Nur Wasserburg verzichtet aufs Maibaumfest
Förderverein plant stattdessen einen Muttertagshock – Nicht jeder kann die Entscheidung nachvollziehen
- Nach zwei Jahren Pause kommen die Maibaumfeste zurück – oder zumindest die meisten. Während zwischen Lindau und Hergensweiler fast überall die Vorbereitungen laufen, will Wasserburg noch ein Jahr aussetzen. Doch das kann längst nicht jeder nachvollziehen.
Eigentlich ist das Maibaumstellen dort ein beliebtes Fest. Trotzdem konnte der Förderverein der Feuerwehr sich nicht dazu entschließen, ein öffentliches Maibaumfest zu organisieren. Leider werde es in diesem Jahr kein offizielles Fest geben, heißt es in einer Stellungnahme, die der Förderverein auf der Internetseite der Feuerwehr veröffentlicht hat. „Es war erst sehr spät (Anfang April) klar, dass das Fest aus rechtlicher Sicht stattfinden darf. Bis dahin war es aufgrund der bestehenden Auflagen nicht möglich, das Fest zuverlässig zu planen“, heißt es dort.
Allerdings sei die Planung und Vorbereitung einer Veranstaltung in dieser Größenordnung in knapp dreieinhalb Wochen nicht machbar, schreiben die Organisatoren. Darüber hinaus seien sie unsicher gewesen, ob die Beschränkungen nicht doch kurzfristig geändert oder wieder verschärft werden. „Daher haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden, das Fest für dieses Jahr noch einmal abzusagen. Uns ist wichtig, dass wir mit Euch das Fest sicher und unbeschwert feiern können, was eben sehr lange unklar war“, heißt es in der Stellungnahme des Vereins.
Dass der Förderverein sein Maibaumfest abgesagt hat, scheint sich noch nicht überall herumgesprochen zu haben. Als in der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Wasserburg (Bodensee) bist, wenn...“eine Nutzerin danach fragte – „solche schönen Dinge vermissen wir nach der langen Zeit eben“– kam bald als Antwort ein „Nein“, zumindest für Wasserburg. Einige Nutzer wunderten sich, warum andere Maibaumfeste in der Umgebung stattfinden. Da helfe nur eins: Durch Hochsträß durch, ein bisschen rechts, dann scharf links, gab ein Nutzer einen Hinweis auf das Maibaumstellen in der Nachbargemeinde Bodolz.
Ähnlich sieht es Alfred Hurst. Als einer der Eschbach Buam hat er das Maibaumfest viele Jahre musikalisch begleitet, bis eben Corona kam. „Nach Jahren der Abstinenz hätten die Leute Lust gehabt, ein Fest zu feiern“, sagt er.
Ungefähr 100 Menschen hätten ihn gefragt, ob das Fest stattfindet und seine Band spielt. Jetzt gebe es die Möglichkeit wieder, doch sie werde nicht genutzt und das sei traurig. „Jetzt müssen wir zum Feiern halt nach Bodolz, das ist fast schon tragisch“, sagt er und lacht. Schließlich sei er schon zwei Mal dabei gewesen, als eine Gruppe Wasserburger den Bodolzern den Maibaum klaute.
Trotz allem Bedauern in Wasserburg sei die Entscheidung im Vorstand einstimmig gewesen, sagt Christian Diepold, der vor wenigen Tagen zum neuen Vorsitzenden des Fördervereins der Feuerwehr gewählt worden ist. Allerdings sei es den Verantwortlichen bewusst, dass bei bei der Bevölkerung der Bedarf nach einem Fest groß ist. Deshalb hat sich der Förderverein dann doch eine Alternative ausgedacht. „Statt einem Maibaumfest gibt es einen Muttertagshock“, sagt er. Der Hock findet am Sonntag, 8. Mai, von 10 bis 17 Uhr auf dem Lindenplatz in der Dorfmitte statt. Weil das aber nicht so ein großes Fest wird, freue er sich schon auf das Maibaumfest im nächsten Jahr.
Im vergangenen Jahr hatte ein Maibaum in Sigmarszell, den ein paar junge Feuerwehrleute als Maischerz vor dem Rathaus aufgestellt hatten, deutschlandweit für Schlagzeilen
gesorgt. Auf einem rot gestrichenen Herz waren „Bürgermeister sucht Frau“und die Telefonnummer des Rathauses zu lesen. Jörg Agthe hatte daraufhin Zuschriften interessierter Frauen aus aller Welt bekommen. Die Richtige war nicht dabei, doch die Feuerwehr plant offenbar trotzdem nicht, die Aktion zu wiederholen.
Samstag, 30. April
Bodolz: Ab 15.30 Uhr, Rathausvorplatz, Maibaumstellen mit Feuerwehrfest.
Achberg: Ab 15.30 Uhr, vor der Achberghalle, anschließend organisiert die Landjugend einen Dämmerschoppen.
Sigmarszell-Schlachters: Ab 18 Uhr, am Haus des Gastes, anschließend organisiert der Maibaumclub Sigmarszell eine Party mit dem Musikverein im Feuerwehrhaus.
Sigmarszell-Bösenreutin: Ab 18 Uhr, Dorfplatz, Veranstalter sind die Maibäumler Bösenreutin. Sie organisieren auch einen Frühschoppen, der am Sonntag, 1. Mai, um 10 Uhr beginnt.
Hergensweiler: Ab 17 Uhr, Maibaumplatz am Heimatmuseum, das Fest rund ums Backhaus organisiert der Gartenbauverein.
Lindau-Reutin: Ab 17 Uhr stellen die Narrenbäumler den Maibaum des Reutiner Traditions-KulturVereins auf dem Platz vor dem Reutiner Rathaus. Um 18 Uhr werden Böller geschossen, um „In dieser Art machen wir sicher nichts. Zumindest ist mir nichts bekannt“, sagt Kommandant Tobias Thullner. „Aber ich würde es auch nicht verraten, wenn ich es wüsste. Sonst wäre es ja kein Maischerz mehr.“
In Nonnenhorn wird kein offizieller Maibaum gestellt, doch man darf 19 Uhr spielt der Musikverein Reutin.
Lindau-Oberreitnau: Ab
17.30 Uhr, Maibäumlefest auf dem Vorplatz des Freizeitzentrums, Bewirtung und Blasmusik.
Sonntag, 1. Mai
Sigmarszell-Niederstaufen: 10 bis 13 Uhr, Dorfplatz, Veranstalter ist der Maibaumclub Niederstaufen.
Lindau-Schönau: 10 Uhr, Dorfbrunnen, Veranstalter sind die Schönauer Hexen.
Lindau-Streitelsfingen: 11 Uhr, Veranstalter sind die Stammtischler Streitelsfingen, es spielt der Musikverein Reutin. In Weißensberg wird kein Maibaum aufgestellt. Als Grund dafür nennt Bürgermeister Hans Kern, dass die Halterung im Zuge der Neugestaltung des Platzes entfernt wurde. Die soll zwar wieder eingebaut werden, allerdings erst, wenn das neue Rathaus gebaut worden ist und das wird noch dauern. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
(bbb) gespannt sein, ob es trotzdem wieder ein Bäumchen gibt. 2019 gab es dort einen Maibaum der besonderen Art: Jugendliche hatten über Nacht einen Kranz mit bunten Bändern an eine Bahnschranke gebunden. Das Praktische war, dass dieser Baum weder mit Muskelkraft noch mit einem Kran aufgestellt werden musste. Denn er stellte sich von selbst auf, wenn ein Zug durchgefahren war. „Eine Abordnung des Musikvereins hat gespielt “, erzählt Bürgermeister Rainer Krauß. Die sei gleich morgens bereit gestanden und dann sei den ganzen Tag gefeiert worden.
„Ich glaube, wir haben an diesem Tag 23 Mal den Maibaum gestellt“, sagt er. Ein Höhepunkt sei auch die Darbietung der Schäffler gewesen, die ihren Tanz am Bahnübergang aufgeführt haben, der normalerweise nur alle sieben Jahre zu sehen ist. Für die Maibaumfeier haben die Schäffler damals aber eine Ausnahme gemacht. „Dieser Maibaum war schon spektakulär, das muss ich klipp und klar sagen“, sagt Krauß. Warum es die Tradition des Maibaumstellens in Nonnenhorn nicht gibt, weiß der Bürgermeister allerdings nicht. „Vielleicht, damit wir unseren Nachbarn in Wasserburg und Bodolz nicht zu viel Konkurrenz machen“, sagt er und lacht. „Schließlich sind wir bekannt dafür, dass bei uns immer ordentlich gefeiert wird.“
Die Lindauer Zeitung sucht den schönsten Maibaum. Schicken Sie uns Ihr Foto bis Montag, 2. Mai, 12 Uhr, per E-Mail an