Meister ohne Halle? Fans wollen Heimspiele am See
Die geplante Plakataktion der Fanclubs des VfB Friedrichshafen fällt kleiner aus als angekündigt
Trommeln, Sprechchöre, Ersatzspieler, die mit voller Wucht gegen die Bande klatschen – eine so lautstarke Stimmung wie beim zweiten Meisterschaftsspiel des VfB Friedrichshafen gegen die Berlin Recycling Volleys hat es bei einem Heimspiel der Volleyballer schon lange nicht mehr gegeben. 2100 Zuschauer haben sich den zweiten Sieg des VfB angeschaut – obwohl die Heimfans zum wiederholten Mal die 120 Kilometer Fahrt in die Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena auf sich nehmen mussten.
„Meister der Herzen, aber Meister ohne Halle“und „Get well soon Vojin“hatten die Fans an den schwarzen Vorhang hinter den Stehplätzen angebracht. Eigentlich hatte die Fanszene eine größere Plakataktion angekündigt, um auf die Hallenproblematik aufmerksam zu machen. Die fiel aber deutlich kleiner aus.
Die Fanclubs hätten sich mit dem Verein und VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt ausgetauscht. „Die Plakate sollen die Mannschaft und den verletzten Vojin Cacic unterstützen“, sagt Hans-Joachim Beier, Vorstand des Fanclubs Bluebears.
Auch nach fast zwei Jahren steht immer noch keine Dauerlösung für die Häfler Volleyballer fest. Seit September 2020 darf die einsturzgefährdete ZF-Arena nicht mehr im Profiund Schulsport genutzt werden. Eine Zeit lang konnten die Volleyballer auf eine der Messehallen in Friedrichshafen ausweichen, um dort zu trainieren. Doch auch das ist nun nicht mehr möglich. Hallenneubau, Umbau einer Messehalle oder eine
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Tageshalle: Auch die Fanszene macht sich Gedanken um die Zukunft ihres VfB und wo in der kommenden Saison gespielt werden kann.
Beier hofft, dass die Heimspiele des VfB so bald wie möglich wieder in Friedrichshafen ausgetragen werden können. Die Halle und der Kontakt mit den Neu-Ulmer Verantwortlichen in der Ratiopharm-Arena wären zwar sehr gut. „Aber wir müssen das Geld nicht aus Friedrichshafen nach Ulm tragen“, sagt Beier. Er und andere Fans würden gerne eine Halle der Messe Friedrichshafen für den Volleyballsport umbauen.
Dagegen sprechen sich die Verantwortlichen der Messe aus, die die Halle für den Messebetrieb benötigen. „Wenn Messe wäre, besonders die Fakuma, könnte man zu einer Sonderlösung kommen“, denkt aber Beier.
Karsten Kluge aus Friedrichshafen ist derselben Meinung. Es sagt, dass eine Messehalle für die Volleyballer umgebaut und eine Tageshalle als Ausweichstätte aufgebaut werden könnte, wenn die Halle für den regulären Messebetrieb benötigt wird. Sein Sohn Niklas spielt in der Volleyballjugend des VfB und ist ebenfalls von der Sperrung der ZFArena betroffen. „Am Wochenende war die ZF-Arena für den Nachwuchs und den Kader da, das fehlt jetzt“, sagt Kluge.
Immerhin, die Stimmung in der Ratiopharm-Arena war am Mittwoch
auf dem Höhepunkt der Saison. Das Publikum hat die Mannschaft mit Sprechchören, Klatschpappen und Trommeln lautstark unterstützt.
Der zweite Satz begann mit stehenden und klatschenden Zuschauern. „Es war fantastisch, wirklich fantastisch. Ich weiß gar nicht, wie lange es her ist, dass der VfB ein Heimspiel vor so vielen Zuschauern hatte. Du fühlst dich in einer vollen Halle wohler“, sagte VfB-Mittelblocker Marcus Böhme nach dem Sieg.
Hans-Joachim Beier würde die Ratiopharm Arena am liebsten mit nach Friedrichshafen nehmen. „Die Halle sollte man runterbeamen können. Die Leute lechzen danach, dass der VfB wieder in Friedrichshafen spielt“, sagt er. Der Verein bietet zwar Busfahrten von Friedrichshafen nach Neu-Ulm an, aber die Fans wollen wieder mit dem Fahrrad zu einem Spiel fahren können.
Am Montag wird das Thema Volleyball auch bei der Stadt wieder Thema sein. Sowohl für den Schulals auch den Vereinssport fehlen Hallen in Friedrichshafen. „Wir wissen, dass das ein brisantes Thema ist. Es ist schwierig, wenn dann noch ein Verein eine Spielstätte will“, sagt Beier. Eine alternative Idee hat der Fanclub schon. „Wir haben uns überlegt, dass sich jeder einen Lottoschein kauft und wenn wir dann 50 Millionen oder so gewonnen haben, bauen wir unsere eigene Halle“, scherzt Beier.