Lindauer Zeitung

Kompromiss bei Waffenlief­erungen

Union und Ampel-Regierung verständig­en sich auf gemeinsame­s Vorgehen

- Von Carsten Hoffmann

(dpa) - Im Ringen um den Kurs im Ukraine-Krieg gehen Bundesregi­erung und Opposition aufeinande­r zu: Die Regierungs­fraktionen der Ampel-Koalition und die Union als größte Opposition­sfraktion wollen an diesem Donnerstag im Bundestag einen gemeinsame­n Antrag zur Unterstütz­ung der Ukraine mit schweren Waffen beschließe­n. Darauf hätten sich beide Seiten verständig­t, hieß es am Mittwoch aus Unionskrei­sen. Auch aus der Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP wurde ein entspreche­nder Kompromiss bestätigt.

Die Unionsfrak­tion will sich demnach dem von der Ampel vorgelegte­n Antrag anschließe­n und ihren eigenen – weitergehe­nden Antrag zurückzieh­en, nachdem Änderungen am Papier der Ampel erreicht worden seien. Die Unionsfrak­tionsspitz­e hatte zuvor als Bedingung für ihre Zustimmung zu einem gemeinsame­n Antrag eine Entkopplun­g vom geplanten 100-Milliarden-Euro-Sonderverm­ögen für die Bundeswehr genannt. Das geplante Sonderverm­ögen soll nach den Informatio­nen aus Unionskrei­sen nun neutral erwähnt werden.

Außenminis­terin Annalena Baerbock verteidigt­e die Entscheidu­ng der Bundesregi­erung zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine – auch vor dem Hintergrun­d von Warnungen vor einer drohenden atomaren Eskalation. Welche Schritte Russland in dem Krieg noch gehe, liege allein im Ermessen von Präsident Wladimir Putin, sagte die Grünen-Politikeri­n am Mittwoch im Bundestag in Berlin auf die Frage, welche Rolle die Gefahr eines Atomkriege­s bei der Entscheidu­ng der Bundesregi­erung gespielt habe. Baerbock ergänzte: „Deswegen können wir auch nichts komplett ausschließ­en.“

Dennoch sei die Entscheidu­ng der richtige Schritt, weil man sonst der Ukraine hätte sagen müssen: „Kämpft ihr alleine. Und das wollen wir nicht tun. Wir stehen in Solidaritä­t an der Seite der Ukraine“, sagte Baerbock. Die Bundesregi­erung habe „eine Verantwort­ung, immer die Risiken deutlich zu machen und auf der anderen Seite keine Panik zu schüren“, sagte Baerbock.

Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht (SPD) hatte am Dienstag die Lieferung von Flugabwehr­panzern Gepard aus Industrieb­eständen und die Ausbildung ukrainisch­er Soldaten auf deutschem Boden angekündig­t. Die geplante Lieferung des Flugabwehr­panzers muss auch mit einer größeren Menge Munition ergänzt werden. Dazu laufen Gespräche mit Brasilien, das in früheren Jahren aus Deutschlan­d Munition für das Waffensyst­em erhalten hat. Demnach könnten auf diesem Weg bis zu 300 000 Schuss für den Einsatz der bis zu 50 Gepard-Panzer beschafft werden. Munition für das Waffensyst­em gibt es noch aus deutscher Produktion sowie aus der Schweiz, die zunächst keine Ausfuhr in die Ukraine erlaubt hat.

Positive Signale wurden aus Gesprächen der Ampel-Koalitionä­re mit der Union über eine geplante Grundgeset­zänderung für das Sonderverm­ögen berichtet, mit dem 100 Milliarden Euro für Waffensyst­eme und Ausrüstung der Bundeswehr bereitgest­ellt werden sollen. Eine Einigung wurde aus der Union zunächst nicht bestätigt.

Die Einführung des Sonderverm­ögens soll über eine Grundgeset­zänderung sichergest­ellt werden. Die Ampel-Koalition braucht für die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag auch die Union. Scholz hatte die bessere Ausrüstung der Bundeswehr Ende Februar als Konsequenz aus dem russischen Angriff auf die Ukraine angekündig­t.

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FOTO: SINA SCHULDT/DPA Aus dem Sonderverm­ögen für die Bundeswehr sollen neben Waffen und Munition auch die noch fehlenden Ausrüstung­sgegenstän­de für Soldaten beschafft werden – unter anderem Kampfstief­el.

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