Gefangen im Mittelfeld
Hamilton und Vettel sind in der Formel 1 wieder vereint
(SID) - Toto Wolff kroch über den Knopf im Ohr zu Lewis Hamilton ins Cockpit und bat um Entschuldigung, während sich für Sebastian Vettel schon ein hart erkämpfter achter Platz „wie ein Sieg“anfühlte. Elf WMTitel vereinigen die beiden Formel-1Topstars auf sich, 103-mal stand Hamilton ganz oben auf dem Treppchen, Vettel bringt es auf 53 GrandPrix-Erfolge – doch ihre Rolle nach der Regelrevolution ist die von abgehängten Majestäten.
„Sorry für das Auto, das du heute fahren musstest. Es war unfahrbar“, funkte Mercedes-Teamchef Wolff am Sonntag an seinen Starpiloten. Hamilton musste nicht nur Platz 13 beim Großen Preis der Emilia-Romagna verdauen, sondern auch die Überrundung durch seinen Erzrivalen Max Verstappen nach etwa zwei Dritteln der Renndistanz.
Sein großes Ziel, den Gewinn der achten Weltmeisterschaft, hat er nach vier von 23 Rennen schon abgeschrieben. „Ich bin raus aus der Meisterschaft. Daran besteht kein Zweifel“, sagte der Engländer bei Sky UK nach seinem schlechtesten Saisonstart seit 13 Jahren (28 Punkte). Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko stichelte: „Vielleicht hätte er besser letztes Jahr aufgehört.“
Bei regulären Bedingungen fehlt Mercedes auf einer Runde mitunter eine Sekunde zu Red Bull und Ferrari. Geht das Qualifying unter turbulenten Umständen in die Hose, wie in Imola geschehen, ist auch im Rennen nur mit einigem Glück eine Verbesserung drin. Diese gelang Hamiltons neuem Teamkollegen George Russell, der Rang vier einheimste und seinen berühmten Landsmann im dritten Rennen in Folge schlug. Ein solcher Negativlauf war Hamilton zuletzt Ende 2017 passiert – damals hatte er seinen vierten Titel aber schon in der Tasche. „An einem gewissen Punkt werden sie ihre Probleme beheben, und er wird wieder ein Faktor werden, kein Zweifel“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner über Hamilton.
Der Mercedes-Star wird aber Geduld brauchen, und diese will er auch mit 37 Jahren aufbringen. Mit Blick auf seinen McLaren aus dem Jahr 2009, der ebenfalls nach einer Regelnovelle zunächst abgehängt war, sagte er: „Wir haben es damals hinbekommen und uns zurückgekämpft. Und ich glaube fest daran, dass mein Team das auch schaffen kann.“In diesem Jahr die Lücke deutlich verkleinern, in Hamiltons letztem Vertragsjahr 2023 wieder ganz vorne angreifen, so könnte der Plan aussehen.
Eine viel diskutierte Frage in der Formel 1 ist die, ob auch Vettel in der kommenden Saison in der Startaufstellung steht. Der Kontrakt des Heppenheimers bei Aston Martin läuft aus. Am Rande des Imola-Rennens machte Vettel seine Bedingungen deutlich: Die Aussicht auf Siege, zumindest aber Podien seien sein Antrieb. Sein Teamchef Mike Krack beteuerte, es sei „töricht“, einen Fahrer wie Vettel nicht halten zu wollen. Doch selbst von Rang acht ist der Weg nach ganz vorne beschwerlich.