Per Rad in hiesigen „Naturschatzkammern“unterwegs
Der ADFC zeichnet 13 besonders schöne Strecken aus – Was hinter dem landesweit ersten Prädikat steckt
- Wenn Erholungssuchende in der jetzt beginnenden Fahrradsaison im Württembergischen Allgäu und in Teilen Oberschwabens unterwegs sind, dann können sie dies auf qualitativ hochwertigen Routen tun. Natürlich wegen der schönen Landschaft hierzulande, aber ebenfalls, weil es für diverse Strecken inzwischen ein offizielles Zertifikat gibt. Erhalten hat es der Zweckverband Tourismus im Württembergischen Allgäu vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) für sein Projekt „Radreiseregion Naturschatzkammern“– als erstes in Baden-Württemberg.
Dahinter verbergen sich ganz konkret 13 Touren in einer Länge zwischen jeweils 30 bis 50 Kilometern, berichten Belinda Unger und Andrea Zinser. Unger ist nicht nur Gästeamtsleiterin der Stadt Wangen, sondern auch Geschäftsführerin des Zweckverbands und Zinser dort für das Produkt- und Themenmanagement zuständig.
Jede dieser Strecken steht unter einem besonderen, sie kennzeichnenden
TRAUERANZEIGEN Motto: Um „Museen, Moor und mehr“geht es beispielsweise im Dreieck zwischen Bad Waldsee, Bad Wurzach und Wolfegg. Der „Illerblick“kann bei einer Fahrt von Aitrach über Illerbeuren, Legau, Leutkirch und zurück über Aichstetten genossen und das „Bauernland“zwischen Leutkirch, Kißlegg und Wolfegg erkundet werden. Letztere verbindet quasi den Center Parc mit dem Bauernhausmuseum des Kreises und war somit ein besonderer Wunsch von Landrat Harald Sievers, wie Belinda Unger erzählt.
Weiter südlich, zwischen Vogt, Leupolz, Wangen und Pfärrich sind etwa „Gartenfreunde“Thema und im Südosten der Region – in den Räumen Argenbühl und Isny – geht es beispielsweise um „Alpenvorfreude“, „Argenwege“sowie „Türme und Tobel“.
Was nach Erholung pur für Gäste wie Einheimische klingt, hat den Tourismus-Managerinnen in den vergangenen Jahren jede Menge Arbeit beschert, beginnend bereits im Jahr 2015. Dabei ging es in all den Jahren um Planungen, Zuschüsse und Genehmigungen – aber auch um den Austausch und das Neuanbringen ungezählter neuer Schilder, an denen sich Radler auf ihren Strecken orientieren können. Wobei jede Tour durch ihr eigenes Piktogramm erkennbar ist. Insgesamt wurden 1000 Kilometer für Radler neu geplant – auch deutlich über die zertifizierten Strecken hinaus.
Eine Kärrnerarbeit, folgt man den Beschreibungen Belinda Ungers und Andrea Zinsers. Denn jeder Meter Strecke wurde abgefahren und begutachtet. Hinzu kam die Digitalisierung von Projekt und Streckennetz. Denn auch Radtouristen machen sich heutzutage zunehmend mit digitalen Endgeräten auf den Weg.
Kriterien für die seltene und deshalb begehrte ADFC-Auszeichung waren aber nicht nur Schilder, Karten und digitale Führer, sondern auch der Nachweis radlerfreundlicher Unterkünfte. Dazu zählen zum Beispiel abschließbare Unterstände für die Drahtesel, Servicestationen oder Ladesäulen für E-Bikes.
Ein Aufwand, der sich aus Sicht Belinda Ungers lohnt. Denn natürlich vermarktet der Zweckverband sein neues touristisches Aushängeschild, erstmals hat er dies schon auf der virtuellen CMT zu Jahresbeginn getan. Und das aus gutem Grund: Während die bislang bestehenden, überregionalen Radreiserouten durch die Region hindurch führen, laden die allesamt als Rundfahrten angelegten Strecken der zertifzierten Radreiseregion die Gäste zum Verweilen ein. „Das ist für die Unterkunftsbetriebe natürlich interessant“, so Wangens Gästeamtsleiterin. Und nicht zuletzt deshalb ist jede Strecke per Bahn beziehungsweise Bus als Ausgangs- und Zielpunkt erreichbar.
Hinzu kommt: Befragungen haben ergeben, dass fast ein Viertel aller Radtouristen, die das Württembergische Allgäu und sein Umland ansteuern, mit dem Wohnmobil anreisen und im Schnitt zehn Tage lang bleiben. Das wiederum lässt positive Zusatzeffekte für den hiesigen Handel und die Gastronomie erhoffen.
Topografisch sollen die 13 Rundfahrten alle Radreisende ansprechen, zumal die Strecken zumeist über verkehrsarme Nebenstraßen führen. Und auch hiesigen Bürgern könnte die Fahrt über die allesamt längst bestehenden Wege neue Blickwinkel auf ihre Heimat bieten.
Doch noch einmal zurück zur Arbeit: Die war nicht nur (zeitlich) aufwändig, sondern hat auch eine Stange Geld gekostet: Insgesamt wurde ein Betrag von 414 000 Euro investiert. 337 000 Euro davon stammen aus Fördertöpfen von Land, Kreis und Leader-Projekt. Die restliche Summe hat der von den Städten und Gemeinden der Region getragene Tourismusverband selbst finanziert.
Weitere Informationen zur Radreiseregion gibt es unter www.wuerttembergischesallgaeu.info