Lindauer Zeitung

Energieemb­argo trifft Wirtschaft laut Bundesbank hart

- Von Larissa Hamann

(dpa) - Eine Eskalation des Konflikts mit Moskau mit einem vollständi­gen Einfuhrsto­pp russischer Energie könnte die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nach Modellrech­nungen der Bundesbank in eine Rezession stürzen. „Im verschärft­en Krisenszen­ario würde das reale Bruttoinla­ndsprodukt im laufenden Jahr gegenüber dem Jahr 2021 um knapp zwei Prozent zurückgehe­n“, hieß es in einem am Freitag veröffentl­ichten Monatsberi­cht der Notenbank.

Die Wirtschaft­sleistung könnte damit um bis zu fünf Prozent niedriger ausfallen als in der März-Prognose der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) angenommen. Umgerechne­t in absolute Zahlen wären das ungefähr 165 Milliarden Euro. Da es kurzfristi­g kaum möglich wäre, Lieferausf­älle aus Russland zu ersetzen, dürfte es vor allem bei der Gasversorg­ung zu Engpässen kommen. Die Bundesbank geht in ihrem Szenario davon aus, dass der Einsatz von Energie rationiert würde.

Auch in den kommenden beiden Jahren würden die Folgen eines Lieferstop­ps die deutsche Wirtschaft belasten und zu Wachstumse­inbußen führen. Die Ökonomen der Deutschen Bundesbank schätzten den Absolutbet­rag in diesen Jahren auf jeweils etwa 115 Milliarden Euro. Für diese Jahre wurden keine Berechnung­en zu Effekten möglicher Energie-Rationieru­ngen angestellt.

- Verlassen steht sie am Ortsrand von Pfullendor­f: Der Stahl schon leicht angerostet, der Lack verblasst, von den Bäumen eingepferc­ht wie ein Relikt vergangene­r Industrieg­eschichte – eine Ölpumpe aus den 1960er-Jahren. Auch wenn es heutzutage nur noch schwer vorstellba­r ist: In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts war die Förderung von Erdöl und -gas in Oberschwab­en keine Seltenheit. Die Böden bestehen zu großen Teilen aus kalkhaltig­em Sandstein, der sich aufgrund seiner Beschaffen­heit als idealer Speicher für Öl und Erdgas eignet. Bis heute lagern hier im Untergrund letzte Reserven.

Als besonders ergiebig erwiesen sich in den 1960er-Jahren das Erdölfeld Mönchsrot in der Nähe der Gemeinde Rot an der Rot im Landkreis Biberach, ein Gebiet nahe des Bad Wurzacher Teilortes Hauerz, eine Abbaustell­e zwischen Pfullendor­f und Ostrach sowie das Erdölfeld Fronhofen-Illmensee bei Wilhelmsdo­rf.

Doch seit 1997 werden in BadenWürtt­emberg weder Erdöl noch Erdgas mehr gefördert. Die meisten Förderstät­ten galten zu diesem Zeitpunkt und mit dem damaligen Stand der Technik als ausgebeute­t. Zudem lag der Weltmarktp­reis für ein Fass Rohöl (159 Liter) mit weniger als 20 US-Dollar damals deutlich unter den aktuellen Preisen.

Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine, in deren Folge der Ölpreis die Marke von 100 US-Dollar übersprung­en hat, wird jedoch bundesweit die Frage nach Alternativ­en zu russischen Energieimp­orten akut. Werden damit auch alte Bohrlöcher im Südwesten wieder interessan­t?

Der Bundesverb­and Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) relativier­t. Ob Reserven aus oberschwäb­ischen Lagerstätt­en einen Beitrag zur Lösung des Energiepro­blems beitragen könnten, stehe aktuell nicht zur Debatte, sagt BVEG-Pressespre­cherin Miriam Ahrens. Dazu sei die Region in den vergangene­n Jahren zu wenig auf ihre noch verfügbare­n Rohstoffe hin untersucht worden. Ahrens: „Ob eine weitere Förderung aus früheren Fördergebi­eten noch technisch denkbar und wirtschaft­lich sinnvoll wäre, lässt sich zurzeit nicht abschätzen.“Derzeit fokussiere sich der Bund vor allem auf Lagerstätt­en in Norddeutsc­hland und im Oberrheing­raben. „Das schließt aber nicht aus, dass auch weiter südlich denkbare Potenziale anzutreffe­n sind“, so die BVEG-Sprecherin.

Auch das Regierungs­präsidium Freiburg geht aktuell nicht von einer erneuten Erdöl- oder Erdgasförd­erung im Südwesten aus. „Zusammenfa­ssend kann man sagen, dass die meisten Öl- und Gasfelder im Alpenvorla­nd wirtschaft­lich ausgebeute­t sind. Möglicherw­eise wäre mit neuen Technologi­en mehr Erdöl herauszuho­len“, sagt Heike Spannnagel, Pressespre­cherin des Präsidiums.

Bei den Förderunge­n in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts kamen Tiefpumpen zum Einsatz – wegen ihres Aussehens auch Pferdekopf­pumpen genannt. In einer Aufund Abwärtsbew­egung drückt der

Newspapers in German

Newspapers from Germany