Viel Lob für die Ravensburger Innenstadt
Umfrage zeigt: Bei Parkgebühren ist die Meinung geteilt
Die Pläne der Verwaltung und von Teilen des Ravensburger Gemeinderats, die Parkgebühren in der Stadt zu erhöhen und damit den Klimaschutz zu fördern, haben eine hitzige Debatte ausgelöst. Das Wirtschaftsforum pro Ravensburg sowie der CDU-Ortsverband wehren sich gegen den Vorstoß mit dem Argument, dass das den Handel nachhaltig schädigen würde. Die Redaktion hat Passanten (Fotos: Lea Dillmann) in der Fußgängerzone gefragt, was sie vom lokalen Angebot und der Parksituation halten.
Gabi Klamer fährt gerne von Vogt nach Ravensburg zum Einkaufen – auch wenn sie die Parkgebühren für zu hoch hält. „Ich war jetzt vier Stunden in der Stadt. Ich muss bestimmt sieben oder acht Euro zahlen“, sagt sie. Ansonsten beschreibt sie die Innenstadt als attraktiv. Sie gehe grundsätzlich lieber in die Stadt als online einzukaufen, so die 61Jährige. Damit möchte sie aktiv den lokalen Handel unterstützen. Das Angebot an Läden dürfte laut Klamer gerne auch bisschen größer sein: „Der eine oder andere Laden hat ja leider zugemacht.“
„Ich bin nicht so der Shopper“, erzählt Oliver Villa. Das habe die Pandemie bei ihm noch verstärkt. Doch er flaniert gerne durch die Altstadt, wo der 51-jährige Lehrer wohnt. „Der Gespinstmarkt ist sehr schön mittlerweile. Ich bin froh, dass die Autos weg sind“, sagt Villa, der überzeugter Radfahrer ist. Mit dem Angebot an Bars oder Restaurants sei er grundsätzlich zufrieden. Wenn er jedoch abends – wie an einem Montag oder Mittwoch – ausgehen will, sei es schwer, einen passenden Ort zu finden. Villa versteht aber auch die
Sicht mancher Händler, denen das Gastronomie-Angebot zu groß erscheint. In Ravensburg werde – wie auch in anderen Städten – immer mehr auf Restaurants statt auf qualitativ hochwertige Läden gesetzt.
Lena Meschenmoser ist vor drei Jahren für ihr Lehramtsstudium nach Ravensburg
gezogen. Bis heute findet sie es sehr schön, durch die Innenstadt zu laufen, sagt die 25-Jährige. Sie beklagt, dass es immer mehr leer stehende Läden in Ravensburg gibt, was sich bisher auf die Vielfalt der Läden aber nicht auswirke. „Wenn ich irgendwas brauche, kriege ich das meiste hier“, meint sie. Sie wohnt sehr zentral. Im Hinblick auf die steigenden Parkgebühren sei sie jedoch froh um ihren Tiefgaragenparkplatz. Für Pendler sei die Anhebung der Parkkosten aber sehr ungünstig. „Das sollte man versuchen, irgendwie auszugleichen“, sagt sie.
Als schmutzig empfindet Peter Horn die Altstadt. Bestimmte Gassen würden von der Stadt zu selten gereinigt, sagt er. „Auch viele Leute lassen ihren Müll, Zigaretten, Kippen und so weiter einfach liegen“, so der 69-Jährige weiter. Eine Unart, die ihm in Ravensburg stark auffalle. Im Sommer halte er sich trotzdem gerne in der Stadt auf, meint Horn und nennt den oberen Marienplatz und den Gespinstmarkt als Beispielsorte. Horn wohnt auch in der Altstadt. Er sagt: „Die Lebensqualität ist wirklich gut.“Einkaufsmöglichkeiten seien reichlich vorhanden. Nur an besonderer Gastronomie fehle es ihm. Es gebe aktuell noch kein herausragendes Restaurant in Ravensburg. Dass die Parkgebühren weiter stei- gen sollen, könne er nachvollziehen. Denn in anderen Städten wie Friedrichshafen oder am Bodensee beobachte man das auch. Er sehe darin aber keinen Grund für Einkaufstouristen, nicht mehr nach Ravensburg kommen zu wollen, so Horn.
Maximilian M. aus Weingarten ist vor allem froh, dass man nach den Corona-Lockdowns überhaupt wieder irgendwo hingehen kann. Deshalb stelle ihn das derzeitige Angebot in der Ravensburger Innenstadt zufrieden. Trotzdem vermisse er die Vielfalt an einzelnen individuellen Geschäften, wie er sagt. „Ich finde generell, Innenstädte sind schrecklich, egal in welcher Stadt“, meint der 36-Jährige, „weil es überall nur noch die gleichen Ketten gibt.“Diese Entwicklung beobachte er auch in Ravensburg. Verbesserungsbedarf sieht er auch in der Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel. Gerade abends sei es schwierig, von der Innenstadt in das Umland zu kommen.
„Ich bin der Meinung, die Parkgebühren haben überhaupt nichts mit dem Einkaufserlebnis zu tun“, sagt Elke Starz aus Ravensburg. Denn auch in Friedrichshafen müsse man ins Parkhaus fahren und zahlen. Die Gastronomie beschreibt die 59-Jährige als sehr gut.
Sie hoffe aber, dass das Angebot an Läden nach der Corona-Pandemie besser werde. Sie könne verstehen, dass teure Mieten in der Innenstadt den Betrieb für Ladenbesitzer nicht einfach machen, meint sie. Auf Parkplätze ist Starz als Anwohnerin aktuell nicht angewiesen. Dennoch findet sie, dass man in der Altstadt noch ein bisschen Durchgängigkeit bewahren muss. Zum Beispiel in der Markstraße müssten weiterhin ein paar Parkplätze zur Verfügung stehen. Das sei für Menschen, die mal eben in den Bauernmarkt wollen, einfach notwendig.