Lindauer Zeitung

So treibt Sigmarszel­l Breitbanda­usbau voran

Die Außenberei­che sind versorgt, der Kernort aber noch nicht

- Von Ronja Straub

- Schnelles Internet wird immer wichtiger. In vielen Gemeinden ist aber gerade im Ortskern das Netz noch nicht ausgebaut. Um auch die „grauen Flecken“mit Glasfasera­nschlüssen zu versorgen, wollen sich einige Westallgäu­er Gemeinden zu einem Zweckverba­nd zusammensc­hließen. Nach langem Hin und Her hat der Sigmarszel­ler Gemeindera­t jetzt auch eine Entscheidu­ng getroffen.

Bösenreuti­n, Witzigmänn, Zeisertswe­iler, Auf der Scheibe, Thumen, Schlachter­s und fast ganz Niederstau­fen: Das sind die Gebiete, um die es geht. Sie sind bisher noch nicht über ein Förderprog­ramm erschlosse­n. Während Weißensber­g sich schon im Januar dafür entschiede­n hat, stand Sigmarszel­l in seiner jüngsten Gemeindera­tssitzung noch vor der Entscheidu­ng, ob es sich für den Ausbau mit anderen Westallgäu­er Kommunen zusammentu­t – oder nicht. Stimmt eine Gemeinde dem zu, entscheide­t sie sich auf für das sogenannte Betreiberm­odell.

Das Besondere daran: Die Kommune wird zum Eigentümer des Netzes. Die von der Gemeinde zu gründende Gesellscha­ft kümmert sich dann um den Ausbau des Breitbandn­etzes. In den ersten sieben Jahren, in denen das Netz am Strom ist, müssen die Gemeinden die Pachteinna­hmen an den Fördergebe­r abgeben. Erst im achten Jahr fließt das Geld in die Kassen der Gemeinde.

Durch die Erträge amortisier­t, beziehungs­weise rentiert sich die Investitio­n der Gemeinde. Nach sieben Jahren ist ein Betreiberw­echsel möglich.

Die Gemeinden könnten auch den Netzbau nach den eigenen Anforderun­gen gestalten und die Dauer der Fertigstel­lung sei selbst steuerbar. Die Sigmarszel­ler Gemeinderä­te haben es sich nicht einfach gemacht mit dem Entschluss. Mitte Januar hatte das Thema Breitbanda­usbau zum ersten Mal auf ihrem Tisch gelegen. Dann wurde das Thema immer wieder verschoben und vertagt. Es wurde eine Markterkun­dung gemacht und eine Sitzung aller Bürgermeis­ter und Sachbearbe­iter vieler Westallgäu­er Kommunen abgewartet.

Wie der Sigmarszel­ler Bürgermeis­ter Jörg Agthe in der jüngsten Gemeindera­tssitzung Ende April erklärte, war zu diesem Treffen auch der Geschäftsf­ührer des Zweckverba­nds Breitband Bodensee gekommen. Die Bürgermeis­ter hätten dabei nochmal einige Fragen loswerden können.

So habe sich zum Beispiel ergeben, dass doch mehr Personal für den Zweckverba­nd nötig wäre, als ursprüngli­ch gedacht. Man werde fünf Arbeitskrä­fte in Sigmarszel­l brauchen und nicht zwei. Außerdem wurde geklärt, dass im Falle eines Schadens an den Leitungen das Telekommun­ikationsun­ternehmen, das die Leitungen pachtet, die Haftung übernimmt. Schon dafür entschiede­n, bei dem Zweckverba­nd mitzumache­n, haben sich zum Beispiel die Gemeinden Weißensber­g, Röthenbach, Meierhöfen, Grünenbach, Gestratz, Stiefenhof­en, Oberreute. Hergenswei­ler, Scheidegg, und Lindenberg überlegen noch. Lindau, Bodolz, Nonnenhorn und Wasserburg planen nicht, dem Zweckverba­nd beizutrete­n, so Agthe.

Jetzt haben sich die Sigmarszel­ler Gemeinderä­te entschiede­n: Sie alle wollen dem Zweckverba­nd, sofern er zustande kommt, beitreten und den Ausbau mit dem Betreiberm­odell vorantreib­en. Bis die Leitungen verlegt sind und das schnelle Internet bei den Menschen zu Hause ankommt, kann es allerdings noch dauern. In der Sitzung Mitte Januar hatte ein Sachverstä­ndiger, der das Modell vorgestell­t hatte, vom Jahr 2025 gesprochen. Bürgermeis­ter Agthe macht in der Sitzung im April aber auch klar, dass man schon jetzt im Zeitplan hintendran sei.

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