Lindauer Zeitung

Festwochen-Chefin in Kempten gibt Posten ab

Martina Dufner bittet OB Kiechle in einem Brief um Versetzung – „Die öffentlich­en Anfeindung­en haben mich zutiefst erschütter­t“

- Von Aimée Jajes

- Martina Dufner gibt die Festwochen-Leitung ab. In einem offenen Brief an Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle bittet sie um eine Versetzung. Damit zieht sie Konsequenz­en aus der Kritik an ihrer Arbeit. „Die öffentlich­en persönlich­en Anfeindung­en einiger Stadträte in der Allgäuer Zeitung haben mich zutiefst erschütter­t“, schreibt Dufner. „Ein solches Vorgehen, bei dem es allem Anschein nach nicht in erster Linie um die Sache, sondern um die Person geht, hinterläss­t bei mir und meinem persönlich­en Umfeld sowie beim gesamten Team tiefe Blessuren.“

Wie berichtet, hatte die Absage der Wirtschaft­sausstellu­ng, die als ein zentraler Kern der Allgäuer Festwoche gilt, für heftige Diskussion­en gesorgt. Hans-Peter Hartmann (Freie Wähler-ÜP), Festwochen-Beauftragt­er im Stadtrat, warf Dufner vor „mit der Organisati­on völlig überforder­t“zu sein. Grund für die Absage der Wirtschaft­sausstellu­ng waren fehlende Messezelte. Seit 2020 ist bekannt, dass der bisherige Zeltbauer für die Festwoche nicht mehr zur Verfügung steht. Die Suche nach einem Ersatz scheiterte – zuletzt nach Angaben der Stadtverwa­ltung auch wegen des UkraineKri­egs, da Zelte aktuell stark nachgefrag­t seien.

Dann folgte die nächste schlechte Nachricht: Die Wirte des Stift- und des Festzelts sagten ihre Teilnahme ab. Sie hatten bereits im Vorfeld infrage gestellt, ob die Traditions­veranstalt­ung heuer angesichts der Corona-Pandemie und des UkraineKri­egs überhaupt stattfinde­n sollte.

Die Stadt hält aber weiter daran fest, dass es nach zwei coronabedi­ngten Ausfällen vom 13. bis 21. August wieder eine Festwoche geben wird. Wie diese aussieht, ist bislang unklar. Ob es mittlerwei­le Zusagen von Gastronome­n gibt und ob doch zumindest eine kleine Wirtschaft­sausstellu­ng möglich ist – zu all diesen Fragen will die Stadt derzeit nichts sagen.

„Es laufen sehr viele Gespräche“, sagt Andreas Weber aus dem Büro des Oberbürger­meisters lediglich. „Wir hoffen, bald Ergebnisse präsentier­en zu können.“Diese will die Stadt spätestens am Mittwoch, 4. Mai, bekannt geben – während einer Sondersitz­ung des Werkaussch­usses.

Parallel dazu wird es nun wohl eine Personal-Debatte geben. Kiechle reagiert in seiner Stellungna­hme zum Rücktritts­gesuch Dufners verständni­svoll: „Ich bedauere sehr, dass es zu diesem Schritt gekommen ist, kann aber die Beweggründ­e von Frau Dufner voll und ganz nachvollzi­ehen.“Es handele sich um eine persönlich­e Entscheidu­ng, die es zu akzeptiere­n und respektier­en gelte. „Ich bin Frau Dufner sehr dankbar, dass sie mit ihrem Team weiterhin mit Hochdruck daran arbeiten will, eine attraktive Allgäuer Festwoche 2022 auf die Beine zu stellen. Denn ihre Erfahrung und Expertise ist dabei unverzicht­bar.“Wann Martina Dufner wohin versetzt wird – das sei noch unklar, sagt Weber. Auch zur Nachfolge-Frage könne er momentan noch nichts sagen. Zunächst liege der Fokus auf der diesjährig­en Veranstalt­ung.

Die Herausford­erungen, vor denen die Festwoche nach Pandemie und Krieg stehe, werden aus Sicht von Dufner indes gewaltig sein und seien „in einem derart von Misstrauen und Vorwürfen geprägten Umfeld nicht zu meistern“, schreibt sie in ihrem Brief an den OB. Vielmehr sei es erforderli­ch, dass die verantwort­liche Organisati­onsleitung, der Beauftragt­e und die politische­n Gremien an einem Strang ziehen und vertrauens­voll zusammenar­beiten. „Ich bedaure zutiefst, dass dies in der aktuellen Konstellat­ion nicht möglich ist“, schreibt Dufner.

Weiter bringt sie ihr Unverständ­nis und ihre Enttäuschu­ng über die Vorwürfe zum Ausdruck: „Jahrelang war die Festwoche unter meiner Führung unter den Top Ten der erfolgreic­hsten Verbrauche­rmessen in Deutschlan­d.“Seit ihrem Dienstantr­itt 2009 habe es immer wieder neue Herausford­erungen gegeben, etwa nach dem Love-Parade-Unglück stets umfangreic­here Sicherheit­sanforderu­ngen.

Als Verantwort­liche sei es ihre Aufgabe gewesen, das Gesamte im Blick zu haben und unter den Rahmenbedi­ngungen eine attraktive, aber dennoch genehmigun­gsfähige Großverans­taltung zu organisier­en, schreibt Dufner. Bei einer solchen Veranstalt­ung werde es aber niemals möglich sein, es jedem recht zu machen.

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FOTO: RALF LIENERT Martina Dufner zieht Konsequenz­en aus der Kritik an ihrer Arbeit.

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