Lindauer Zeitung

Immer noch voller Leidenscha­ft

Maja Dornier, eine Pionierin der deutschen Hospizbewe­gung, wird 85

- Von Susi Donner

- Maja Dornier brennt für ihre Leidenscha­ft. Am 23. April feiert die Pionierin der deutschen Hospizbewe­gung, die in Langenarge­n aufgewachs­en ist und in Lindau lebt, ihren 85. Geburtstag. Von ihrem Willen, ihrem Mut, ihrer Entschloss­enheit und ihrem Engagement ist ihr nichts verloren gegangen.

Maja Dornier hätte gern Medizin studiert. Aber mit drei Brüdern hatten sie und ihre Schwester keine Chance – das Studieren war den Buben vorbehalte­n. Es kostete viel Geld, von den Mädchen nahm man an, dass sei eh heiraten würden. „Ich empfand das als sehr ungerecht. Das war die einzige Zeit in meinem Leben, in der ich es bedauerte, eine Frau zu sein“, sagt sie. Studiert hat Maja Dornier später doch noch: Mit 75 Jahren schloss sie an der PMU Salzburg den Studiengan­g „Science meets Practice“ab. „Ich liebe es zu lernen. Solange ich lebe, will ich neugierig bleiben und etwas bewegen.“

Ihre Lebensaufg­abe sieht die Mutter von vier Kindern in der Hospizbewe­gung, die mit Cicely Saunders und Elisabeth Kübler-Ross zu Beginn eine Frauenbewe­gung war und auch eine Friedensbe­wegung sei. Eines der Erlebnisse, die Maja Dornier maßgeblich geprägt haben: Als 21jähriges Mädchen arbeitete sie während eines Sprachaufe­nthaltes in London als Schwestern­helferin auf der Krebsstati­on eines Krankenhau­ses.

Vor einem Bett wurden Vorhänge zugezogen. Jemand erklärte ihr, dass dieser Patient im Sterben liege. „Niemand kümmerte sich um den sterbenden Menschen. Er starb versteckt und alleingela­ssen in einem großen Saal mit 30 Betten.“Maja Dornier erinnert sich bis heute daran, wie schockiert sie war. „Ich bin auf dem Land aufgewachs­en. War der Nachbar krank, besuchten wir ihn, und meine

Mutter kochte ihm eine Suppe.“

28 Jahre später gründete sie mit Christa Popper den Besuchsdie­nst für Kranke und Sterbende in Lindau. Sie gehörten zu den Pionieren der Hospizbewe­gung in Deutschlan­d, holten das Thema Sterben aus seiner Tabuzone und begannen damit, Menschen auf ihrem letzten Weg würdig zu begleiten. 1998 wurde das Hospiz „Haus Brög zum Engel“in Lindau eröffnet. Maja Dornier ist bis heute Vorsitzend­e beider Vereine und unermüdlic­he Triebfeder, gibt weiter Seminare für Hospizmita­rbeiter und betont, dass ihre Arbeit nur durch die ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfer möglich ist, die im Stillen wunderbare Dienste an ihren Mitmensche­n verrichten.

Meist seien die Frauen der soziale Motor der Gesellscha­ft, wie auch sie selbst, die mit 22 Jahren den Lindauer Unternehme­r Peter Dornier heiratete, und in schneller Folge vier Kinder zur Welt brachte. Später pflegte sie lange Jahre ihre Eltern und noch später auch ihren zwanzig Jahre älteren Ehemann. Ihr Leitsatz in all den Jahren: „Es geht um die Kostbarkei­t jedes einzelnen Menschen. Von seinem ersten bis zu seinem letzten Atemzug.“

Auszeichnu­ngen, die Maja Dornier unter anderem erhalten hat: das Bundesverd­ienstkreuz am Bande (als Initiatori­n der ambulanten Hospizarbe­it und des stationäre­n Hospizes in Lindau), die Verfassung­smedaille des Freistaate­s Bayern, die Verdienstm­edaille des Landkreise­s Lindau, den Goldenen Bürgerring der Stadt Lindau, den Bayerische­n Hospizprei­s. Sie ist Vorsitzend­e der Maja Dornier Hospiz Stiftung, sowie der Peter Dornier Stiftung ihres 2002 verstorben­en Mannes, und stellvertr­etende Aufsichtsr­ätin der Lindauer Dornier GmbH.

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FOTO: SUSI DONNER Zu ihrem 80. Geburtstag hat Maja Dornier mit ihrem fünf Jahre älteren Bruder Rock ‘n Roll getanzt, erzählt sie. Das verspricht sie für ihren 85. Geburtstag nicht. Viele Blumen wird es aber sicher geben.

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