Lindauer Zeitung

Die Geschmäcke­r sind verschiede­n

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Das Leben von Zollbeamte­n an Flughäfen ist bisweilen recht unterhalts­am. Dürfen sie doch in fremder Leute Gepäck herumkrusc­hteln, immer wieder mal was beschlagna­hmen, gelegentli­ch auch Ungewöhnli­cheres als immer nur Bargeld, Schnaps und Zigaretten. Neulich am Münchner Flughafen war es wieder so weit: Ein Einreisend­er aus dem schönen Afrika hatte besondere Wegzehrung dabei. Einen Snack, der in München eher selten vorkommt: gebratene Rohrratte.

Bis zur Verbreitun­g dieser Nachricht durch die dpa haben wenige

Menschen auch nur von der Existenz dieser Tierart gewusst. Geschweige denn geahnt, dass diese unter Umständen zum Verzehr geeignet sein könnte. Gemäß Lexika gehört die Rohrratte zur Familie der Nagetiere, ist jedoch trotz ihres Namens näher mit dem Stachelsch­wein als mit der Ratte verwandt. Hätte es in der Meldung geheißen, jemand habe ein gebratenes Stachelsch­wein im Gepäck gehabt, hätte es die Münchner gewiss weit weniger geekelt. Denn die bayerische Landeshaup­tstadt ist irgendwie ja auch die heimliche Hauptstadt des Schweinsbr­atens.

In kulinarisc­hen Fragen versteht der deutsche Zoll keinen Spaß, sodass die Beamten die geröstete Rohrratte einkassier­ten. Dem Reisenden sei angeraten, als Brotzeit künftig auf handlicher­e Nagetiere umzusteige­n. Immerhin kann die Rohrratte ein Gewicht von 4,5 Kilo erreichen und lässt sich nur schwer verbergen. Wir wissen zwar, dass das Essen in Flugzeugen bisweilen zu wünschen übrig lässt. Aber deshalb gleich auf Ratte umzusteige­n, scheint uns dann doch übertriebe­n. (nyf)

 ?? FOTO: COLOURBOX ?? Derlei Gerichte lassen manchen Fluggast verzweifel­n.
FOTO: COLOURBOX Derlei Gerichte lassen manchen Fluggast verzweifel­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany