Lindauer Zeitung

Die Schöne mit dem sehnsüchti­gen Blick

Die Schauspiel­erin Anouk Aimée wird 90 – In Frankreich schreibt sie seit 70 Jahren Filmgeschi­chte

- Von Sabine Glaubitz

(dpa) - Mona-Lisa-Gesicht und Katzenauge­n: Federico Fellini hat sie als Frau bezeichnet, die einen Mann um den Verstand bringt. Und der deutschspr­achige Schauspiel­er und Regisseur O. W. Fischer sagte über sie: „Mademoisel­le Aimée ist ein Wunder – strahlend schön und eine begnadete Künstlerin.“Anouk Aimée, die mit den Großen der Kinowelt gedreht und gespielt hat, gehört zu Frankreich­s Schauspiel­erinnen, die mehr als nur eine über 50-jährige Filmgeschi­chte geschriebe­n haben. „Solange die Kamera mich erträgt, werde ich die Kamera lieben“, sagte Aimée, die am Mittwoch 90 Jahre alt wird, schon vor Jahren. Die Beziehung zwischen ihr und dem Kino hält seitdem an.

Die am 27. April 1932 in Paris als Tochter eines Schauspiel­erpaars geborene Darsteller­in gehört zu Frankreich­s Lieblingsa­kteuren. Mit 14 Jahren stand sie schon vor der Kamera. Ihr Filmdebüt feierte sie 1947 mit „Das Haus unter dem Meer“von Henri Calef. Danach ging alles rasend schnell: Zwei Jahre später war sie in „Die Liebenden von Verona“zu sehen. In der englischen Produktion „Der goldene Salamander“übernahm sie im selben Jahr die Hauptrolle und wurde in Großbritan­nien als Star gefeiert.

Noch 2019 war sie in „Die schönsten Jahre eines Lebens“von Claude Lelouch zu sehen. Mit dem Film schloss der französisc­he Regisseur eine Trilogie ab, die 1966 begann und 1985 ihre Fortsetzun­g mit „Ein Mann und eine Frau – Zwanzig Jahre später“fand. „Ein Mann und eine Frau“ist nicht nur für Lelouch zu einem seiner erfolgreic­hsten Filme geworden. Für ihre schauspiel­erische Leistung als Anne, ein Scriptgirl, dassich in einen verwitwete­n Rennfahrer verliebt, wurde Aimée mit dem Golden Globe und dem British Academy Film Award ausgezeich­net. In „Die schönsten Jahre eines Lebens“hat Lelouch das mythische Filmpaar, das Aimée seitdem mit dem heute 91-jährigen Jean-Louis Trintignan­t verkörpert, wieder vor die Kamera geholt – über 50 Jahre später.

Aimée stand ihr Leben lang für die Großen der Kinowelt vor der Kamera und spielte an der Seite internatio­naler Stars: Federico Fellini holte sie für „La Dolce Vita“und „Achteinhal­b“ans Set, Jacques Demy für „Lola, das Mädchen aus dem Hafen“und Robert Altman drehte mit ihr „Prêt-à-porter“. Nicht weniger bekannt waren ihre Filmpartne­r: Marcello Mastroiann­i, Catherine Deneuve, Michel Piccoli, Dirk Bogarde und natürlich Jean-Louis Trintignan­t. Auch der Pariser Couturier Emanuel Ungaro erkor sie in den 1980er-Jahren zu seiner Muse. Er taufte sein Parfüm in Gedanken an Aimée „Diva“.

In ihren Filmen spielte sie mit ihrem Mona-Lisa-Gesicht und dem sehnsüchti­gen Blick häufig rätselhaft­e und verschloss­ene Frauen. Der deutsche Schauspiel­er August Diehl, an dessen Seite sie 2003 in „Birkenau und Rosenfeld“spielte, sagte über sie: „Sie ist magisch. Wie eine leise Musik, der wir uns nicht entziehen können.“Auf Nicole Dreyfus getauft, fand der französisc­he Dichter Jacques Prevert für sie 1947 bei Proben zu „La fleur de l’âge“(etwa: In der Blüte ihres Lebens) von Marcel Carné den Nachnamen Aimée, die Vielgelieb­te. Zu dem Vornamen Anouk kam sie durch „Das Haus unter dem Meer“, in dem sie die gleichnami­ge Heldin spielt.

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FOTO: IMAGO Anouk Aimée im Jahr 2015.

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