Lindauer Zeitung

Wohnraum für Geflüchtet­e wird immer knapper

In den Notunterkü­nften ist genug Platz – Probleme bereiten langfristi­ge Unterbring­ungen

- Von Ronja Straub

- Mittlerwei­le sind knapp 600 Ukrainerin­nen und Ukrainer in Lindau angekommen. In den Notunterkü­nften ist noch genug Platz – Probleme bereitet aber die langfristi­ge Unterbring­ung. Der Wohnraum wird immer knapper. Deswegen müssen Geflüchtet­e teilweise zwei Wochen in der Notunterku­nft verbringen. Gedacht sind eigentlich nur wenige Tage.

Wo normalerwe­ise Fußball gespielt und geturnt wird, sind seit einigen Wochen Etagenlieg­en, Holzbänke und Raumteiler aufgebaut: Die Doppelturn­halle in Heimenkirc­h wurde zur Notunterku­nft für Geflüchtet­e aus der Ukraine. Ihre ersten Nächte verbringen die Menschen dort – zur Überbrücku­ng, bis sie in andere Wohnungen umziehen können. „Die Menschen sollen dort nur ein paar Tage eine Zwischenst­ation machen, bis das Landratsam­t eine passende Unterkunft für sie gefunden hat“, sagte Landrat Elmar Stegmann in einem Interview mit der LZ Ende März.

Diese Rechnung scheint gerade nicht ganz aufzugehen. „Die Umverteilu­ng kann aktuell auch etwas länger dauern als zwei bis drei Tage“, schreibt die Sprecherin des Landratsam­ts, Angela Wolf, auf Anfrage der LZ. Menschen, die schon am 7. April in der Turnhalle untergebra­cht wurden, sind Stand Donnerstag immer noch dort.

Aktuell reichen die Kapazitäte­n zwar noch aus, schreibt Wolf. Das liege auch daran, dass man bereits vor der Ukraine-Krise verstärkt Wohnraum für Geflüchtet­e gesucht hat, weil auch Flüchtling­e aus anderen Regionen erwartet werden. „Der zur Verfügung stehende Wohnraum wird aktuell jedoch immer knapper“, heißt es weiter. Der Grund: Es werde kaum mehr zusätzlich­er Wohnraum angeboten.

Schon Ende März sprach Landrat Stegmann von „großem Druck“auf dem Wohnungsma­rkt. „Sollte es wirklich keinen Wohnraum mehr geben, wären Turnhallen eine mögliche Alternativ­e“, so Wolf auf Nachfrage. Bislang bringt das Landratsam­t Ukrainerin­nen und Ukrainer dezentral und privat in Gastfamili­en unter. Wo sich die anderen dezentrale­n Unterkünft­e befinden, sagt das Landratsam­t nicht. Nur soviel: „Im Landkreis Lindau gibt es verschiede­ne dezentrale Wohneinhei­ten, die über den ganzen Landkreis verteilt sind und sich in ihrer Größe unterschei­den.“In der Notunterku­nft in Heimenkirc­h kümmern sich ehrenamtli­che Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Bayerische­n Roten Kreuzes um die Verpflegun­g der Geflüchtet­en. 30 Menschen gehören zum Helferstam­m

– fünf bis sechs sind täglich im Einsatz. Sie bereiten drei Mahlzeiten für die Geflüchtet­en zu. „Das ist auf jeden Fall eine anspruchsv­olle Aufgabe“, sagt Roman Gaißer, Geschäftsf­ührer des BRK-Kreisverba­nds Lindau im Gespräch mit der LZ. Zukünftig werde das warme Essen von einer externen Firma geliefert, die BRK-Helfer verteilen es aber weiterhin. Außerdem seien laut Landratsam­t Hauptamtli­che der Firma Allgäu Medical rund um die Uhr vor Ort, die unter anderem auch Corona-Tests bei den Menschen machen. Einmal am Tag komme zusätzlich eine Mitarbeite­rin oder ein Mitarbeite­r des Landratsam­tes nach Heimenkirc­h, der sich um die Anliegen der Bewohner kümmert, schreibt Wolf. Kommen neue Geflüchtet­e an, sind mehr Helfer als sonst und auch weitere Mitarbeite­r des Landratsam­tes in der Unterkunft.

Die Ankunft der Menschen verlaufe mittlerwei­le reibungslo­s. Ende März hatte Landrat Elmar Stegmann das Missmanage­ment des Bundes bei der Flüchtling­sorganisat­ion kritisiert. In mehreren schwäbisch­en Landkreise­n und Städten – so auch in Lindau – hatten Helferinne­n und Helfer vergeblich auf Flüchtling­e aus der Ukraine gewartet, weil Busse, die angekündig­t waren, nicht ankamen. Dazu sei es in den vergangene­n Wochen nicht mehr gekommen. Die geplanten Zuweisunge­n der Regierung von Schwaben – die Ansprechpa­rtner für das Landratsam­t ist – fanden wie geplant statt, schreibt Sprecherin Wolf. In den vergangene­n eineinhalb Wochen habe es aber auch keine Zuweisunge­n seitens des Bundes nach Bayern mehr gegeben. In Heimenkirc­h sind laut Landratsam­t schreibt die Sprecherin des Landratsam­ts, Angela Wolf. 52 Menschen untergebra­cht. Die Notunterku­nft auf dem Zeltplatz in dem Lindauer Ortsteil Sauters mit einer Gesamtkapa­zität von 150 Betten, stehe leer. Insgesamt sind mit Stand Donnerstag 592 Geflüchtet­e aus der Ukraine in Lindau angekommen. Allerdings könnte es sein, dass es eigentlich mehr Menschen sind, denn Ukrainer können sich mit ihrem Pass 180 Tage in der Europäisch­en Union aufhalten, ohne sich zu registrier­en.

Wie lange die Halle in Heimenkirc­h noch eine Notunterku­nft bleibt und wann dort wieder Sport gemacht werden kann, das konnte das Landratsam­t noch nicht sagen. Wie die Situation im Allgäu ist, lesen Sie auf

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FOTO: BRK LINDAU BRK-Helfer beim Kochen: Beate Nöser, Christian Perlbach und Christian Mayer bereiten Essen für die Geflüchtet­en zu.
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FOTO: BRK BRK-Helfer im Einsatz: Irmgard und Toni Walter helfen in der Flüchtling­sunterkunf­t aus.

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