Lindauer Zeitung

Anneliese Spangehl feiert 95. Geburtstag

Trotz Schicksals­schlägen – Lindaus Ehrenbürge­rin ist dankbar für „gutes und schönes Leben“

- Von Yvonne Roither

- Anneliese Spangehl feiert am Samstag, 23. April, ihren 95. Geburtstag. Dafür ist Lindaus Ehrenbürge­rin dankbar. „Ich habe trotz vieler Schicksals­schläge ein gutes und schönes Leben“, sagt sie – und weiß, dass das keine Selbstvers­tändlichke­it ist.

Natürlich geht auch bei ihr nicht mehr alles so leicht wie früher. Und hier und da zwickt es auch. Aber Anneliese Spangehl läuft noch jeden Tag ihre Runde über die Insel. Doch meist kommt sie mit ihren Walkingstö­cken nicht weit, bis sie jemanden trifft, der ein paar Takte mit ihr plaudern will.

Anneliese Spangehl ist in Lindau bekannt. Nicht nur, weil sie Ehrenbürge­rin der Stadt ist. Sondern auch, weil sie eine Lindauerin ist, der viele Menschen vertrauen. Eine, mit der man auch mal seine Sorgen bespricht.

Als Lehrerin und spätere Schulleite­rin auf der Insel hat sie Generation­en von Kindern nicht nur Lesen und Schreiben beigebrach­t. Sie hat sich auch immer für ihre Schützling­e eingesetzt, dafür liebten sie die Mädchen und Jungs. Viele von ihnen kennt sie noch heute. Wenn sie ihnen auf der Straße begegnet und ihr dann nicht gleich der richtige Name einer ehemaligen Schülerin einfällt, ärgert sich Spangehl. „Dabei weiß ich oft noch genau, wo sie in der Klasse gesessen sind.“Sich zu engagieren, war für Anneliese Spangehl immer selbstvers­tändlich. Als Stadträtin, Kreisrätin und stellvertr­etende Landrätin kämpfte sie mehr als 30 Jahre in der Kommunalpo­litik, für Alte und Schwache setzte sie sich viele Jahre als Leiterin des Seniorenbe­irates ein. Bis heute ist sie ein unermüdlic­her Motor der LZ-Bürgerakti­on „Wir helfen“.

Auch mit 95 Jahren kümmert sie sich, gibt Rat und vermittelt Hilfe, wenn sie überzeugt ist, dass diese erforderli­ch ist. Dazu braucht sie mitunter ein dickes Fell. Denn an sozialen Brennpunkt­en geht es nicht immer friedlich zu. Manchmal wird sie beschimpft, wenn sie nicht so helfen kann, wie gewünscht. Das nimmt Anneliese

Spangehl in Kauf für all die Dankbarkei­t, die sie erfährt, wenn das Kind durch die Unterstütz­ung von „Wir helfen“doch ins Ferienlage­r darf oder sie Menschen mit einer neuen Waschmasch­ine aus der ärgsten Not helfen kann.

„Das habe ich von Zuhause mitgekrieg­t“, sagt Anneliese Spangehl. Ihre Eltern haben ihr früh vermittelt, dass es wichtig ist, andere zu unterstütz­en. Das mache sie zufrieden, denn man bekomme auch „sehr viel zurück“.

Für Anneliese Spangehl war der Einsatz in Politik und Bürgerakti­on immer selbstvers­tändlich. Dass ausgerechn­et sie 2015 als erste und bisher einzige Frau in ihrer Heimatstad­t Ehrenbürge­rin wurde, machte sie damals erst sprachlos – und dann so glücklich, dass die Freudenträ­nen flossen.

Anneliese Spangehl ist zufrieden mit ihrem Leben. Jammern ist nicht ihre Art. Stattdesse­n kann sich die Jubilarin an den kleinen Schätzen freuen. Über jedes Blümchen, den glitzernde­n See am „Gerberschä­nzle“und gute Gespräche. Und sie freut sich auf einen hoffentlic­h schönen Sommer – um wieder im See zu schwimmen und endlich wieder das Kinderfest zu feiern. „Es ist höchste Zeit, dass wir wieder Lindau Hoch singen können.“

In der Öffentlich­keit steht die 95Jährige nicht mehr so gerne. Auch an ihrem Ehrentag nicht. Über die vielen Glückwünsc­he wird sich Anneliese Spangehl trotzdem freuen.

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FOTO: YVONNE ROITHER Dankbar für ein „schönes Leben“: Lindaus Ehrenbürge­rin Anneliese Spangehl.

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