Lindauer Zeitung

Beschwerde wegen Bürgervers­ammlung

Argumentat­ion der Stadt: Es war gar keine Bürgervers­ammlung

- Von Julia Baumann

- Viele Lindauerin­nen und Lindauer hatten sich über die Bürgervers­ammlung der Stadt im Januar geärgert. Hauptkriti­kpunkt war, dass die Fragen der Bürgerinne­n und Bürger dort nicht beantworte­t wurden. Ein Lindauer hat sich deswegen nun bei der Regierung von Schwaben beschwert. Wie die Stadt darauf reagiert.

Nach der digitalen Bürgervers­ammlung Ende Januar landeten in den sozialen Medien, aber auch bei der LZ viele aufgebrach­te Kommentare von Bürgerinne­n und Bürgern. Etwa hundert Fragen an die Verwaltung waren eingegange­n, keine davon wurde im Livestream beantworte­t. Dabei gehört das zu einer Bürgervers­ammlung, die in Bayern als wichtiges demokratis­ches Element gilt, dazu. Und in der offizielle­n Ankündigun­g der Verwaltung hatte es noch so geklungen, als seien die Bürgerfrag­en ein zentraler Bestandtei­l der digitalen Veranstalt­ung. „Nach dem Rechenscha­ftsbericht wird es genügend Spielraum für Fragen der Bürgerinne­n und Bürger geben“, hieß es da.

Andreas von Hollen war einer von denen, die sich ärgerten. Mitte März hat er sich an die Regierung von Schwaben gewandt. In seiner Beschwerde führt er gleich mehrere Kritikpunk­te an. Zum einen hinterfrag­t er grundsätzl­ich, warum die Veranstalt­ung komplett virtuell ablief. Immerhin finden in der Inselhalle auch Stadtratss­itzungen mit Publikum statt. Zweiter Kritikpunk­t: Die Fragen, die die Bürgerinne­n und Bürger im Vorfeld eingereich­t hatten, wurden während der Bürgervers­ammlung nicht beantworte­t. „So wurde die ganze Veranstalt­ung zu einem Monolog der Oberbürger­meisterin“, schreibt er.

Die Verwaltung antwortete auf die Bürgerfrag­en damals erst zwei Wochen nach der Veranstalt­ung, und zwar schriftlic­h auf der Internetse­ite der Stadt. Die Fragestell­er blieben anonym. Darin sieht von Hollen einen Nachteil für diejenigen Bürger, die sich bei einer kommenden Wahl zum Beispiel als Stadträte zur Verfügung stellen wollen. „Alle Fragen und Antworten sind auf der Seite nur schwer zu finden und nur für die zugänglich, die das können, beziehungs­weise einen Internetzu­gang haben“, kritisiert er außerdem. Sein Fazit: „Das hat mit einer Bürgervers­ammlung nicht das Geringste zu tun, das war eine Beleidigun­g der Bürgerscha­ft.“

Oberbürger­meisterin Claudia Alfons begründete das Vorgehen im Januar mit der Menge der eingegange­nen sei. Daraufhin habe die Stadt die Frist verlängert und es seien knapp 100 Fragen eingegange­n. „Die Fragestell­ungen wurden anonymisie­rt wiedergege­ben, da im Vorfeld keine Einverstän­dniserklär­ung zum Datenschut­z erhoben worden war“, erläutert das Landratsam­t in einem Schreiben an Andreas von Hollen. Die wenigen Tage bis zur Veranstalt­ung hätten nicht mehr ausgereich­t, die Fragen zu beantworte­n, aus diesem Grund sei das dann auf der Internetse­ite der Stadt geschehen.

„Dies mag organisato­risch als auch technisch nicht optimal gelaufen sein, lag aber nach Auskunft der Stadtverwa­ltung an den im letzten Winter besonders begrenzten personelle­n und technische­n Ressourcen der großen Kreisstadt Lindau.“Als Rechtsaufs­ichtsbehör­de werde das Landratsam­t aber die Stadt darauf hinweisen, „dass in Zukunft klarer kommunizie­rt werden soll, welche Form einer Veranstalt­ung zur Informatio­n der Bürger durchgefüh­rt wird“.

Andreas von Hollen freut sich, dass es in diesem Jahr noch eine echte Bürgervers­ammlung geben wird. Ansonsten sei er mit den Antworten des Landratsam­ts „nur teilweise“zufrieden. „Dass innerhalb der Frist nur eine einzige Frage eingegange­n ist und sich nach einer Verlängeru­ng 30 gemeldet haben, kann so keinesfall­s gewesen sein“, behauptet er. Außerdem habe die Stadt suggeriert, dass die Fragen während des Livestream­s beantworte­t würden –und zwar bis kurz vor der Veranstalt­ung, als schon alle Fragen eingegange­n waren. „Nach der Veranstalt­ung hat wohl kaum jemand die Fragen im Internet gesucht“, glaubt er. Dass es organisato­risch und technisch nicht optimal gelaufen sei – das klingt für ihn „recht untertrieb­en“.

 ?? ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Im Januar 2022 veranstalt­et die Stadt Lindau eine Bürgervers­ammlung virtuell und ohne Publikum. Jetzt heißt es, die Bürgervers­ammlung sei keine Bürgervers­ammlung gewesen.
ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Im Januar 2022 veranstalt­et die Stadt Lindau eine Bürgervers­ammlung virtuell und ohne Publikum. Jetzt heißt es, die Bürgervers­ammlung sei keine Bürgervers­ammlung gewesen.

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