Lindauer Zeitung

Wer länger bleibt, muss mehr bezahlen

Der Stadtrat stellt Weichen für die Nutzung des neuen Hallenbade­s in Lindenberg

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(pm) - Die Arbeiten am neuen Lindenberg­er Hallenbad nähern sich dem Ende. Im Herbst soll es eröffnet werden. Wichtige Beschlüsse dazu hat der Stadtrat jetzt gefasst: Dazu gehören die Öffnungsze­iten und die Tarife. Besucher müssen künftig einen zeitabhäng­igen Preis bezahlen. Das hat der Stadtrat mit 12: 10 Stimmen beschlosse­n und sich damit gegen einen Vorschlag der Verwaltung entschiede­n. Klar ist jetzt auch, mit was für einem Defizit die Stadt rechnet. Nachfolgen­d ein Überblick.

Wie lange wird das Bad geöffnet haben?

Länger als das bisherige. Das gilt vor allem für die Wochenende­n, den Haupttagen für Familien. Das alte Bad hat samstags und sonntags bereits um 15.30 Uhr geschlosse­n. Ab Herbst können Gäste bis 21 Uhr (samstags) beziehungs­weise 20 Uhr (sonntags) schwimmen. Zudem haben die Räte auf Antrag von Helmut Strahl samstags ein Frühschwim­men ab 7 Uhr beschlosse­n.

Was wird der Eintritt kosten?

Das ist unklar. Ziel der Verwaltung war es, laut Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t eine „möglichst einfache“und praktikabl­e Lösung zu finden. Sie hatte deshalb Einheitspr­eise unabhängig von der Dauer des Besuches vorgeschla­gen: 6,50 Euro für Erwachsene; 4,50 Euro für Jugendlich­e, Schüler, Studenten, Rentner und Behinderte. Ebenfalls angedacht war eine Familien- und eine Zehnerkart­e.

Dort hätten Besucher den elften Eintritt möglicherw­eise auch den zwölften Eintritt gratis bekommen. Das hatte Thomas Kühnel vorgeschla­gen.

Ein Teil der Räte unterstütz­te dieses Modell. Helmut Wiedemann bezeichnet­e den Vorschlag als schlüssige­s Konzept und einen „sozialen Beitrag“, weil sich Familien lange ohne Mehrpreis hätten im Bad aufhalten können. Eine „solide Basis“wäre die Tarifstruk­tur auch für Stefan Schröpfer gewesen. Die Stadt könne bei Bedarf ja nachjustie­ren. Und Josef Kraft sprach von einem „Alleinstel­lungsmerkm­al“für das Bad, wenn Gäste unbegrenzt bleiben dürfen. Eine knappe Mehrheit des Gremiums entschied sich freilich für einen zeitabhäng­igen Eintrittsp­reis. Es sei gerechter, wenn derjenige mehr bezahle, der länger im Bad bleibe, argumentie­rte Martin Einsle. „Das Fairste“sind zeitabhäng­ige Preise auch für Werner Hofstetter. Wie der zeitlich gestaffelt­e Tarif konkret aussehen soll, ist unklar. Dafür hatte die Verwaltung keine Vorlage erarbeitet. Deshalb stellte Werner Hofstetter den Antrag, das Thema zu vertagen. Dem folgte das Gremium einstimmig.

Was ist mit Vergünstig­ungen? Noch nicht entschiede­n hat der Stadtrat damit über etliche Vorschläge aus den eigenen Reihen – von Vergünstig­ungen für Lindenberg­er, einem Stundentar­if für Vielschwim­mer bis hin zu einem Tarif für Alleinerzi­ehende. Über die Preise entscheide­n soll der Stadtrat in der nächsten oder übernächst­en Sitzung.

Wie funktionie­rt der Eintritt?

Das neue Bad wird keine Kasse haben. Gäste müssen ihr Ticket also an einem Automaten lösen. Wegen des jetzt beschlosse­nen zeitabhäng­igen Tarifs muss die Stadt einen zweiten Automaten anschaffen. Dafür stehen derzeit Kosten in Höhe von 25 000 bis 30 000 Euro im Raum.

Wie viele Besucher erwartet die Stadt?

Circa 56 000 Badegäste sollen im Jahr kommen – Vereine und Schulen eingeschlo­ssen. Bisher sind es 35 000 bis 36 000. Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t sprach von „konservati­ven Werten“, die die Verwaltung angesetzt habe.

Wie hoch ist das Defizit, mit dem die Stadt rechnet?

Fast 700 000 Euro. Beim alten Bad waren es zuletzt 261 000 Euro. Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen rechnet die Stadt aufgrund der Größe des Bades und der Zahl an Becken trotz optimierte­r Gebäudehül­le und Technik mit steigenden Ausgaben für die Energie. Zweiter Grund für das Defizit sind die hohen Abschreibu­ngen auf den Neubau. Die Verluste kann die Stadt wie in der Vergangenh­eit mit den Gewinnante­ilen der Stadtwerke verrechnen. Unterm Strich kalkuliert die Stadt mit einem Minus von circa 120 000 Euro. Bisher stand dort oft ein Ertrag von mehr als 400 000 Euro. Unsicher ist allerdings, ob die Stadtwerke weiter Gewinne wie in der Vergangenh­eit erzielen können.

Was zahlt die Stadt für die Energie?

Das ist noch unklar. Das Hallenbad ist laut Richter auf einer „Watchlist“der Stadtwerke. Sie kaufen die Energie zu, wenn die Preise vergleichs­weise günstig sind.

Was müssen Vereine für die Nutzung bezahlen?

Das steht noch nicht fest. Der Stadtrat hat die Verwaltung beauftragt, mit den Vereinen eine „verträglic­he Lösung“herbeizufü­hren. Hauptnutze­r ist die Schwimmabt­eilung des TVL.

Was müssen Schulen bezahlen? Für sie wird es deutlich teurer. Bisher mussten Schulen 25 Euro pro Stunde und Buchung berappen. Künftig wird nach Bahnen abgerechne­t. Für Schulen, die in der schulaufsi­chtlichen Genehmigun­g der Regierung genannt sind, werden 45 Euro fällig, alle anderen (vor allem Schulen aus dem Umland) müssen 60 Euro je Bahn und Stunde bezahlen. Das wäre fast kostendeck­end. Für eine Betriebsst­unde des Bades veranschla­gt die Stadt knapp 371 Euro. Sechs Bahnen gibt es.

Müssen Badegäste für den Parkplatz bezahlen?

Gebühren sind dort „aktuell noch nicht vorgesehen“, wie Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t auf Nachfrage von Alexander Eisenmann-Mittenzwei erklärte. Darüber könne man aber separat diskutiere­n.

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FOTO: ADI BALLERSTED­T Das neue Bad wird mehrere Becken haben, darunter auch Plansch- und Nichtschwi­mmerbereic­he.

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