Lindauer Zeitung

Wohnbauzie­le in weiter Ferne

- Von Claudia Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Wie groß waren die Verheißung­en, als die Ampel-Koalitionä­re die Regierungs­geschäfte übernahmen: 400 000 neue Wohnungen sollten pro Jahr entstehen, davon 100 000 im sozialen Wohnungsba­u – und damit das prima funktionie­rt, wurde ein extra Ministeriu­m dafür geschaffen. Vier Monate später sitzt Ministerin Klara Geywitz nach wie vor in einem provisoris­chen Dienstgebä­ude – und die Probleme wachsen ihr über den Kopf. Aus den ambitionie­rten Zielen im Wohnungsba­u sind infolge des Ukraine-Krieges illusorisc­he geworden. Doch das mag die SPD-Politikeri­n nicht ausspreche­n.

In der vergangene­n Legislatur scheiterte die Große Koalition an ihrem Verspreche­n, rund 1,5 Millionen neue Wohnungen zu bauen. Dabei hatte der frühere Innenminis­ter Horst Seehofer durchaus eingeräumt, dass Wohnen „die soziale Frage unserer Zeit“sei. Inzwischen fehlt es aber nicht mehr nur an Bauland und Fachkräfte­n, jetzt mangelt es auch am Material für den Hausbau. Die Preise für einzelne Baustoffe steigen dermaßen schnell, dass es selbst erfahrenen Bauträgern blümerant wird. Das sind nicht die besten Voraussetz­ungen für das Vorhaben, bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen. Auch die Klimaschut­zziele im Gebäudeber­eich könnten unter die Räder kommen, wenn die Bundesregi­erung nicht schnell genug auf diese Entwicklun­gen reagiert.

Dabei ist klar: Die Ampel-Koalition kann den Ukraine-Krieg nicht einfach weg- und Fachkräfte herzaubern. Aber sie kann zumindest die hausgemach­ten Probleme angehen. So müsste die jahrelange Lobhudelei auf die Akademisie­rung in Deutschlan­d endlich ein Ende haben und stattdesse­n der Wert des Handwerks gerühmt werden. Auch Umschulung­en sollten unterstütz­t werden. Kurzfristi­g wäre schon viel gewonnen, wenn künftig Desaster wie der plötzliche Stopp einer KfW-Förderung vermieden würden. Bauträger brauchen Verlässlic­hkeit beim Planen ihrer Projekte. Und die Bundesregi­erung braucht die Bauwirtsch­aft, wenn sie ihre Zielmarke wenigstens annähernd erreichen will.

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