So treibt Sigmarszell Breitbandausbau voran
Die Außenbereiche sind versorgt, der Kernort aber noch nicht
- Schnelles Internet wird immer wichtiger. In vielen Gemeinden ist aber gerade im Ortskern das Netz noch nicht ausgebaut. Um auch die „grauen Flecken“mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen, wollen sich einige Westallgäuer Gemeinden zu einem Zweckverband zusammenschließen. Nach langem Hin und Her hat der Sigmarszeller Gemeinderat jetzt auch eine Entscheidung getroffen.
Bösenreutin, Witzigmänn, Zeisertsweiler, Auf der Scheibe, Thumen, Schlachters und fast ganz Niederstaufen: Das sind die Gebiete, um die es geht. Sie sind bisher noch nicht über ein Förderprogramm erschlossen. Während Weißensberg sich schon im Januar dafür entschieden hat, stand Sigmarszell in seiner jüngsten Gemeinderatssitzung noch vor der Entscheidung, ob es sich für den Ausbau mit anderen Westallgäuer Kommunen zusammentut – oder nicht. Stimmt eine Gemeinde dem zu, entscheidet sie sich auf für das sogenannte Betreibermodell.
Das Besondere daran: Die Kommune wird zum Eigentümer des Netzes. Die von der Gemeinde zu gründende Gesellschaft kümmert sich dann um den Ausbau des Breitbandnetzes. In den ersten sieben Jahren, in denen das Netz am Strom ist, müssen die Gemeinden die Pachteinnahmen an den Fördergeber abgeben. Erst im achten Jahr fließt das Geld in die Kassen der Gemeinde.
Durch die Erträge amortisiert, beziehungsweise rentiert sich die Investition der Gemeinde. Nach sieben Jahren ist ein Betreiberwechsel möglich.
Die Gemeinden könnten auch den Netzbau nach den eigenen Anforderungen gestalten und die Dauer der Fertigstellung sei selbst steuerbar. Die Sigmarszeller Gemeinderäte haben es sich nicht einfach gemacht mit dem Entschluss. Mitte Januar hatte das Thema Breitbandausbau zum ersten Mal auf ihrem Tisch gelegen. Dann wurde das Thema immer wieder verschoben und vertagt. Es wurde eine Markterkundung gemacht und eine Sitzung aller Bürgermeister und Sachbearbeiter vieler Westallgäuer Kommunen abgewartet.
Wie der Sigmarszeller Bürgermeister Jörg Agthe in der jüngsten Gemeinderatssitzung Ende April erklärte, war zu diesem Treffen auch der Geschäftsführer des Zweckverbands Breitband Bodensee gekommen. Die Bürgermeister hätten dabei nochmal einige Fragen loswerden können.
So habe sich zum Beispiel ergeben, dass doch mehr Personal für den Zweckverband nötig wäre, als ursprünglich gedacht. Man werde fünf Arbeitskräfte in Sigmarszell brauchen und nicht zwei. Außerdem wurde geklärt, dass im Falle eines Schadens an den Leitungen das Telekommunikationsunternehmen, das die Leitungen pachtet, die Haftung übernimmt. Schon dafür entschieden, bei dem Zweckverband mitzumachen, haben sich zum Beispiel die Gemeinden Weißensberg, Röthenbach, Meierhöfen, Grünenbach, Gestratz, Stiefenhofen, Oberreute. Hergensweiler, Scheidegg, und Lindenberg überlegen noch. Lindau, Bodolz, Nonnenhorn und Wasserburg planen nicht, dem Zweckverband beizutreten, so Agthe.
Jetzt haben sich die Sigmarszeller Gemeinderäte entschieden: Sie alle wollen dem Zweckverband, sofern er zustande kommt, beitreten und den Ausbau mit dem Betreibermodell vorantreiben. Bis die Leitungen verlegt sind und das schnelle Internet bei den Menschen zu Hause ankommt, kann es allerdings noch dauern. In der Sitzung Mitte Januar hatte ein Sachverständiger, der das Modell vorgestellt hatte, vom Jahr 2025 gesprochen. Bürgermeister Agthe macht in der Sitzung im April aber auch klar, dass man schon jetzt im Zeitplan hintendran sei.