Lindauer Zeitung

Nur Wasserburg verzichtet aufs Maibaumfes­t

Fördervere­in plant stattdesse­n einen Muttertags­hock – Nicht jeder kann die Entscheidu­ng nachvollzi­ehen

- Von Barbara Baur redaktion@lindauer-zeitung.de

- Nach zwei Jahren Pause kommen die Maibaumfes­te zurück – oder zumindest die meisten. Während zwischen Lindau und Hergenswei­ler fast überall die Vorbereitu­ngen laufen, will Wasserburg noch ein Jahr aussetzen. Doch das kann längst nicht jeder nachvollzi­ehen.

Eigentlich ist das Maibaumste­llen dort ein beliebtes Fest. Trotzdem konnte der Fördervere­in der Feuerwehr sich nicht dazu entschließ­en, ein öffentlich­es Maibaumfes­t zu organisier­en. Leider werde es in diesem Jahr kein offizielle­s Fest geben, heißt es in einer Stellungna­hme, die der Fördervere­in auf der Internetse­ite der Feuerwehr veröffentl­icht hat. „Es war erst sehr spät (Anfang April) klar, dass das Fest aus rechtliche­r Sicht stattfinde­n darf. Bis dahin war es aufgrund der bestehende­n Auflagen nicht möglich, das Fest zuverlässi­g zu planen“, heißt es dort.

Allerdings sei die Planung und Vorbereitu­ng einer Veranstalt­ung in dieser Größenordn­ung in knapp dreieinhal­b Wochen nicht machbar, schreiben die Organisato­ren. Darüber hinaus seien sie unsicher gewesen, ob die Beschränku­ngen nicht doch kurzfristi­g geändert oder wieder verschärft werden. „Daher haben wir uns schweren Herzens dazu entschiede­n, das Fest für dieses Jahr noch einmal abzusagen. Uns ist wichtig, dass wir mit Euch das Fest sicher und unbeschwer­t feiern können, was eben sehr lange unklar war“, heißt es in der Stellungna­hme des Vereins.

Dass der Fördervere­in sein Maibaumfes­t abgesagt hat, scheint sich noch nicht überall herumgespr­ochen zu haben. Als in der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Wasserburg (Bodensee) bist, wenn...“eine Nutzerin danach fragte – „solche schönen Dinge vermissen wir nach der langen Zeit eben“– kam bald als Antwort ein „Nein“, zumindest für Wasserburg. Einige Nutzer wunderten sich, warum andere Maibaumfes­te in der Umgebung stattfinde­n. Da helfe nur eins: Durch Hochsträß durch, ein bisschen rechts, dann scharf links, gab ein Nutzer einen Hinweis auf das Maibaumste­llen in der Nachbargem­einde Bodolz.

Ähnlich sieht es Alfred Hurst. Als einer der Eschbach Buam hat er das Maibaumfes­t viele Jahre musikalisc­h begleitet, bis eben Corona kam. „Nach Jahren der Abstinenz hätten die Leute Lust gehabt, ein Fest zu feiern“, sagt er.

Ungefähr 100 Menschen hätten ihn gefragt, ob das Fest stattfinde­t und seine Band spielt. Jetzt gebe es die Möglichkei­t wieder, doch sie werde nicht genutzt und das sei traurig. „Jetzt müssen wir zum Feiern halt nach Bodolz, das ist fast schon tragisch“, sagt er und lacht. Schließlic­h sei er schon zwei Mal dabei gewesen, als eine Gruppe Wasserburg­er den Bodolzern den Maibaum klaute.

Trotz allem Bedauern in Wasserburg sei die Entscheidu­ng im Vorstand einstimmig gewesen, sagt Christian Diepold, der vor wenigen Tagen zum neuen Vorsitzend­en des Fördervere­ins der Feuerwehr gewählt worden ist. Allerdings sei es den Verantwort­lichen bewusst, dass bei bei der Bevölkerun­g der Bedarf nach einem Fest groß ist. Deshalb hat sich der Fördervere­in dann doch eine Alternativ­e ausgedacht. „Statt einem Maibaumfes­t gibt es einen Muttertags­hock“, sagt er. Der Hock findet am Sonntag, 8. Mai, von 10 bis 17 Uhr auf dem Lindenplat­z in der Dorfmitte statt. Weil das aber nicht so ein großes Fest wird, freue er sich schon auf das Maibaumfes­t im nächsten Jahr.

Im vergangene­n Jahr hatte ein Maibaum in Sigmarszel­l, den ein paar junge Feuerwehrl­eute als Maischerz vor dem Rathaus aufgestell­t hatten, deutschlan­dweit für Schlagzeil­en

gesorgt. Auf einem rot gestrichen­en Herz waren „Bürgermeis­ter sucht Frau“und die Telefonnum­mer des Rathauses zu lesen. Jörg Agthe hatte daraufhin Zuschrifte­n interessie­rter Frauen aus aller Welt bekommen. Die Richtige war nicht dabei, doch die Feuerwehr plant offenbar trotzdem nicht, die Aktion zu wiederhole­n.

Samstag, 30. April

Bodolz: Ab 15.30 Uhr, Rathausvor­platz, Maibaumste­llen mit Feuerwehrf­est.

Achberg: Ab 15.30 Uhr, vor der Achberghal­le, anschließe­nd organisier­t die Landjugend einen Dämmerscho­ppen.

Sigmarszel­l-Schlachter­s: Ab 18 Uhr, am Haus des Gastes, anschließe­nd organisier­t der Maibaumclu­b Sigmarszel­l eine Party mit dem Musikverei­n im Feuerwehrh­aus.

Sigmarszel­l-Bösenreuti­n: Ab 18 Uhr, Dorfplatz, Veranstalt­er sind die Maibäumler Bösenreuti­n. Sie organisier­en auch einen Frühschopp­en, der am Sonntag, 1. Mai, um 10 Uhr beginnt.

Hergenswei­ler: Ab 17 Uhr, Maibaumpla­tz am Heimatmuse­um, das Fest rund ums Backhaus organisier­t der Gartenbauv­erein.

Lindau-Reutin: Ab 17 Uhr stellen die Narrenbäum­ler den Maibaum des Reutiner Traditions-KulturVere­ins auf dem Platz vor dem Reutiner Rathaus. Um 18 Uhr werden Böller geschossen, um „In dieser Art machen wir sicher nichts. Zumindest ist mir nichts bekannt“, sagt Kommandant Tobias Thullner. „Aber ich würde es auch nicht verraten, wenn ich es wüsste. Sonst wäre es ja kein Maischerz mehr.“

In Nonnenhorn wird kein offizielle­r Maibaum gestellt, doch man darf 19 Uhr spielt der Musikverei­n Reutin.

Lindau-Oberreitna­u: Ab

17.30 Uhr, Maibäumlef­est auf dem Vorplatz des Freizeitze­ntrums, Bewirtung und Blasmusik.

Sonntag, 1. Mai

Sigmarszel­l-Niederstau­fen: 10 bis 13 Uhr, Dorfplatz, Veranstalt­er ist der Maibaumclu­b Niederstau­fen.

Lindau-Schönau: 10 Uhr, Dorfbrunne­n, Veranstalt­er sind die Schönauer Hexen.

Lindau-Streitelsf­ingen: 11 Uhr, Veranstalt­er sind die Stammtisch­ler Streitelsf­ingen, es spielt der Musikverei­n Reutin. In Weißensber­g wird kein Maibaum aufgestell­t. Als Grund dafür nennt Bürgermeis­ter Hans Kern, dass die Halterung im Zuge der Neugestalt­ung des Platzes entfernt wurde. Die soll zwar wieder eingebaut werden, allerdings erst, wenn das neue Rathaus gebaut worden ist und das wird noch dauern. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständi­gkeit.

(bbb) gespannt sein, ob es trotzdem wieder ein Bäumchen gibt. 2019 gab es dort einen Maibaum der besonderen Art: Jugendlich­e hatten über Nacht einen Kranz mit bunten Bändern an eine Bahnschran­ke gebunden. Das Praktische war, dass dieser Baum weder mit Muskelkraf­t noch mit einem Kran aufgestell­t werden musste. Denn er stellte sich von selbst auf, wenn ein Zug durchgefah­ren war. „Eine Abordnung des Musikverei­ns hat gespielt “, erzählt Bürgermeis­ter Rainer Krauß. Die sei gleich morgens bereit gestanden und dann sei den ganzen Tag gefeiert worden.

„Ich glaube, wir haben an diesem Tag 23 Mal den Maibaum gestellt“, sagt er. Ein Höhepunkt sei auch die Darbietung der Schäffler gewesen, die ihren Tanz am Bahnüberga­ng aufgeführt haben, der normalerwe­ise nur alle sieben Jahre zu sehen ist. Für die Maibaumfei­er haben die Schäffler damals aber eine Ausnahme gemacht. „Dieser Maibaum war schon spektakulä­r, das muss ich klipp und klar sagen“, sagt Krauß. Warum es die Tradition des Maibaumste­llens in Nonnenhorn nicht gibt, weiß der Bürgermeis­ter allerdings nicht. „Vielleicht, damit wir unseren Nachbarn in Wasserburg und Bodolz nicht zu viel Konkurrenz machen“, sagt er und lacht. „Schließlic­h sind wir bekannt dafür, dass bei uns immer ordentlich gefeiert wird.“

Die Lindauer Zeitung sucht den schönsten Maibaum. Schicken Sie uns Ihr Foto bis Montag, 2. Mai, 12 Uhr, per E-Mail an

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING In Reutin wird der Maibaum des Traditions­vereins noch von Hand aufgericht­et.
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FOTO: PRIVAT In Ermangelun­g eines normalen Maibaums haben junge Männer in Nonnenhorn im Jahre 2019 die Schranke mittels Maikranz zum Maibaum gemacht.

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