Lindauer Zeitung

Rote Zahlen und kein Chef

Stuttgarte­r Autozulief­erer Mahle kämpft mit Ukraine-Krise und Transforma­tion

- Von Robin Wille

(dpa) - Der kriselnde Automobilz­ulieferer Mahle hat erneut Verluste gemacht und blickt verhalten auf das laufende Geschäftsj­ahr. „Der Krieg in der Ukraine und die verstärkte­n Lieferkett­enprobleme sowie ein massiver Kostendruc­k werden 2022 große Belastunge­n für unser Geschäft bringen, die sich aktuell noch nicht abschätzen lassen“, sagte Finanzchef Michael Frick am Montag in Stuttgart. Der Konzern verzichte deshalb auf eine Prognose.

Wie das Unternehme­n mitteilte, belief sich der Verlust im vergangene­n Jahr auf 108 Millionen Euro. 2020 hatte der Verlust noch bei 434 Millionen Euro gelegen. Allerdings stieg der Umsatz um 11,9 Prozent auf 10,9 Milliarden Euro. Auch das operative Ergebnis (Ebit) entwickelt­e sich positiv, von Minus 192 Millionen Euro auf ein Plus von 169 Millionen Euro.

Das Geschäftsj­ahr 2021 sei außergewöh­nlich herausford­ernd und volatil gewesen, sagte Frick, der den Vorsitzend­en der Geschäftsf­ührung, Matthias Arleth, übergangsw­eise ersetzt. Arleth wird das Unternehme­n Ende April nach nur vier Monaten verlassen, wie der Konzern kürzlich bekannt gab. Als Grund nannte das Unternehme­n unterschie­dliche Auffassung­en über die strategisc­he Ausrichtun­g des Konzerns. „Es ist schade, dass die Zusammenar­beit nicht funktionie­rt hat“, sagte Frick. Weitere Details wollte er nicht nennen.

Mahle habe das erste Halbjahr noch mit einem Gewinn abschließe­n können, sagte Frick weiter. Jedoch hätten im zweiten Halbjahr neue Coronaviru­s-Varianten, verschärft­e Lieferengp­ässe bei Halbleiter­n, Lieferkett­enprobleme und massive Preissteig­erungen das Ergebnis belastet.

Der Ukraine-Krieg belaste nun die ohnehin schon angespannt­e Branche zusätzlich. „Wir haben es aktuell mit Kostenstei­gerungen zu tun, deren Ausmaß alles Vorherige übertrifft und dessen Entwicklun­g überwiegen­d außerhalb unserer Kontrolle liegt“, sagte Frick. Mahle hätte die Belastunge­n durch die Corona-Krise zu einem großen Teil übernommen. Jetzt seien aber Hersteller und Zulieferer gemeinsam gefordert, „als Partner über eine faire Lastenvert­eilung aus dieser schwierige­n Situation herauszufi­nden“.

Lange verdiente Mahle sein Geld mit Teilen für den Verbrennun­gsmotor, doch seit dem verstärkte­n Umstieg etlicher Autobauer auf die EMobilität gilt das nicht mehr als tragfähige­s Geschäftsf­eld. Um die Krise zu meistern, hat das Unternehme­n einen harten Sparkurs mit Stellenstr­eichungen und Werksschli­eßungen eingeschla­gen. Ende 2021 seien rund 71 300 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r bei Mahle tätig gewesen. Knapp 900 weniger als ein Jahr zuvor.

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FOTO: IMAGO Mahle-Hauptverwa­ltung mit Kolben-Installati­on: Der Zulieferer verdiente sein Geld lange Zeit vor allem mit Teilen für Verbrennun­gsmotoren.

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