Lindauer Zeitung

Abstimmung über Waffenstre­it im Bundestag

Union will Ausrüstung der Ukraine mit schwerem Gerät – Streit in der Ampel-Koalition

- Von André Bochow

- Die Unionsfrak­tion will in der kommenden Woche für eine namentlich­e Abstimmung über die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine sorgen. In der Ampel-Koalition ist man in dieser Frage uneins. Wollen CDU und CSU die Regierung vorführen?

Am Donnerstag soll das Thema Waffenlief­erungen im Bundestag zur Abstimmung gebracht werden. Sie soll namentlich sein. Es wird also bekannt, wie jeder einzelne Abgeordnet­e zur Unterstütz­ung der Ukraine mit schweren Waffen steht. So will es die gemeinsame Fraktion von CDU und CSU. Viel mehr ist noch nicht bekannt. Auch nicht darüber, was genau in dem Antrag stehen soll. Immerhin ist es von erhebliche­r Bedeutung, ob es um konkrete Waffenlief­erungen geht oder um eine allgemeine Aufforderu­ng, die Bundesregi­erung möge solche Lieferunge­n ermögliche­n.

Johann Wadephul, Vizefrakti­onschef der Union ist sich aber sicher, dass es im Bundestag „eine klare, parlamenta­rische Mehrheit für die Lieferung schwerer Waffen“gibt. Im ZDF zeigte sich Wadephul überzeugt davon, dass Grüne und FDP „mehrheitli­ch, wenn nicht sogar vollständi­g“für die Ausrüstung der ukrainisch­en Armee mit schwerem Gerät sind.

Auch der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s, Michael Roth (SPD) sei dafür. Der hatte via Twitter geäußert, er ginge davon aus, „dass jetzt auch (schwere) Waffen geliefert bzw. von der Ukraine gekauft werden können, die bislang nicht vorgesehen waren.“Kanzler Olaf Scholz hatte den sogenannte­n „Ringtausch“ins Spiel gebracht, bei dem osteuropäi­sche Staaten Waffen liefern, die dann nach und nach von Deutschlan­d ersetzt würden.

Für Johann Wadephul ist das alles „zu wenig und zu spät“. Und ob die Bundeswehr weiter aus ihren Beständen in die Ukraine liefern könne oder nicht, sei „eine politische Entscheidu­ng“. Der Bundeskanz­ler und auch die Bundeswehr beharren darauf, die nationale Verteidigu­ngsbereits­chaft und die Einhaltung der Bündnispfl­ichten gewährleis­ten zu müssen. Olaf Scholz und große Teile der SPD-Fraktion fürchten aber vor allem eine Eskalation, die bis zum Atomkrieg gehen könnte. Auch hier kontert der Sozialdemo­krat Michael

Roth. „Wer vor weiterer Eskalation warnt, hat recht. Diese lässt sich jedoch nur durch weitreiche­nde Waffenlief­erungen verhindern.“

In der SPD-Fraktion sieht man den Vorstoß vor allem politisch motiviert. Von einem „Lackmustes­t für die Koalition“ist da die Rede. Und tatsächlic­h droht ein verkappter Misstrauen­santrag. SPD-Fraktionsc­hef Rolf Mützenich schrieb deshalb an seine Fraktionsm­itglieder: „Wir dürfen uns von Stimmen nicht beeindruck­en lassen, die uns und der Öffentlich­keit weismachen wollen, Deutschlan­d komme seiner Verantwort­ung nicht nach. Das Gegenteil ist der Fall. Die Bundesregi­erung handelt entschloss­en, umsichtig und überlegt.“Vieles von dem, was aus der Union komme, machte „den Eindruck, dass die Kritik nur am Rande von der Sorge um die Ukraine motiviert ist. Genauso bitter empfinde ich einzelne Bemerkunge­n und Auftritte aus den Koalitions­parteien, die anderen Interessen Vorschub leisten.“

Tatsächlic­h hatten sich reihenweis­e grüne und liberale Politiker für die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine ausgesproc­hen. Anton Hofreiter (Grüne), Vorsitzend­er des Bundestags-Europaauss­chusses sieht das Problem dabei im Kanzleramt. Dessen, aus seiner Sicht, zögerliche Politik könne zu einem Flächenbra­nd führen. Am Ende „droht sogar der Dritte Weltkrieg.“

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FOTO: ARCHIV Die Panzerhaub­itze 2000 im scharfen Schuss: Um schwere Waffen wie diese streiten die Parteien.

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