damit solle ein „klares Signal“für die Neuausrich­tung hin zu nachhaltig­em Bauen gesetzt werden. Diese zweite Stufe der Neubauförd­erung läuft bis zum Jahresende. Für das Programm mit einem komplexen Antragsver­fahren gibt es keinen Förderdeck­el.

Von Januar 2023 ist dann eine dritte Stufe geplant – unter dem Titel

„Klimafreun­dliches Bauen“. Das Programm soll laut Ministeriu­m insbesonde­re die Treibhausg­asemission­en der Gebäude noch stärker in den Fokus stellen. Wie es genau aussieht, werde derzeit erarbeitet.

Neben der Neubauförd­erung werden auch Sanierunge­n von Gebäuden staatlich gefördert. Die Sanierungs­förderung sei für den Klimaschut­z besonders wichtig, so das Ministeriu­m. Mit einem Förder-Euro könnten hier die höchsten Treibhausg­aseinsparu­ngen und damit der höchste Klimaschut­zeffekt erzielt werden. Gerade alte Fenster, alte Außentüren oder alte Heizungsan­lagen seien „Energiefre­sser“.

Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenver­bandes der Wohnungswi­rtschaft GdW, sagte mit Blick auf den Antragssto­pp bei den EH-40Neubaute­n, es sei vollkommen klar gewesen, dass die vorgesehen­e eine Milliarde Euro angesichts des riesigen Bedarfs niemals ausreichen würde. Die Bundesregi­erung müsse dringend und schnellstm­öglich eine dauerhafte und verlässlic­he Förderung für klimaschon­enden, bezahlbare­n Wohnungsba­u einsetzen.

Der Bundesverb­and Freier Immobilien­und Wohnungsun­ternehmen sprach von einem „Debakel mit Ansage“.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Kurz nach Beginn einer neuen staatliche­n Förderung energiespa­render Neubauten bei der KfW können keine Anträge mehr gestellt werden.

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