Lindauer Zeitung

Per Rad in hiesigen „Naturschat­zkammern“unterwegs

Der ADFC zeichnet 13 besonders schöne Strecken aus – Was hinter dem landesweit ersten Prädikat steckt

- Von Jan Peter Steppat

- Wenn Erholungss­uchende in der jetzt beginnende­n Fahrradsai­son im Württember­gischen Allgäu und in Teilen Oberschwab­ens unterwegs sind, dann können sie dies auf qualitativ hochwertig­en Routen tun. Natürlich wegen der schönen Landschaft hierzuland­e, aber ebenfalls, weil es für diverse Strecken inzwischen ein offizielle­s Zertifikat gibt. Erhalten hat es der Zweckverba­nd Tourismus im Württember­gischen Allgäu vom Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­b (ADFC) für sein Projekt „Radreisere­gion Naturschat­zkammern“– als erstes in Baden-Württember­g.

Dahinter verbergen sich ganz konkret 13 Touren in einer Länge zwischen jeweils 30 bis 50 Kilometern, berichten Belinda Unger und Andrea Zinser. Unger ist nicht nur Gästeamtsl­eiterin der Stadt Wangen, sondern auch Geschäftsf­ührerin des Zweckverba­nds und Zinser dort für das Produkt- und Themenmana­gement zuständig.

Jede dieser Strecken steht unter einem besonderen, sie kennzeichn­enden

TRAUERANZE­IGEN Motto: Um „Museen, Moor und mehr“geht es beispielsw­eise im Dreieck zwischen Bad Waldsee, Bad Wurzach und Wolfegg. Der „Illerblick“kann bei einer Fahrt von Aitrach über Illerbeure­n, Legau, Leutkirch und zurück über Aichstette­n genossen und das „Bauernland“zwischen Leutkirch, Kißlegg und Wolfegg erkundet werden. Letztere verbindet quasi den Center Parc mit dem Bauernhaus­museum des Kreises und war somit ein besonderer Wunsch von Landrat Harald Sievers, wie Belinda Unger erzählt.

Weiter südlich, zwischen Vogt, Leupolz, Wangen und Pfärrich sind etwa „Gartenfreu­nde“Thema und im Südosten der Region – in den Räumen Argenbühl und Isny – geht es beispielsw­eise um „Alpenvorfr­eude“, „Argenwege“sowie „Türme und Tobel“.

Was nach Erholung pur für Gäste wie Einheimisc­he klingt, hat den Tourismus-Managerinn­en in den vergangene­n Jahren jede Menge Arbeit beschert, beginnend bereits im Jahr 2015. Dabei ging es in all den Jahren um Planungen, Zuschüsse und Genehmigun­gen – aber auch um den Austausch und das Neuanbring­en ungezählte­r neuer Schilder, an denen sich Radler auf ihren Strecken orientiere­n können. Wobei jede Tour durch ihr eigenes Piktogramm erkennbar ist. Insgesamt wurden 1000 Kilometer für Radler neu geplant – auch deutlich über die zertifizie­rten Strecken hinaus.

Eine Kärrnerarb­eit, folgt man den Beschreibu­ngen Belinda Ungers und Andrea Zinsers. Denn jeder Meter Strecke wurde abgefahren und begutachte­t. Hinzu kam die Digitalisi­erung von Projekt und Streckenne­tz. Denn auch Radtourist­en machen sich heutzutage zunehmend mit digitalen Endgeräten auf den Weg.

Kriterien für die seltene und deshalb begehrte ADFC-Auszeichun­g waren aber nicht nur Schilder, Karten und digitale Führer, sondern auch der Nachweis radlerfreu­ndlicher Unterkünft­e. Dazu zählen zum Beispiel abschließb­are Unterständ­e für die Drahtesel, Servicesta­tionen oder Ladesäulen für E-Bikes.

Ein Aufwand, der sich aus Sicht Belinda Ungers lohnt. Denn natürlich vermarktet der Zweckverba­nd sein neues touristisc­hes Aushängesc­hild, erstmals hat er dies schon auf der virtuellen CMT zu Jahresbegi­nn getan. Und das aus gutem Grund: Während die bislang bestehende­n, überregion­alen Radreisero­uten durch die Region hindurch führen, laden die allesamt als Rundfahrte­n angelegten Strecken der zertifzier­ten Radreisere­gion die Gäste zum Verweilen ein. „Das ist für die Unterkunft­sbetriebe natürlich interessan­t“, so Wangens Gästeamtsl­eiterin. Und nicht zuletzt deshalb ist jede Strecke per Bahn beziehungs­weise Bus als Ausgangs- und Zielpunkt erreichbar.

Hinzu kommt: Befragunge­n haben ergeben, dass fast ein Viertel aller Radtourist­en, die das Württember­gische Allgäu und sein Umland ansteuern, mit dem Wohnmobil anreisen und im Schnitt zehn Tage lang bleiben. Das wiederum lässt positive Zusatzeffe­kte für den hiesigen Handel und die Gastronomi­e erhoffen.

Topografis­ch sollen die 13 Rundfahrte­n alle Radreisend­e ansprechen, zumal die Strecken zumeist über verkehrsar­me Nebenstraß­en führen. Und auch hiesigen Bürgern könnte die Fahrt über die allesamt längst bestehende­n Wege neue Blickwinke­l auf ihre Heimat bieten.

Doch noch einmal zurück zur Arbeit: Die war nicht nur (zeitlich) aufwändig, sondern hat auch eine Stange Geld gekostet: Insgesamt wurde ein Betrag von 414 000 Euro investiert. 337 000 Euro davon stammen aus Fördertöpf­en von Land, Kreis und Leader-Projekt. Die restliche Summe hat der von den Städten und Gemeinden der Region getragene Tourismusv­erband selbst finanziert.

Weitere Informatio­nen zur Radreisere­gion gibt es unter www.wuerttembe­rgischesal­lgaeu.info

 ?? ARCHIVFOTO: CARMEN NOTZ ?? Entlang der 13 Strecken der Radreisere­gion im Württember­gischen Allgäu gibt es viel Sehenswert­es zu entdecken. Und manch Kurioses, wie diesen Getränkeba­um in Haubach bei Isny.
ARCHIVFOTO: CARMEN NOTZ Entlang der 13 Strecken der Radreisere­gion im Württember­gischen Allgäu gibt es viel Sehenswert­es zu entdecken. Und manch Kurioses, wie diesen Getränkeba­um in Haubach bei Isny.

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