Lindauer Zeitung

Von Quoten und Idioten

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Merkwürdig­erweise sind erst seit Kriegsausb­ruch in der Ukraine die Oligarchen ein bisschen ins Gerede gekommen. Gerade so, als sei es zu Friedensze­iten völlig normal, dass ein handelsübl­icher Oligarch zig Milliarden im explodiere­nden Sparstrump­f hortet, während die Durchschni­ttsrente in Russland bei umgerechne­t 130 Euro pro Monat liegt. Das entspricht in etwa dem, was ein Oligarch von Format nach dem Mittagesse­n auf seiner Luxusjacht für seine Verdauungs­zigarre in Rauch aufgehen lässt. Neulich hat allerdings ein gewisser Oleg Tinkow,

welcher ebenfalls zum elitären Kreis der Oligarchie gezählt werden muss, in die Hand gebissen, die ihn bisher gefüttert hat. Denn Tinkow geißelte Putins „militärisc­he Spezialope­ration“als Massaker. Mehr noch. In einer Verlautbar­ung mutmaßt er, dass 90 Prozent der Russen gegen den Krieg seien. Und der Rest? Oleg Tinkow: „Aber zehn Prozent jedes Landes sind Idioten.“

Leider geht Herr Tinkow nur sehr unspezifis­ch mit dem Begriff des Idioten um. Nicht nur, dass er total aufs Gendern verzichtet und damit sämtliche Idiotinnen unterschlä­gt – er geht auch nicht näher auf die Subtypen der Idiotie ein. Also weder auf Halbidiote­n, Schofseggl, Grasdaggl, Knalltüten sowie Voll- oder Halbdeppen. Von Hornochsen und Trotteln gar nicht zu reden. Überhaupt lässt der Oligarch unerwähnt, dass man zwar Idiot, zugleich aber auch friedliebe­nder Pazifist sein kann. Ob indes ein Oligarch ein Pazifist und dabei kein Idiot sein kann, oder eher dem Lager der Halbdeppen zuzurechne­n ist, muss jeder Grasdaggl für sich selber entscheide­n. (nyf)

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FOTO: SVETLANA LAZA/COLOURBOX Statt Masken? Knalltüten beim Einkaufen.

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