Wohnbauziele in weiter Ferne
Wie groß waren die Verheißungen, als die Ampel-Koalitionäre die Regierungsgeschäfte übernahmen: 400 000 neue Wohnungen sollten pro Jahr entstehen, davon 100 000 im sozialen Wohnungsbau – und damit das prima funktioniert, wurde ein extra Ministerium dafür geschaffen. Vier Monate später sitzt Ministerin Klara Geywitz nach wie vor in einem provisorischen Dienstgebäude – und die Probleme wachsen ihr über den Kopf. Aus den ambitionierten Zielen im Wohnungsbau sind infolge des Ukraine-Krieges illusorische geworden. Doch das mag die SPD-Politikerin nicht aussprechen.
In der vergangenen Legislatur scheiterte die Große Koalition an ihrem Versprechen, rund 1,5 Millionen neue Wohnungen zu bauen. Dabei hatte der frühere Innenminister Horst Seehofer durchaus eingeräumt, dass Wohnen „die soziale Frage unserer Zeit“sei. Inzwischen fehlt es aber nicht mehr nur an Bauland und Fachkräften, jetzt mangelt es auch am Material für den Hausbau. Die Preise für einzelne Baustoffe steigen dermaßen schnell, dass es selbst erfahrenen Bauträgern blümerant wird. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für das Vorhaben, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auch die Klimaschutzziele im Gebäudebereich könnten unter die Räder kommen, wenn die Bundesregierung nicht schnell genug auf diese Entwicklungen reagiert.
Dabei ist klar: Die Ampel-Koalition kann den Ukraine-Krieg nicht einfach weg- und Fachkräfte herzaubern. Aber sie kann zumindest die hausgemachten Probleme angehen. So müsste die jahrelange Lobhudelei auf die Akademisierung in Deutschland endlich ein Ende haben und stattdessen der Wert des Handwerks gerühmt werden. Auch Umschulungen sollten unterstützt werden. Kurzfristig wäre schon viel gewonnen, wenn künftig Desaster wie der plötzliche Stopp einer KfW-Förderung vermieden würden. Bauträger brauchen Verlässlichkeit beim Planen ihrer Projekte. Und die Bundesregierung braucht die Bauwirtschaft, wenn sie ihre Zielmarke wenigstens annähernd erreichen will.